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Márai, Sándor

H.A.M. 0

Sándor Márai
Journalist und Schriftsteller


Geb. 11.4.1900 in Kassa (Kaschau, heute Kosice)/ Österreich-Ungarn
Gest. 22.2.1989 in San Diego (Cal.)/ USA


Sándor MáraiDer eine Emigrant erschaudert, wenn er die Grenze überschreitet, und er sagt: „Entsetzlich. Ich habe eine Welt verloren.“ Der andere Emigrant reibt sich im selben Moment die Augen und sagt: „Merkwürdig. Ich habe eine Welt gefunden.“

(Sándor Márai, Tagebuchnotiz)


Der Sohn eines angesehenen deutschstämmigen Rechtsanwalts veröffentlicht seinen ersten Gedichtband bereits mit 18 Jahren und studiert ab 1919 in Leipzig, Frankfurt am Main und Berlin, wo er sich auch und vor allem für zeitgenössische Autoren wie Kafka und Trakl begeistert. 1923 heiratet Márai die Jüdin Ilona Matzner und übersiedelt mit seiner Frau im selben Jahr noch nach Paris. In den folgenden Jahren schreibt er für die renommierte Frankfurter Zeitung, aber auch für ungarische Blätter, regelmäßig Reportagen, politische und literarische Berichte – anfangs als Pariser Beobachter und Pariser Korrespondent, später unter seinem Namen. 1928 veröffentlicht Sándor Márai – mittlerweile in seine Geburtsheimat zurückgekehrt – in Budapest mit Baby oder die erste Liebe seinen Romanerstling.


Heimat ist für Sándor Márai in diesen Jahren auch und vor allem die ungarische Sprache, an der er auch nach Jahrzehnten im Exil festhält und die für ihn sowohl Insel der Freiheit wie auch Isolation bedeutet. Ab 1930 entfaltet sich sein literarisches Schaffen in nahezu unglaublichem Tempo: ständige Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften, jährlich ein Roman, Erzählungen und gesammelte Artikel. Márai ist prominent und inzwischen auch beim breiten Publikum populär. Bis 1935 sind bereits neun Bücher aus seiner Feder erschienen, darunter der erfolgreiche Zweibänder Bekenntnisse eines Bürgers mit autobiographischen Zügen. 1938 erscheint Das Vermächtnis der Eszter und 1942 der Roman Die Glut.


Auch während des Zweiten Weltkrieges arbeitet Márai trotz widriger politischer Verhältnisse mit ungebrochenem Elan und beginnt in den dramatischen Kriegsmonaten 1943/44 mit der Niederschrift seiner berühmten Tagebücher. Als im März 1944 deutsche Truppen Ungarn besetzen und Budapest bombardiert wird, verläßt Sándor Márai die ungarische Hauptstadt und zieht in sein Sommerhaus donauaufwärts zurück. Später wird er diesen Auszug einmal rückblickend die „zweite Runde seiner Wanderungen durch die Erdteile“ nennen.


1945 kehrt der Schriftsteller zwar ins zerbombte Budapest zurück, muß jedoch bald erkennen, daß die Werteordnung, die ihm, dem liberalen Konservativen, wichtig war, nichts mehr gilt. „Im offiziellen Organ der Kommunisten erklärt ein Spezialist die Arbeit meines ganzen Lebens zur ’schädlichen‘ Literatur. Das ist eine ehrliche Sprache. Ein offenes Wort wirkt immer beruhigend“, notiert Márai Anfang 1948 in sein Tagebuch. Im selben Jahr wird der letzte Band seines neuen Romans Die Beleidigten eingestampft und ihm selber von den kommunistischen Machthabern die Ausreise nahegelegt. Im selben Jahr noch emigriert er nach Neapel. Es folgen vier Jahrzehnte des unsteten Lebens im Exil – mit Aufenthalten in der Schweiz, New York, Salerno, Kanada und Kalifornien -, geprägt von finanzieller Not und Einsamkeit. 1986 stirbt seine Ehefrau. Am 15. Januar 1989 notiert Márai in sein Tagebuch: „Ich warte auf den Stellungsbefehl, bin nicht ungeduldig, will aber auch nichts hinauszögern. Es ist Zeit.“ Wenige Tage später erschießt er sich. Seine Asche wird ins Meer gestreut.

Auf der Frankfurter Buchmesse 1999, die der ungarischen Literatur gewidmet ist, werden die Werke Márais wiederentdeckt.


Literatur:

Ernö Zeltner:
Sándor Márai
Ein Leben in Bildern
Piper-Verlag, München 2002
ISBN 3-492-04350-x


Links (deutsch):

http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A1ndor_M%C3%A1rai

http://www.volkstheater.at/db/id.808686/frameset.php?contentpage=http://www.volkstheater.at/db/id.808686/detail.html

http://www.perlentaucher.de/autoren/252.html

http://www.freitag.de/2001/10/01101601.htm

http://www.br-online.de/kultur/literatur/lesezeichen/20000924/20000924_2.html

http://www.zvab.com/angebote/sandor-marai.html

http://www.piper.de/web/books/349204350x.html


International:

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