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Luxemburg, Rosa

H.A.M. 0

Rosa (Rosalia) Luxemburg (Pseud.: Junius)
Politikerin, Juristin und Journalistin


Geb. 5.3. 1870 in Zamosc/ Russisch-Polen
Gest. 15.1. 1919 in Berlin


Rosa Luxemburg„Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden.“

(Rosa Luxemburg, Die Russische Revolution, 1917)


Als Rosalia neun Jahre alt ist, übersiedeln ihr Vater Eliasz, ein Holzhändler, und ihre Mutter Line, eine geborene Löwenstein, aus Russisch-Polen in die polnische Hauptstadt. Dort besucht sie das Zweite Warschauer Mädchengymnasium. Bereits hier zeigt sich ihre spätere Berufung. Die Schülerin arbeitet in illegalen politischen Zirkeln, bis sie verraten wird. Vor der drohenden Verhaftung flieht die 18jährige ins Exil in die Schweiz, einem der damals und auch während der NS- und der Stalin-Ära wichtigsten Exilländer Europas.

 


An der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich immatrikuliert sich die junge Frau und besucht in den Semestern 1890/91 Seminare zur Staatswissenschaft, zur mittelalterlichen Geschichte sowie zur Geschichte der Wirtschafts- und Börsenkrisen. Doch bereits nach zwei Jahren unterbricht sie das Studium, um 1893 in Paris die polnischsprachige sozialdemokratischen Zeitschrift Sache der Arbeiter zu gründen. Ein Jahr später reist die Exilantin heimlich zum Gründungskongress der sozialdemokratischen Arbeiterpartei im damaligen Königreich Polen in Warschau.


Aber die künftige Revolutionärin und spätere Freundin der Dichterin Else Lasker-Schüler ist bürgerlich genug, ihr Studium abzuschließen. Dazu kehrt sie in ihre Schweizer Gastheimat zurück. Ihr Promotionsthema in Zürich ist Die industrielle Entwicklung Polens. Und wie im 20. Jahrhundert Asylbewerber einheimische Frauen heiraten, um nicht abgeschoben zu werden, geht Rosa Luxemburg 1898 für fünf Jahre eine Scheinehe mit einem Deutschen ein, der nach der Eheschließung in ihrem Leben keine weitere Rolle mehr spielen wird. Durch die Heirat erhält sie die begehrte deutsche Staatsbürgerschaft. Dadurch wird ihr die Mitarbeit in der deutschen Arbeiterbewegung ermöglicht, für die sie umgehend nach Berlin umsiedelt, um sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands anzuschließen, von der sich sie später enttäuscht abwenden wird.


In der SPD ist sie zunächst „nur“ die Fachfrau für polnische Belange der Bruderpartei. Doch bald schon mischt sie sich kräftig in innerparteiliche Richtungskämpfe ein, schreibt glühende Artikel über die Zustände in Österreich-Ungarn, Russland, England, Frankreich und natürlich im Kaiserreich. Deutscher Imperialismus und Militarismus werden von ihr so vehement angegriffen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie vor Gericht kommt. Das Urteil im Januar 1904 lautet: drei Monate Gefängnis. Wegen „Majestätsbeleidigung“. 1906 folgen zwei Monate Haft in Weimar wegen „Anreizung zum Klassenkampf“.

Rosa Luxemburg ist temperamentvoll. Umtriebig taucht sie bei diversen Kongressen im In- und Ausland auf, nimmt wortgewaltig Stellung, wie etwa 1909 beim Exil-Parteikongress der russischen Arbeiterpartei in London. Ihren Lebensunterhalt verdient sie durch Honorare und zeitweise als Referentin an der SPD-Parteischule in Berlin, streitet sich mit ihren Genossen über den Einsatz des Generalstreiks als politisches Kampfmittel und ruft bereits 1913, am Vorabend des Ersten Weltkrieges, zur Kriegsdienstverweigerung auf. Die Quittung, Anfang 1914, ist eine Verurteilung zu zwölf Monaten Haft wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und gegen Anordnungen der Obrigkeit“. Doch erst ein Jahr später wird das Gerichtsurteil vollstreckt und Rosa Luxemburg ins Berliner Frauengefängnis eingeliefert.

Jahrzehnte später werden Freunde des Vietnamkriegsgegners Mohammed Ali konstatieren, dass die erzwungene Religion, der amerikanisierte Familienname und politische Haft Formen des Exils sind…


Als Fremde aber fühlt sich Rosa Luxemburg auch zunehmend in der SPD. Die Teilnahme an der Juli-Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros bringt 1915 für sie die Ernüchterung, daß auch innerhalb der sozialistischen Parteien der Nationalismus stärker ist als die vielbeschworene internationale Solidarität. Im selben Monat erwartet sie ein Hoch- und Landesverratsverfahren in Düsseldorf und das in Berlin ergangene Urteil wird umgesetzt.


