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Völkermord an den Armeniern

H.A.M. 0

Bereits im März 1915 hatte man mit der Verhaftung vor allem der politischen wie intellektuellen Führer des armenischen Volkes begonnen, und in der Nacht vom 24. zum 25. April sowie auch noch an den darauffolgenden Tagen wurden vor allem in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul), wo sich die kulturell und politisch aktivste Armeniergemeinde befand, Hunderte führender Pesönlichkeiten verhaftet. Unter ihnen Ärzte, Journalisten, Dichter, Künstler und Wissenschaftler. Ihre Wohnungen wurden ebenso durchsucht wie Kirchen, Schulen und der Sitz des geistlichen Oberhauptes der Armenier. Kaum einer der rund 600 Verhafteten hat die folgenden Tage überlebt. Das Schicksal des armenischen Volkes war von nun an vorgezeichnet und führte in den sicheren Tod. Bei diesem ersten staatlich initiierten und organisierten Völkermord des 20. Jahrhunderts sind 1915/16 ca. 1,5 Millionen Armenier im damaligen Osmanischen Reich ums Leben gekommen.


Vom 13.-16. April 1984 wurde in der Pariser Sorbonne vor dem Ständigen Tribunal der Völker jene systematische Vernichtung der Armenier während des Ersten Weltkrieges verhandelt. Die Parteien standen vor Gericht – mit einer Ausnahme allerdings: die Türkei hatte, trotz offizieller Einladung, keinen Vertreter zur Verhandlung in die französische Hauptstadt geschickt.


„Dieses Tribunal war bereits 1979 in Analogie zu dem so genannten Russell-Tribunal gegründet worden, das, iniziert von den beiden Philosophien Bertrand Russell und Jean-Paul Sartre, über die amerikanischen Kriegsverbrechen in Vietnam disputiert hatte. Dieses nicht-staatlich organisierte Tribunal hatte jedoch keine Strafbefugnisse, sondern lediglich die Aufgabe zu untersuchen, ob im Zusammenhang mit den Ereignissen von Völkermord zu sprechen sei. Die Veranstaltung habe, wie im Vorwort der Prozessakten nachzulesen ist, „nur symbolischen Charakter“. Somit ist auch das Urteil rein moralischer Natur. Trotz, oder vielleicht auch wegen des symbolischen Charakters, zog es die türkische Regierung vor, auf die Einladung zu den Verhandlungen zu verzichten. Die türkische Sicht konnte daher nur aufgrund von ausgewählten Texten berücksichtigt werden. Als Experten vor dem Tribunal sprachen diverse Wissenschafter, die in dieser Arbeit schon mehrmals erwähnt worden sind. Das Tribunal war auf Initiative von drei Menschenrechts-Organisationen zusammengetreten, die auch die Anklage führten: die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ aus der Bundesrepublik Deutschland, die „Groupement pour les Droits des Minorités“ aus Frankreich und „Cultural Survival“ aus den USA.“

(aus: http://www.zipr.ch/armenien/html/uristenstreit.htm)


Neben Experten und Historikern kamen vor dem Pariser Völkermord-Tribunal auch und vor allem Zeitzeugen zu Wort, die die damaligen Ereignisse als Kinder miterlebt hatten. Ihre im Exil-Archiv dokumentierten Aussagen können Sie nachfolgend als MP3-Datei herunterladen.

1. O-Ton: Augenzeuge  Mr. Papken Injarabian (französisch, 3 MB)

© Ulrike Müller


« [Je] n’oublierai jamais ce Kurde qui nous sépara de la caravane, loin de tout, et sous la menace de son couteau, il nous dépouilla ma mère et moi et partit avec ma sœur qu’on n’a jamais revue…
Ma mère est morte huit jours après, de maladie et de chagrin, et j’ouvris mes yeux d’orphelin chez un Kurde. Il habitait dans une grotte ; je gardais ses chèvres les pieds nus, la tête nue et mal nourri : j’étais misérable…
J’ai accepté de devenir musulman sans comprendre ce que c’était ; tout ce que je savais, c’est qu’on n’allait plus me couper la tête. Je suis resté plus de quatre ans avec les Kurdes, et je parlais couramment leur langue. J’ai changé neuf fois de patrons pendant toute la durée de mon esclavage qui m’a conduit jusqu’en Mésopotamie pour garder des chameaux. Je n’ai jamais dormi sur un matelas, ni pris de bain. Lorsque j’ai entendu dire qu’un orphelinat était ouvert à Ourfa pour recueillir les enfants rescapés, j’ai voulu m’évader. J’ai été rattrapé par mon maître qui m’a menacé de son fusil et dit: « toi chien infidèle, tu ne vaux même pas deux cartouches, la prochaine fois je t’abattrai avec une seule cartouche.

Mais le Seigneur m’a aidé, et j’ai pu m’échapper et rejoindre l’orphelinat. J’étais sauvé comme des milliers d’enfants arméniens. »

Die gesamte Aussage ist auch im französischen Wortlaut nachzulesen unter:

http://www.imprescriptible.fr/dossiers/ribunal/injarabian/


2. O-Ton : Augenzeugin Mme Haïgoui Boyajian (englisch, 22 MB)

© Ulrike Müller


In ihrem Film „Das Haus der Lerchen“ schildern die beiden italienischen Filmemacher Paolo und Vittorio Taviani im Rahmen der 57. Internationalen Filmfestspiele in Berlin das Schicksal einer armenischen Bürgersfamilie, die den Massakern durch die jungtürkische Regierung zum Opfer fällt. Das Drehbuch der italienisch- französisch- bulgarisch- spanischen Co-Produktion basiert auf dem Roman der heute in Padua lebenden armenischen Literaturprofessorin Antonia Arslan, in dem sie die Geschichte ihrer eigenen Familie verarbeitet.

http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20074668


Weitere Informationen und Dokumente zum Völkermord an den Armeniern finden Sie u.a. auf den folgenden Web-Seiten:

http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/WebStart_De?OpenFrameset

http://www.armenian-genocide.org/

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/kurdi-almani-kassel/aktuell/1998/oktober98/dt_mitverantwortg.htm

http://dip.bundestag.de/btd/15/056/1505689.pdf

http://www.zeit.de/2005/13/Armenier

Sowie bei den Exil-Archiv-Biografien über:

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