Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Kastan, Erich

H.A.M. 0

Erich Kastan
Fotograf


Geb. 12.1.1898 in Ludwigslust
Gest.12.1.1954 in New York/ USA


Kastans Vater, der aus der Provinz Posen stammende Kaufmann Adolf Aron Kastan, betrieb in Ludwigslust ein Geschäft für Modewaren, Damen- und Herrenkonfektion. Seit Anfang der 1920er Jahre in Hamburg ansässig, arbeitete Erich Kastan in der Firma seines Onkels, eines Exportkaufmanns (1).


Erich Kastans Interesse aber galt vornehmlich der Fotografie. Man vermutet, dass er sich die entsprechenden Kenntnisse als Autodidakt angeeignet hat. Seit Mai 1932 war Erich Kastan in Hamburg als Kaufmann und Fotograf angemeldet. Schon bald darauf druckten alle wichtigen Hamburger Zeitungen seine Bilder.
Im Dezember 1934 erschien Kastans Foto „Silvester auf St. Pauli“ im Hamburger Anzeiger, allerdings ohne Namensnennung: ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Publikations-möglichkeiten für seine Fotos und damit Kastans Existenz-grundlage unter den Nationalsozialisten erheblichen Einschränkungen unterworfen waren.


Erich Kastan, der kein Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs war, blieben nunmehr nur noch jüdische Periodika und spezielle Festschriften, wo er seine Fotografien weiterhin veröffentlichen konnte. Seine Fotografien illustrierten so z.B.die Festschrift „Gemeinde Synagoge Kohlhöfen 1859-1934“. Am 9. Dezember 1934 fotografierte Kastan ebenfalls die Feierlichkeiten zum 250jährigen Bestehen der Synagoge der Hochdeutschen-Israeliten Gemeinde in der Altonaer Papagoyenstrasse und er beteiligte sich im Frühjahr 1935 für den Bereich Porträtfotografie an der Ausstellung „Hamburger jüdischer Kunsthandwerker“. Wie sehr Erich Kastan als exzellenter Porträtfotograf geschätzt wurde, formulierte einer seiner damaligen Kunden, der in die USA emigrierten Thomas G. Rosenmeyer, mit den folgenden Worten: „Ich erinnere mich gut an Erich Kastan, ein dunkelhaariger, lebendiger, charmanter Mann, der damals der Photograph der zukünftigen Emigranten war.“

Viele jüdische Bürger Hamburgs liessen sich von Kastan porträtieren, darunter die Malerin Leonore Feldberg-Eber, der Kunstprofessor Erich Adler, die Künstlerin Hedwig Slutzky-Arnheim, der Oberrabbiner Joseph Carlebach, der Cellist Jakob Sakom und der einstige Repräsentant der Cunard-Reederei in Europa, Moritz Karlsberg.


Spätestens seit 1938 hatte sich Erich Kastan intensiv um die Emigration aus dem Deutschen Reich bemüht, und noch im selben Jahr gelang ihm mit einem Einreisevisum für die Vereinigten Staaten die Flucht. Von Southampton aus erreichte er am 22. Dezember 1938 an Bord der „SS Manhattan“ New York. 1939 erhielt Kastan die amerikanische Staatsbürgerschaft und ließ sich endgültig in New York nieder. Am 27. Juni 1945 wurde er Mitglied der „American Society of Magazine Photo-graphers“. Nicht zuletzt Kastans ausgeprägtes Faible für klassische Musik schlug sich in dieser Zeit in seinen fotografischen Arbeiten nieder. Eindrucksvolle Porträts von Leonard Bernstein und dem in die USA emigrierten Dirigenten William Steinberg (den Kastan bereits in Hamburg fotografiert hatte) zeugten ebenso von seiner sensiblen Arbeitsweise wie Porträts der blinden und tauben amerikanischen Schriftstellerin Helen Keller.

Erich Kastan starb im Alter von 56 Jahren.


(1) Quelle: Weinke, Wilfried: „Verdrängt, vertrieben, aber nicht vergessen“ Die Fotografen Emil Bieber, Max Halberstadt, Erich Kastan, Kurt Schallenberg, Kunstverlag Weingarten 2003, ISBN 3-8170-25467, S. 35

 

Die Kommentare sind deaktiviert.