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Metzger, Max Josef

H.A.M. 0

Max Josef Metzger
Priester

Geb. 5.2.1887 in Schopfheim (Baden)
Hingerichtet am 17.4.1944 im Zuchthaus Brandenburg.


Max Josef Metzger„Freiheit ist keine Sache des Raumes sondern der Seele“

(Max Josef Metzger)


Vorbilder werden geachtet, aber nicht immer geliebt. Ob das heute aus der Distanz der Zeit anders ist, bleibt nur zu hoffen. Hätte die katholische Kirche unter ihren Theologen mehr Menschen wie Max Josef Metzger, kämen vielleicht mehr Jugendliche in die Gotteshäuser. Unter den wenigen Widerständlern in der katholischen Kirche Deutschlands ragt er hervor wie kaum ein anderer. Geprägt durch den Ersten Weltkrieg wie Erich Maria Remarque, wird der Sohn frommer katholischer Eltern ein Mann der ersten Friedensbewegung, ein Prediger gegen die Versteinerungen der Amtskirche, gegen den Krieg als Mittel der Politik und gegen Rassismus.


Seiner Zeit weit voraus tritt Max Josef Metzger für die Verbrüderung von Protestantismus und Katholizismus ein. Begeistert von der Idee einer Weltsprache, die man sprechen und verstehen kann in allen fünf Kontinenten, ist er aktiv in der Esperanto-Bewegung. Zugleich gründet er nimmermüde die Anti-Alkoholiker-Bewegung der Katholiken und wird 1915 Generalsekretär des „Kreuzbund-Verbandes abstinenter Katholiken“. Vor allem wird er zum Wegbereiter einer internationalen ökumenischen Friedensarbeit. Früh erkennt er die menschenverachtende Seite des Nationalsozialismus, den er öffentlich geißelt. Kein Wunder, dass er sogar in der eigenen Kirche nicht unumstritten ist. Teile der Amtskirche sehen ihn als „Abweichler“ und verleumden ihn in einer Art und Weise, die seine Esperantofreunde als „unchristlich“ bezeichnen.


1905 machte Max Josef Metzger sein Abitur in Konstanz und studiert Theologie in Freiburg. 1910 Promotion und ein Jahr später schon die Priesterweihe. Nach Seelsorgedienst in Mannheim, Karlsruhe-Mühlberg und Oberhausen/Br. Wird er zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 „Felddivisionspfarrer“. Aus Krankheitsgründen muß er jedoch schon nach kurzer Zeit dieses Amt aufgeben. Aber er ist ein unruhiger Geist. Er folgt einem Angebot ins österreichische Graz, um sich der von der Mehrheit verspotteten Anti-Alkoholiker-Bewegung aktiv anzuschliessen, wird sogar 1915 Generalsekretär des »Kreuzbund-Verband abstinenter Katholiken«. Sie war entstanden aus einer Bewegung von Gleichgesinnten, die wie Metzger gegen die Übersättigung und Dekadenz der Bourgeoisie Zeichen setzen wollte. Der junge Priester verwirft vehement die Parole vom „gerechten Krieg“, beklagt die Passivität der bürgerlichen Gesellschaft und der Kirche gegenüber sozialem Elend und den Kriegsverbrechen.


Aber Metzger belässt es nicht bei der Kritik. Er wird aktiv, handelt eigenständig und häufig gegen den Einspruch seiner Vorgesetzten, um soziale Reformen durchzusetzen, denen die Amtskirche ablehnend gegenübersteht.
Der Erste Weltkrieg war noch nicht zu Ende. Doch die Greueltaten auf den Schlachtfeldern, vor allem die Giftgasangriffe, empören und motivieren Dr. Metzger, 1917 das »Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz« zu gründen, das sich für internationale Zusammenarbeit, Völkerverständigung und Frieden einsetzt. Hieraus entsteht die geistliche Gemeinschaft »Societas Christi Regis« (Christkönigs-lnstitut in in Meitingen). Seit 1917 beteiligte er sich an der Begründung des »Friedensbundes deutscher Katholiken«, der Verbindungen zum »Internationalen Versöhnungsbund« pflegte. Der Unermüdliche ist mit dabei, als 1920 die Katholische Internationale (Ika) entsteht, eine Vereinigung des Weißen Kreuzes und der Internationalen Vereinigung Katholischer Esperantisten. Er ist Mitbegründer der Katholischen Weltjugend und natürlich ist die gemeinsame Sprache Esperanto. Sogar eine eigene Esperanto-Zeitschrift „Katholika Mondo“ gibt er heraus, organisiert internationale Kongresse und darf als erster Deutscher nach dem Krieg in Paris auf einem Friedenskongreß reden. Bald laden ihn auch andere Länder zu Vorträgen ein, denn Metzger ist längst der Vertreter des katholischen Pazifismus. Im holländischen Den Haag sagt er 1928: „Der Krieg verdankt seine Existenz allein dem Vater der Lüge. Nur durch die Lüge kann er heute noch ermöglicht werden. Der gierige Mammonismus, der freche Imperialismus, der arrogante Imperialismus, der arrogante Nationalismus und der zynische Machivellismus – das sind verlogene Brüder, die an seiner Wiege standen.“


