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Kundera, Milan

H.A.M. 0

Milan Kundera
Schriftsteller


Geb. 1.4.1929 in Brno/ Tschechoslowakei


„Kundera wird heute in Tschechien von vielen als einer jener ehemaligen Dissidenten wahrgenommen, die den Verbleib in der Fremde der Rückkehr in die unwirtlichen Verhältnisse daheim vorziehen. Was heißen soll: Längst nicht alle seiner Landsleute sind mit ihm einverstanden. Er freilich liebt, wie er sagt, die französische Kultur, ‚und ich schulde ihr viel’“.

(Wolf Scheller: Dramen des Leichten – Von der Selbstverständlichkeit des Ich: Milan Kundera wird 75Nürnberger Nachrichten v. 31.3.2004)


Der Sohn eines Musikwissenschaftlers und Rektors der Musik-Hochschule in Brno (Brünn) schreibt bereits als Gymnasiast erste Gedichte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges schlägt sich Kundera zuerst als Arbeiter und Jazzmusiker durch und beginnt dann mit dem Studium der Musik, Filmwissenschaften und Literatur an der Prager Karls-Universität. Als Lektor für Weltliteratur arbeitet er ab 1952 an der Film-Fakultät der Prager Akademie für Musik und Dramatik, wird danach Assistent und übernimmt später eine Professur.


Kundera veröffentlicht Gedichte, Essays und Theaterstücke und arbeitet in dieser Zeit als Redaktionsmitglied bei den Literaturzeitschriften Literarni noviny und Listy. 1948 wird er Mitglied der Kommunistischen Partei, zwei Jahre später jedoch wegen „individualistischer Neigungen“ wieder ausgeschlossen. 1956 tritt er noch einmal der KP bei, der er dann bis 1970 angehören wird.

1953 veröffentlicht Milan Kundera sein erstes Buch und ist ab Mitte der fünfziger Jahre auch als Übersetzer, Essayist und Theaterautor tätig. Bekannt wird er auch und vor allem durch das zwischen 1958 und 1969 entstandene und veröffentlichte dreibändige Prosawerk Das Buch der lächerlichen Liebe. Bereits in seinem ersten Roman Der Scherz setzt sich Milan Kundera 1967 mit dem Stalinismus auseinander. Infolge des sowjetischen Einmarsches in die Tschechoslowakei im August 1968 verliert er als einer der Hauptakteure des Prager Frühlings seine Dozentur an der Universität, Kunderas Bücher werden aus allen öffentlichen Bibliotheken des Landes entfernt und der Schriftsteller wegen seines Engagements in der Reformbewegung 1970 mit Publikationsverbot belegt.


Sein zweiter Roman Das Leben ist anderswo erscheint 1973 bereits in Paris und zwei Jahre später folgt der Dissident Kundera einem Lehrauftrag nach Frankreich an die Universität im bretonischen Rennes. Dem Widerständigen wird 1979 von der tschechischen Regierung als Reaktion auf Das Buch vom Lachen und Vergessen die Staatsbürgerschaft entzogen. Kunderas weitere Romane dürfen fortan in der CSSR nicht mehr veröffentlicht werden.

Das erste auf Französisch verfaßte Oeuvre des seit 1981 französischen Staatsbürgers Kundera, der Essay L’art du Roman (Die Kunst des Romans), erscheint 1986. Die Unsterblichkeit ist 1990 sein erster in Frankreich geschriebener Roman. Seit 1991 gehört Milan Kundera dem Lektorenkollegium des renommierten Pariser Gallimard-Verlages an.


In seinem 1994 erscheinenden Essay Testaments trahis (Verratene Vermächtnisse) rechnet der mittlerweile in der französischen Hauptstadt lebende Milan Kundera mit Verfälschern, Interpreten und Übersetzern ab, zu deren Opfern er sich auch selbst zählt. Seine Romane läßt der Autor in Deutschland neu übersetzen und überprüft selbst von Frankreich aus die Übertragungen jedes seiner auf Tschechisch geschriebenen Werke. Zu Kunderas neueren Romanen zählen Die Langsamkeit (1994) und Die Identität (1998). Sein Werk Die Unwissenheit erscheint 2000 zunächst in spanischer Fassung unter dem Titel La Ignorancia. Einige Monate später folgt die Veröffentlichung im französischen Original sowie auf Deutsch.
Das im kommerziellen Sinne erfolgreichste Buch Kunderas ist und bleibt jedoch Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins aus dem Jahr 1982, eine bewegende Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Prager Frühlings, 1988 unter der Regie von Philip Kaufman mit Daniel Day-Lewis und Juliette Binoche in den Hauptrollen verfilmt.


Preise und Auszeichnungen:

1964: Staatspreis der CSSR
1968: Preis des Schriftstellerverbandes der CSSR
1973: Prix Médicis für den besten ausländischen, in
Frankreich publizierten Roman (Das Leben ins anderswo)
1978 Premio letterario Mondello (Italien) für das Buch
Abschiedswalzer
1981: Amerikanischer Common Wealth Award für das Gesamtwerk
1982: Europäischer Literaturpreis
1983: Doctor h.c. der Universität Michigan, USA
1985: Preis von Jerusalem
1987: Kritikerpreis der Akadémie Francaise für das
Buch Die Kunst des Romans
1987: Nelly-Sachs-Preis
1987 Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur
1990: Ritter der Ehrenlegion (Frankreich)
1991: Erster Preis für ausländische Literatur der
englischen Tageszeitung The Independent
1994: Jaroslav-Seifert-Preis für den Roman Die Unsterblichkeit
1995: Tschechische Verdienstmedaillie für seinen Beitrag
zur Erneuerung der Demokratie
2000: Herder-Preis der Universität Wien


Quelle:

http://www.kundera.de/Biographie/biographie.html


Links (deutsch):

http://www.kundera.de

http://www.die-leselust.de/buch/kunde001.htm

http://www.arte-tv.com/de/geschichte-gesellschaft/Schwerpunkt-Europa/412896.html

http://www.perlentaucher.de/buch/5229.html

http://www.dieterwunderlich.de/Kundera_leichtigkeit.htm

http://www.freitag.de/2001/13/01132403.htm

http://www.lyrikwelt.de/hintergrund/kunderamilan-h.htm

http://www.zeit.de/archiv/2001/08/200108_l-kundera.xml

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=3534&ausgabe=200104

http://www.worte-projekt.de/kundera.html


International:

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