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Molnár, Franz

H.A.M. 0

Franz (eigtl. Ferenc Neumann) Molnár
Dramatiker, Romancier und Journalist


Geb. 12.1. 1878 in Budapest/ Österreich-Ungarn
Gest. 1.4. 1952 in New York/ USA


Franz MolnárEr spießte sie auf, die Kleinbürger mit der Doppelmoral, dieser Franz Molnár. Studiert hatte er Rechtswissenschaften und – Kriminalistik. Vielleicht hatte ihm diese Studienkombination den Blick geschärft für die Schwächen der Menschen. Schnell wurde er in Budapest bekannt durch Zeitungsartikel, Romane und Boulevardstücke. Sie zeichneten sich durch Witz und saloppe Frechheit ebenso aus wie durch präzise Milieubeschreibungen, die ihn schnell bekannt gemacht hatten.


Wie man im Handumdrehen aus einem Kommunisten einen Kapitalisten macht, zeigt nicht zuletzt Molnars schnelle Komödie Eins, Zwei, Drei, die – 1929 in Budapest uraufgeführt – sehr bald auch ihren Weg nach Berlin findet, mit Max Pallenberg in der Rolle des Bandkpräsidenten Norrison, dem Vorbild für Billy Wilders Coca-Cola-Verkäufer MacNamara in seiner Film-Adaption (One, Two, Three) aus dem Jahr 1961 (unvergesslich: Liselotte Pulvers Tisch-Tanz, Horst Bucholz‘ Naivität, dazu James Cagneys außerordentliches Sprachtempo und die noch vor dem Mauerbau 1961 freie Fahrt durchs Brandenburger Tor).


Zu Welterfolg gelangt Franz Molnár übrigens durch einen anderen Autor, nämlich Alfred Polgar, der das Molnár’sche Theaterstück Liliom kongenial ins Deutsche übersetzt.

Das ungarische Original war bei der Uraufführung am 7. Dezember 1909 mit Glanz und Gloria durchgefallen. Erst bei der Premiere der Polgar-Bearbeitung drei Jahre später in Wien begann der Siegeszug von Liliom. Höhepunkte waren 1934 die Verfilmung durch den renommierten Regisseur Fritz Lang (unter dessen Regie auch Filme entstanden wie M – eine Stadt sucht einen Mörder, mit Peter Lorre in der Hauptrolle, sowie Metropolis) und die Aufführung als Musical von Rogers und Hamerstein 1945 am Broadway unter dem Titel Carousel.


Da lebte Franz Molnár bereits seit einigen Jahren in New York und schrieb in englischer Sprache. Mit seiner Lebensgefährtin Wanda Bartha hatte der längst arrivierte Publizist 1937 das faschistische Ungarn fluchtartig verlassen und war über die Schweiz in die Vereinigten Staaten von Amerika exiliert. Der Verlust der Heimat, der Freunde und die Sprachumstellung trieben Molnár in schwere Depressionen.

Umso bewundernswerter, dass er trotz dieser psychischen Stress-Situation weiter geschrieben hat, Filmdrehbücher oder Theaterstücke wie Panoptikum und seine Autobiografie, die er noch 1950 veröffentlichen konnte, also zwei Jahre vor seinem Tod.


Was Molnár noch heute zu einem ab und zu gespielten Theaterautor macht ist der tiefere Sinn seiner amüsanten Boulevardstücke. Die tragischen Momente wechseln effektvoll mit humorvollen Pointen, treffsicher gesetzt vor allzumenschlichem Schwächen, zwischen Sein und Schein. Geradezu modern ist das Changieren zwischen Realität und Fiktion, zwischen Traum und Wirklichkeit bei seinen Bühnenstücken.


Persönlich war Molnár das Gegenteil von einem Witzbold, nämlich zeitlebens ein Grübler. Vielleicht auch deshalb, weil es ihn betroffen machte, wie seine scharfe Form von Gesellschaftskritik an den sogenannten besseren Kreisen damals als „unsittlich“ angeprangert wurde. Tatsache ist, dass er Skandale und Literaturfehden ausgelöst hat, über die man heute nur verwundert lächeln kann angesichts von Theaterstücken wie Ficken und shoppen. Doch wirken diese heutigen Reißer holzschnittartig gegen den eleganten Stil eines Franz Molnár.


Sein Vater war Militärarzt. Auf seinen Wunsch hatte er Jura studiert. In den Anfangsjahren des Ersten Weltkriegs musste er als Journalist an die galizische Ostfront, denn er war Staatsangehöriger der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. Diese möglicherweise prägende Erlebnisse hat er sich zwar in seinen Memoiren eines Kriegsberichterstatters von der Seele geschrieben. Narben aber dürften geblieben sein, wenn er später die Bilanz seines Lebens zieht:

„Viele Jahre zurück, als ich jung und sorglos war, fühlte ich mich in der Gesellschaft derer zu Hause, die im Leben gewannen. Nun bin ich einzig und allein zu Hause in der großen, neuen Familie der Verlierer.“

Doch noch immer kann es ein Gewinn sein, seine Theaterstücke zu besuchen und seine Bücher zu lesen.


Autor:

Hajo Jahn


Links (deutsch):

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Molnar

http://www.antiquario.de/a_autoren/m/Molnar_Franz.html

http://www.nobby.de/d_m123.htm


International:

http://lafrusta.homestead.com/rec_molnar.html

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