Es ist seine Glaubwürdigkeit, die Metzger zu einer zeitlosen Vorbildfigur machen. Der fromme Priester ist ein wortgewaltiger Mann. Er plädiert für Reformen in seiner Kirche, nimmt vieles vorweg, was erst viele Jahre später das Zweite Vatikanische Konzil umsetzt: Er arbeitet in der Ökumene, versucht eine zeitgemäße Liturgie, publiziert populäre Bibelauslegungen, feiert die Messe in einer modernen Art, bis ihm sein Bischof das verbietet, fordert zum Dialog mit den Kommunisten auf und befürwortet Messetexte in den Nationalsprachen. Im Mittelalter hätte man solche Querdenker als Ketzer verfolgt. Aber er ist Pazifist und Esperantist – eine gefährliche Mischung auch für die Nationalsozialisten. 1933 wird er in der NS-Presse angegriffen, man bespitzelt seine Predigten und am 23. Januar 1934 folgt die erste (mehrtätige) Verhaftung wegen eines Friedensaufrufs, in dem er jede Art von Rassismus und Antisemitismus verurteilte.


Es folgen weitere Verhaftungen am 9. November 1939 und am 29. Juni 1943 wegen seiner ökumenischen Friedensverbindungen zu Erzbischof Eidem (mit Elisabeth von Thadden u.a.). Eine Mitarbeiterin hatte ihn an die Gestapo verraten. Am 17. April 1944 wurde er durch Enthauptung in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg-Görden hingerichtet. Der sogenannte Volksgerichtshof des furchtbaren Juristen Roland Freisler hatte ihn wegen „Defätismus“ zum Tode verurteilt. Verteidigen darf er sich nicht, die Amtskirche rückt von ihm ab. Sein Erzbischof Conrad Gröber aus Freiburg, der ihn anfangs vor den Nachstellungen der Nazis beschützt hatte, beschuldigt in einem Brief an den Mörder Freisler seinen Priester Metzer „verbrecherischer Tätigkeit“.


In seinen Aufzeichnungen nach der Verurteilung notiert Max Josef Metzger, daß es „keine Schande, sondern eine Ehre ist, von einem solchen Gericht als ‚ehrlos‘ bezeichnet zu werden“. Auf Antrag des katholischen Erzbistums Berlin wurde 1997 das Todesurteil gegen den Priester vom Berliner Landgericht aufgehoben. Katholische Würdenträger bezeichnen ihn inzwischen als „Avantgardisten im besten Sinne des Wortes“. Damit wurde wahr, was sich Metzger in der Todeszelle gewünscht hatte, festgehalten in seinen Gefängnisbriefen: „Spätere Zeiten werden mich besser verstehen“.


Autor:

Hajo Jahn


Quelle:

„Die gefährliche Sprache“, Bleicher Verlag Gerlingen, 1987, das Standardwerk über die Verfolgung des Esperanto und der Esperantisten mit Beiträgen u.a. von Ulrich Lins.


Werke:

„Für Frieden und Einheit. Briefe aus der Gefangenschaft“, eingeleitet u. hrsg. von den Meitinger Christkönigsschwestern, Meitingen 1964; „Gefangenschaftsbriefe“, eingeleitet u. hrsg. von H. Bäcker, Meitingen 1948; „Die Aufgabe der Christen für den Frieden“, 1987; „Auf dem Weg zu einem Friedenskonzil“, hrsg. von Rupert v. Feuerberg/Rainer Öhlschläger, 1987.
Lit.: P. Engelhardt (Hrsg.), Max Josef Metzger, Bruder Paulus, Fribourg 1980; – M.Möhring, Täter das Wortes, 1966; – F. Siegmund-Schultze, Max Josef Metzger. Märtyrer der Una-Sancta: Ökumenische Profile I, hrsg. G.Gloege, Stuttgart 1961, 354-370 (Lit.); – Max Josef Metzger – »ein Blutzeuge des Friedens der Konfessionen und Völker: Handbuch d. Ökumene Bd. II, hrsg. H.J. Urban/H.Wagner, Paderborn 1986.


Links (deutsch):

http://www.luise-berlin.de/Strassen/Bez03a/M318.htm

http://www.bautz.de/bbkl/m/metzger_m_j.shtml

http://home.t-online.de/home/b.eichkorn/oekesa14.htm

http://www.lexikon-definition.de/Max-Josef-Metzger.html#Das_Todesurteil

http://www.augsburg.vvn-bda.de/widerstand/metzger.html

http://www.versoehnungsbund.de/index.html

http://www.kthf.uni-augsburg.de/forschung/metzger/index.shtml

http://home.arcor.de/gmickle/metzger1de.html

http://www.schulstiftung-freiburg.de/35-metzg.htm

http://www.verlagdrkovac.de/3-86064-842-X.htm

 

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