Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch (Мстислав Леопольдович Ростропович)
Cellist und Dirigent
Geb. 27.3. 1927 in Baku/ UDSSR
Gest. 27.4. 2007 in Moskau/ Rußland

Ein Jahr nach dem Berliner Straßenkonzert wurde der Russe mit dem Schweizer Pass vom damaligen Präsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, rehabilitiert. Rostropowitsch erhielt seine Staatsbürgerschaft und sämtliche Ehrungen zurück, die ihm 1978 in seiner Heimat aberkannt worden waren.
Seine Begabung war ihm von den Eltern, einem Cellisten und einer Pianistin, in die Wiege gelegt worden. Bereits als Kind besuchte er die renommierte Gnjessin-Musikschule und studierte mit 16 Jahren am Moskauer Konservatorium fünf Jahre lang Klavier, Violincello und Dirigieren sowie Komponieren bei Dmitrij Schostakowitsch und Sergjej Prokofjew.
Rostropowitschs Cellistenkarriere startet 1964 in der Bundesrepublik Deutschland, ab 1970 dirigiert er auch renommierte Orchester. Aktiv nimmt er allerdings nicht nur an politischen Ereignissen Anteil, sondern bezieht ausdrücklich Stellung. Die sowjetische Staatsmacht reagiert auf seine kritischen Äußerungen zunehmend aggressiv: Der Künstler wird mit Auftrittsverbot belegt. Als er gar den regimekritischen Literatur- Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn (Der Archipel Gulag) bei sich aufnimmt, wird gegen Msistlaw Rostropowitsch zusätzlich ein Ausreiseverbot verhängt. So dauert es weitere vier Jahre, ehe der Musiker- Schriftsteller 1974 die UdSSR verlassen kann. 1978 wird ihm die sowjetische Staatsbürgerschaft aberkannt.

Im Exil arbeitet er zunächst als Chefdirigent des National Symphony Orchestra in Washington und gibt daneben zahlreiche Konzerte als Solist zugunsten von Dissidenten und Bürgerrechtlern. Als 1991 gegen den Gorbatschow-Nachfolger Boris Jelzin geputscht wird, reist der Musiker mit dem ihm von Freunden zugedachten Kosenamen Slawa (= Ruhm) zur Verteidigung der Demokratie in die russische Hauptstadt.
Zusammen mit dem Franco-Gegner Pablo Casals gilt Rostropowitsch als Ausnahmecellist. Seinen Ruhm hat er sich nicht nur durch mutiges Verhalten erworben, sondern auch durch künstlerische Genialität: Rostropowitsch entlockt seiner Stradivari unerhörte dissonante Klänge zeitgenössischer Komponisten ebenso wie den Wohllaut der Klassiker. Vor dem ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie spielt er 1989 Johann Sebastian Bach.
Als Dirigent soll Rostropowitsch fünfundsechzig, als Solist an die einhundert, häufig extra für ihn geschriebene Stücke, uraufgeführt haben, darunter Werke von Leonard Bernstein, Benjamin Britten, Pierre Boulez, Aram Chatschaturjan, Alfred Schnittke oder Sofia Gubaidulina.
Bei der Trauerfeier in der Christ-Erlöser- Kathedrale in Moskau spricht auch der amtierende Staatspräsident Putin die üblichen staatsmännischen Worte der Anteilnahme. Der so Gewürdigte konnte sich gegen den Besuch des Zerstörers demokratischer Rechte im heutigen Russland nicht mehr wehren.
Mit dem Tod von Slawa ist eine wichtige Stimme für Menschenrechte in Russland endgültig verstummt. Sein Mut aber wird ebenso unvergessen bleiben, wie sein musikalischer Ruhm auf zahlreichen Tonträgern überdauern wird. Es ist der Ton der Freiheit. Zum geflügelten Wort von Mwistlaw Rostropowitsch wird der Satz: „Das Cello ist ein Teil meines Körpers.“
Autor:
Hajo Jahn
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Mstislaw_Leopoldowitsch_Rostropowitsch
http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?PPN=11879129X
http://www.solidaritaet.com/ibykus/1997/4/rostrop.htm
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/konzert/603775/
http://www.wnonline.de/wna/aktuelles/kultur/nachrichten/?em_cnt=39088
http://www.dra.de/online/hinweisdienste/musik/2002/pdf/rostropowitsch.pdf
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