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Ausländer, Rose

H.A.M. 0

Rose Ausländer (eigtl. Rosalie Beatrice „Ruth“ Scherzer)
Schriftstellerin, Lyrikerin


Geb. 11.5.1901 in Czernowitz/ Österreich-Ungarn
Gest. 3.1.1988 in Düsseldorf


Aufgewachsen in Czernowitz, Hauptstadt der damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Bukowina, wandert Rose Ausländer zweimal in die USA aus, wo sie sich als Bankangestellte finanziell über Wasser hält. Gleichzeitig publiziert sie als Journalistin und Schriftstellerin.

Ausgerechnet im Jahr des Kriegsausbruchs 1939 kehrt sie jedoch in ihre Geburtsstadt zurück, um ihre schwerkranke Mutter zu pflegen und wird 1941 nach der Besetzung der Stadt durch deutsche Truppen ins Ghetto gebracht, wo sie den jungen Paul Celan kennenlernt …

Nach Wanderjahren quer durch Europa wird Düsseldorf schließlich ihre Wahlheimat. Ihren Lebensabend verbringt sie dort im Nelly Sachs-Altersheim der jüdischen Gemeinde.


Behütete Kinderjahre in Czernowitz

Rose Ausländer verlebte in Czernowitz, Hauptstadt der damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Bukowina, behütete Kinderjahre.
Die Mutter Etie Rifke Scherzer, geb. Binder, und der Vater Sigmund Scherzer, Kaufmann und Prokurist einer Export-Import-Firma, gehörten zur deutschsprachigen jüdischen Bevölkerung der Stadt. Nach dem Besuch der Kommunalen Mädchen-Volksschule wechselte Rose Ausländer 19I4 auf ein Mädchenlyzeum.

Flucht nach Wien

1916 flüchtete sie mit ihrer Familie vor den Kriegshandlungen nach Budapest und anschließend nach Wien. Nach ihrer Rückkehr nahm sie 1920 das Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität in Czernowitz auf.

Studium der Literaturwissenschaften und Philosophie in Czernowitz

In dem geistig anregenden Klima der Vielvölkerstadt – der „buntschichtigen Stadt“ -, in der Polen, Ungarn, Rumänen, Ukrainer, Deutsche und Juden nebeneinander lebten, konnten sich Rose Ausländers Interessen für Kunst, Literatur und Politik früh entfalten. „Man verschlang die klassischen und modernen Werke der fremdsprachigen, insbesondere der französischen, russischen, englischen und amerikanischen Literatur. Jeder Jünger war von der Mission seines Meisters durchdrungen. Man huldigte selbstlos und mit vehementer Begeisterung“, schrieb Rose Ausländer in ihrem Aufsatz Erinnerungen an eine Stadt. (…)


Bankangestellte, Journalistin und Schriftstellerin in New York

Als die Familie nach der 1918 erfolgten Angliederung der Bukowina an Rumänien und dem frühen Tod des Vaters verarmte, wanderte Rose Ausländer gemeinsam mit ihrem Studienfreund Ignaz Ausländer 1920 nach Amerika aus. In Minneapolis/St. Paul betreute sie als Hilfsredakteurin der deutschsprachigen Zeitschrift Westlicher Herold die Anthologie Amerika Herold Kalender, der sie eigene Gedichte beifügte. Gegen Ende 1922 zog sie mit Ignaz Ausländer nach New York, arbeitete als Bankangestellte und war journalistisch und schriftstellerisch tätig. Gedichte veröffentlichte sie in der deutschsprachigen New Yorker Volkszeitung. 1923 heiratete sie Ignaz Ausländer, trennte sich jedoch drei Jahre später von ihm.

Rückkehr nach Czernowitz

Mit ihrer großen Liebe, dem Schriftsteller und Graphologen Helios Hecht, kehrte sie 1931 nach Czernowitz zurück, schrieb für die Zeitschrift Der Tag und das Czernowitzer Morgenblatt und gab Englischunterricht. Ihre Gedichte erschienen in Czernowitzer und Prager Zeitschriften und Anthologien. 

erste veröffentlichte Gedichte 1939

Von Alfred Margul-Sperber, der auch Paul Celan entdeckte, gefördert, veröffentlichte sie 1939 unter dem Namen Ausländer-Scherzer ihren ersten, stürmisch gefeierten Gedichtband Der Regenbogen. Im Krieg gingen die Restauflage des Gedichtbandes sowie ihre Tagebücher, Lyrikmanuskripte und ihre Essays über Spinoza, Brunner, Plato und Freud verloren.


Zweite Emigration in die USA

Von Freunden in den USA gedrängt, wegen der immer bedrohli-cher werdenden politischen Situation nach New York zurückzu-kehren, wanderte sie 1939 ein zweites Mal in die USA aus, kehrte jedoch überstürzt noch im selben Jahr nach Czernowitz zurück, um die schwer erkrankte Mutter zu pflegen.

Überstürzte Rückkehr im gleichen Jahr

Nach der Besetzung der Stadt durch deutsche Truppen im Juli 1941 setzten sogleich die Judenverfolgungen ein. Das alte jüdische Viertel in Czernowitz wurde zum Ghetto, in das die Mehrzahl der etwa 60.000 jüdischen Bewohner der Stadt zusammengetrieben wurde und unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mußte.
Im Ghetto lernte Rose Ausländer den jungen Paul Celan kennen (noch unter seinem Namen Paul Antschel), dessen Gedichte sie beeindruckten. Als ihr die Deportation in ein Vernichtungslager in Transnistrien drohte, tauchte sie unter. In verschiedenen Kellerverstecken verborgen, überlebten sie und ihre Angehöri-gen die Zeit der Verfolgungen.


