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Klepper, Jochen

H.A.M. 0

Jochen Klepper
Theologe und Journalist


Geb. 22.3.1903 in Beuthen/ Niederschlesien
Gest. 11.12.1942 in Berlin


Jochen Klepper„Ohne Gott bin ich ein Fisch am Strand,
ohne Gott ein Tropfen in der Glut,
ohne Gott bin ich ein Gras im Sand
und ein Vogel, dessen Schwinge ruht.
Wenn mich Gott bei meinem Namen ruft,
bin ich Wasser, Feuer, Erde, Luft.“

(Tagebucheintrag von Jochen Klepper am 24. Mai 1933)

 

 

 

 


Jochen Klepper verlebt seine Kinder- und Jugendjahre in der Tradition eines evangelischen Pfarrhauses. Eine Tradition, der er sich sein Leben lang verbunden fühlen wird.

Nach seiner Schulzeit studiert Klepper Theologie an den Universitäten Breslau und Erlangen, verzichtet dann aber aufgrund seiner labilen Gesundheit auf eine spätere Berufs-tätigkeit als Pfarrer. Statt dessen findet er sein Betätigungsfeld in der kirchlichen Presse- und Rundfunkarbeit. Die Realisierung seines eigentlichen Berufsziels freier Schriftsteller gelingt erst, als seine spätere Frau ihn dabei unterstützt, die Depressionen seiner Jugendjahre zu überwinden.


Klepper lernt 1929 die um elf Jahre ältere Johanna Stein, geb. Gerstel, kennen; sie stammt aus einer alten, vornehmen jüdischen Familie und bringt zwei Töchter in die 1931 geschlossene Ehe mit. Diese Hochzeit bedeutet aber zugleich Kleppers Bruch mit Elternhaus und Heimat. Die Familie siedelte nach Berlin über, wo Jochen Klepper beim Rundfunk arbeitet.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verliert er 1933 seine Stellung beim Funk und 1935 die anschließende Tätigkeit beim Ullstein-Verlag. Sein Existenzkampf als Schriftsteller spitzt sich in der Folgezeit immer weiter zu: 1937 wird Jochen Klepper aus der „Reichsschrifttumskammer“ ausgeschlossen. Da die Familie ausschließlich von seiner Schriftstellerei lebt, bedeutete das faktische Berufsverbot eine unmittelbare Gefährdung der materiellen Existenz.


Jochen Klepper erkämpft sich aber eine, wenn auch von Kontrollen und Einschränkungen belastete, Sondergenehmigung
zur Fortsetzung seiner Tätigkeit. Im Dezember 1940 wird er zur Reichswehr eingezogen, aber bereits im Oktober 1941 wegen »Wehrunwürdigkeit« wieder entlassen. Im Zuge der Verschärfung der Judenverfolgung nimmt auch der Druck auf Kleppers Familie zu. Zwar war es der älteren Stieftochter kurz vor Kriegsbeginn 1939 noch gelungen, nach Schweden zu emigrieren, aber für Jochen Kleppers Frau und die jüngere Stieftochter kommt jede Rettung zu spät.

Als im Dezember 1942 nach langen, quälenden Bemühungen die Deportation unmittelbar bevorsteht, wählt die Familie Klepper den Freitod.


Klaus Goebel:

Dietrich Bonhoeffer und Jochen Klepper
Parallele Biographien. Widerstand und Untergang im Nationalsozialismus.

„Dietrich Bonhoeffer und Jochen Klepper haben sich nicht gekannt, aber voneinander Kenntnis genommen. Davon berichtet der Pädagoge Oskar Hammelsbeck, mein akademischer Lehrer. Am 11.Dezember 1942 erfährt Hammelsbeck auf dem überfüllten Bahnhof in Halle im Vorübergehen von Bonhoeffer, Klepper sei „in der Nacht zuvor mit Frau und Stieftochter freiwillig aus dem Leben geschieden.“ Die Nachricht verbreitet sich offensichtlich in Windeseile, obwohl über Kleppers Tod strenges Stillschweigen verhängt worden ist. Hammelsbeck hatte sich mit Bonhoeffer und Klepper bereits verabredet, um sie miteinander bekannt zu machen.

Was hätten sich Bonhoeffer und Klepper zu sagen gehabt? Hätten sie über die Bekennende Kirche angesichts des Krieges gesprochen? Über Hanni und Renate Klepper, deren Deportation bevorstand? Über die jüdischen Mitbürger insgesamt, deren Auslöschung sie mit ansehen mußten? Hätte Bonhoeffer seinem Gesprächspartner Klepper von seinen Aktivitäten berichtet, die Diktatur Hitlers zu stürzen, er, der bereits im April 1933 gefragt hatte, „ob nicht unmittelbares politisches Handeln der Kirche“ erforderlich sei, wenn z.B., wie die Judenchristen, „eine Gruppe von Menschen rechtlos wird,“ also „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“

Zwei Lebenswege sind zu betrachten, die in der nationalsozialistischen Verfolgung enden. Der eine führt von Schlesien in die Welt und nach Deutschland zurück. Der andere bleibt Schlesien stärker verhaftet und vollendet sich in Berlin. Beide, der Theologe und der Journalist, erweisen sich als begabte Schriftsteller und Lyriker von Rang.“

Zum Weiterlesen klicken Sie bitte hier (PDF_Dokument)…

Quelle: Zweiseelenstadt – Ein Else-lasker-Schüler-Almanach, Herausgegeben von Hajo Jahn/ Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft sowie dem Willi-Brandt-Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Universität Wroclaw, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2004, S. 91 – 111.


Links (deutsch):

http://www.dla-marbach.de/kallias/hyperkuss/k-42.html

http://homepages.compuserve.de/EKGGoenningen/klepper/nikobild.htm

http://ourworld.compuserve.com/homepages/Alexander_Behrend/klepp-lt.htm

http://ourworld.compuserve.com/homepages/Alexander_Behrend/klepper.htm

http://www.jochenklepper.de

http://www.bautz.de/bbkl/k/Klepper.shtml

http://www.quatember.de/J1978/q780961.htm

http://denkmal.ekvw.net/htm/s.gedenktag.id.14.html

http://mitglied.lycos.de/PeterWill/klepper.htm

 

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