Das Kaiserreich ist gegen die polnische deutsche Sozialistin auf Kriegsfuß: Kaum aus dem Frauengefängnis entlassen, folgt am 10. Juli 1916 eine „Sicherheitsverwahrung“, die bis Ende des Ersten Weltkriegs November 1918 dauert. Luxemburg wird zweimal verlegt, zuerst in die Festung Wronke in der Provinz Posen, dann nach Breslau.
Kaum aus der Haft entlassen, fährt sie nach dem 9. November 1918 nach Berlin und arbeitet als Redakteurin bei der Spartakus-Zeitung „Rote Fahne“. Sie setzt sich für eine Räteregierung ein, unterstützt die Bestrebungen einer Revolution und beteiligt sich an der Jahreswende 1918/19 an der Gründung der kommunistischen Partei (KPD). Doch in ihrer neuen politischen Heimat gehört sie erneut einer Minderheit an: Sie steht auf der demokratischen Seite jener Parteifreunde, die – vergeblich – Wahlen für eine Nationalversammlung fordern.


Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, muss sie während des sogenannten Januaraufstands von 1919 mehrmals ihre Wohnung wechseln. Doch dem wohlmeinenden Rat von Freunden, sich außerhalb der Hauptstadt in Sicherheit zu bringen, verweigert sie sich. So ist es nur eine Frage von Tagen, bis sie ihren Häschern in die Hände fällt: Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision nehmen die zierliche Frau am 15. Januar zusammen mit Karl Liebknecht gewaltsam fest. Die arretierten Politiker werden ins Hauptquartier des Freikorps veschleppt: ins Hotel Eden. Unter Folter werden sie verhört. Vermutlich beim Abtransport wird Rosa Luxemburg heimtückisch ermordet. Karl Liebknecht erschießen die Soldaten im Tiergarten.
Bei der Beerdigung der beiden führenden Persönlichkeiten der sozialistischen Revolutionäre am 25. Januar 1919 – zusammen mit anderen Opfern des Januaraufstands – blieb der Sarg von Rosa Luxemburg leer. Ihr Leichnam wurde erst Monate später, am 31. Mai, im Landwehrkanal geborgen. Die am Mord beteiligten Offiziere wurden freigesprochen. Von einem Kriegsgericht.

Die Rosa Luxemburg-Monographie des Nazi-Gegners, Re-Migranten, Historikers und Schriftstellers Prof. Helmut Hirsch wird mit bisher (Stand: 2006) 100.500 Exemplaren ein internationaler Bestseller.


Autor:

Hajo Jahn


Literatur: 

Günter Regneri (Hrsg.):
Rosa Luxemburg. Schriften und Reden
Heptagon-Verlag, Berlin 2005
ISBN: 3-934616-83-6

Rosa Luxemburg. rororo Monographien, Band 50158
Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten von Helmut Hirsch
Rowohlt Taschenbuch-Verlag, 21. Auflage,
Reinbek b. Hamburg 2004, ISBN: 3-499-50158-9


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LuxemburgRosa

http://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg

http://www.mlwerke.de/lu/default.htm

http://www.marxists.org/deutsch/archiv/luxemburg/index.htm

http://www.sozialistische-klassiker.org/dir/lu.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmb21.html

http://www.dieterwunderlich.de/Rosa_Luxemburg.htm

http://www.die-kaempferin.de

http://www.jungewelt.de/2005/07-09/032.php

http://www.freitag.de/2004/04/04040102.php

http://gutenberg.spiegel.de/autoren/Druckversion_luxembur.htm


International:

http://www.marxists.org/archive/luxemburg/index.htm

http://www.marxists.org/xlang/luxembur.htm

http://www.kirjasto.sci.fi/luxembur.htm

http://www.cddc.vt.edu/feminism/Luxemburg.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe1.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe01.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe02.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe04.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe05.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe06.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe07.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe08.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe09.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe10.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe11.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxmbe12.html

http://www.sozialistische-klassiker.org/Luxemb/Luxembe14.html

http://fr.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg

http://pluriel.free.fr/luxemburg.html

http://www.uqac.uquebec.ca/zone30/Classiques_des_sciences_sociales/classiques/luxemburg_rosa/luxemburg_rosa.html

http://www.lariposte.com/12/rosa_luxemburg.html

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