Wiedersehen mit Paul Celan

Nach Ende des Krieges fiel die Bukowina an die UdSSR. Rose Ausländer verließ Czernowitz, lebte zunächst in Bukarest und emigrierte 1946 ein weiteres Mal in die USA.
In New York fand sie Arbeit als Übersetzerin und Fremdspra-chenkorrespondentin. Gedichte schrieb sie von da an in englischer Sprache.

Bei einer Europareise traf sie 1957 in Paris wieder mit Paul Celan zusammen, der sie mit der deutschen Moderne bekannt machte. „Diese Eindrücke waren für ihr weiteres Iyrisches Schaffen prägend. Sie vollzog in ihren deutschen Texten den Schritt zur Moderne.

Begegnung mit der deutschen Moderne

Die fünfundfünfzigjährige verließ zwar nicht mehr ihren Themenkreis, sie änderte jedoch radikal Form und Stil ihrer Arbeit und fand erstaunlich schnell und vollkommen Anschluß an das moderne Gedicht“ (Helmut Braun). Und sie fand endgültig zurück in ihr Mutterland, die deutsche Sprache. Das leichte, wandelbare Wort wurde ihr nach dem Verlust aller Sicherheit zum unzerstörbaren Halt.


Rose Ausländer lässt sich 1956 in Düsseldorf nieder.

Nach längeren Aufenthalten in verschiedenen europäischen Ländern ließ sie sich 1965 in Düsseldorf nieder.

Gedichtbände

Im selben Jahr erschien ihr zweiter Gedichtband Blinder Sommer, der Beachtung fand. Mit jedem weiteren ihrer in rascher Folge veröffentlichten Gedichtbände wuchsen ihr Ruhm und ihre Bedeutung als eine der großen deutschsprachigen Lyrikerinnen dieses Jahrhunderts neben Else Lasker-Schüler, Gertrud Kolmar und Nelly Sachs.

Produktivste Schaffensphase

1971 zog Rose Ausländer in das Nelly-Sachs-Altenheim der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf. In den achtzehn Jahren, die sie dort, gesundheitlich schwerbeeinträchtigt, verbrachte, entstand der größte Teil ihres Werkes.

Ehrungen und Preise

Ihre Arbeiten wurden ins Englische, Französische, Tschechische und Hebräische übersetzt. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 1967 Droste-Preis der Stadt Meersburg, 1977 Ida-Dehmel-Preis und Andreas-Gryphius-Preis, Ehrenpreis des BDI, 1980 Roswitha-Gedenkmedaille der Stadt Gandersheim, 1984 Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik, 1986 Buchpreis der Evangelischen Gemeindebüchereien.


weiterführende Literatur:

Hans Bender, Nachwort.
In: R. Ausländer: Noch ist Raum (G.),1976

Jacob Ehrhardt: Rezension zu Rose Ausländer „Gesammelte Gedichte“.
In: Journal of German-American Studies II, 1976

Jürgen P. Wallmann: Essay
In: R. Ausländer:Gesammelte Gedichte, 1977

Karl Hotz: „Flucht und Zuflucht. Die Märchengedichte der Rose Ausländer“
In: Praxis Deutsch 17, Iggo, Heft 103, S. 65-67


Entnommen aus:
Bulletin Rose Ausländer der Rose Ausländer-Stiftung und des Freundeskreises Rose Ausländer e.V. Nummer 3 – Oktober 2004 –
ISSN 1612-2240


Rose Ausländer (1901-1988)
Autorin: Renate Dohm

Mutterland

Mein Vaterland
ist tot
sie haben es begraben
im Feuer

Ich lebe
in meinem Mutterland
Wort

Rose Ausländer, Jüdin, in deutscher Sprache, aber nicht in Deutschland aufgewachsen, heimatlos nach Verfolgung und Vertreibung, lebte, überlebte in ihrem ‚Mutterland Wort‘. ‚Mutter Sprache‘, das „Welten erschaffende Wort“ war für sie Hoffnung in aller Verzweiflung…

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Vertonungen:

Xaver Paul Thoma:

Mein umdunkeltes Herz
5 Lieder für Sopran, Bratsche und Klavier (1998)
nach Gedichten von Rose Ausländer

1. Die Nacht beleben
2. Stilleben
3. Wehrlos
4. Tagnacht
5. Verborgenes Licht

Weitere Informationen unter:

http://www.xaverpaulthoma.de/werkverzeichnis/xpt111/xpt113/index.html

ders.:

Der Traum hat offene Augen
gemischter Chor a capella S/A/T/B
– Gedichte von Rose Ausländer – (1988)

I Nicht Immer
II So
III Schatterspiel
IV Freude
V Wohin

Weitere Informationen unter:

http://www.xaverpaulthoma.de/werkverzeichnis/xpt061/xpt070/index.html


Links: (deutsch)

http://www.kronenhaus.de

http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/rose-auslaender/

http://www.literaturhaus.at/buch/hoerbuch/rez/auslaenderrose

http://www.literaturhaus.at/zirkular/archive_institutionen/auslaender

http://www.freitag.de/2001/21/01211503.php

http://www.zvab.com/angebote/rose-auslaender.html

http://www.deutsche-liebeslyrik.de/manuskript/man7_seite13.htm

http://www.litlinks.it/a/auslaender.htm

http://www.judentum-projekt.de/persoenlichkeiten/liter/roseauslaender/index.html

http://www.ursulahomann.de/RoseAuslaender/inhalt.html

http://www.david.juden.at/kulturzeitschrift/50-54/Main%20frame_Artikel53_Jaus.htm

http://www.bukowina-institut.de


International:

http://www.tierradenadie.de/archivo/literatura/roseauslaender/roseauslaender.htm

http://www.bukovinasociety.org/newsletters/Buko-NL-1999-1-Mar.html

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