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Johnson, Uwe

H.A.M. 0

Uwe Johnson
Schriftsteller


Geb. 20.7.1934 in Cammin/ Vorpommern
Gest. 23.2.1984 in Sheerness on Sea/ Großbritannien


Uwe Johnson war ein mutiger Mensch und ein hoch-gelobter Schriftsteller, dessen Bücher die Problematik von Deutschen in ihrer zweigeteilten Heimat schildern. Er gilt als der „Dichter beider Deutschland“ und gehört neben Wolf Biermann und Jürgen Fuchs zum Dreigestirn der DDR-Widerständigen.


Sein Schicksal ist exemplarisch für jene vielen Deutsche, die in Westdeutschland in ein doppeltes „Kästchen“ kamen: Er war „Heimatvertriebener“ und „Flüchtling“: Geboren im heutigen Kamien Pomorski, dem deutschen Kammin in Pommern, floh der 11jährige mit Mutter und Schwester nach Mecklenburg, während die Befreier von der Hitler-Diktatur, die Rote Arme, den Vater, einen Landwirt, interniert und 1948 für tot erklärt.


In der DDR hießen Menschen wie die Johnsons „Umsiedler“. Umgesiedelt war die Mutter mit den beiden Kindern über Recknitz nach Güstrow in Mecklenburg. Nach dem Abitur studiert Uwe Johnson Germanistik an der Universität Rostock. Im Frühjahr 1953 soll er sich an einer Kampagne gegen die evangelische „Junge Gemeinde“ beteiligen, die staatlich organisiert und angeordnet wird. Solche Aktionen sind ihm zuwider, vor der „Großversammlung der FDJ-Gruppe Philosophische Fakultät“ verweist er auf die Rechtslage: Diese Kampagne verstoße gegen die DDR-Verfassung. Das ist zwar richtig, nutzt ihm aber nicht. Er wird exmatrikuliert und eine Verleumdungskampagne gegen ihn angezettelt. Johnsohn lässt sich trotzdem nicht einschüchtern und zeigt Zivilcourage, indem er demonstrativ aus der „Freien Deutschen Jugend“ austritt.


Uwe Johnson verlässt Rostock und immatrikuliert sich in Leipzig für ein Germanistikstudium. Sein Diplom macht er bei Hans Mayer, dem prominentesten Literaturwissenschaftler in der DDR – ein Aushängeschild, denn der jüdische Emigrant ist zurückgekommen nach Deutschland – ins vermeintlich bessere, der DDR. Die aber entzieht ihm 1963 die Lehrberechtigung und Mayer geht in die Bundesrepublik, wo trotz der Kleinkariertheit jener Zeit ein freier Wind weht.


Noch während seines Studiums hat Johnson mit der Arbeit an seinem ersten Roman begonnen, der den Titel trägt „Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953“. Vergeblich bietet er das Manuskript mehreren Verlagen in der Deutschen Demokratischen Republik an. Aber selbst in Westdeutschland lehnt der legendäre Peter Suhrkamp eine Veröffentlichung ab. Ironie des Schicksals: Johnson war bereits gestorben und ein arrivierter Autor, als der Roman dann doch noch 1984 verlegt wurde.


„Mutmassungen über Jakob“ heißt sein erster veröffentlichter Roman, der Aufsehen in beiden Deutschländern erregt und im Westen von der Kritik überschwänglich gefeiert wird, in der DDR aber Missfallen erregt. Es ist die Geschichte eines doppelten Grenzgängers: Der Eisenbahner Jakob kann weder in der DDR konfliktfrei leben, noch fühlt er sich in der BRD wohl.
Mehr gedrängt als freiwillig übersiedelt Johnson 1959 nach Berlin-West. 1960 erhält er den Fontane-Preis der Stadt West-Berlin und ein Jahr später erscheint sein Roman „Das dritte Buch über Achim“, zwei Wochen vor dem Bau der Mauer. Wieder ist es sein Generalthema „die Teilung, die Grenze, der Unterschied“: Ein westdeutscher Journalist bemüht sich, die Biographie eines DDR-Sportlers zu recherchieren. Im nächsten Roman „Zwei Ansichten“ beschreibt der Autor die Hilfe eines westdeutschen Reporters bei der Flucht einer Ostberliner Krankenschwester. Die Handlungen seiner Bücher knüpft Johnson an den 17. Juni 1953, den Ungarn-Aufstand von 1956 oder den Mauerbau 1961.


1966 arbeitet er ein Jahr lang als Schulbuchlektor in New York, ein weiteres Jahr als Stipendiat. Noch in den USA beginnt Uwe Johnson 1968 mit seinem vierbändigen Hauptwerk „Jahrestage“. Es macht ihn endgültig zu einem der ganz Großen der deutschen Gegenwartsliteratur, ist autobiografisch gefärbt und die fiktive Geschichte der Gesine Cresspahl, die seit den 60er Jahren in New York lebt, wo sie sich erinnert an ihre Kindheit und Jugend in Mecklenburg und ihre Eltern.
Die ersten drei Bücher erscheinen 1970, 1971 und 1973. Im Jahr darauf siedelt Uwe Johnson um nach Sheerness on Sea, einem Flecken auf der Themse-Insel Sheppey in England. Er ist längst mit hohen Auszeichnungen bedacht, Büchner-Preisträger, Vizepräsident der Akademie der Künste, hat Glossen und Erzählungen geschrieben, aber erleidet eine sogenannte Schreibhemmung. Ursache ist eine „schwere persönliche Krise“: Deshalb erscheint der letzte Teil der „Jahrestage“ erst 1983, mehr als ein Jahrzehnt nach dem ersten Band. Johnson ist davon überzeugt, dass seine Frau für Geheimdienste der DDR und Tschechoslowakei gegen ihn arbeitet.
Seine letzte veröffentlichte Erzählung trägt den Titel „Skizze eines Verunglückten“.


Auto:

Hajo Jahn


Das dritte Buch über Achim. Roman. 1961.

Eine Reise nach Klagenfurt. 1974

Entwöhnung von einem Arbeitsplatz.
Klausuren und frühe Prosatexte.
Mit einem philologisch-biographischen Essay herausgegeben von Bernd Neumann.
Schriften des Uwe Johnson-Archivs Band 3. 1992.

Der 5. Kanal. 1987.

Heute Neunzig Jahr.
Aus dem Nachlaß herausgegeben von Norbert Mecklenburg. 1996.

Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953.
Mit einem Nachwort von Siegfried Unseld. 1985.
Insel-Geschichten.
Herausgegeben von Eberhard Fahlke. 1995.

Jahrestage 1- 4 in Kassette.
(4 Bde.) Mit einem „Kleinen Adreßbuch“.
Ein Register zu Uwe Johnsons Jahrestagen mit Namen, Orten und Verweisen von Rolf Michaelis.1983.

Jahrestage 1- 4:
Jahrestage 1 . Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. August 1967- Dezember 1967. 1970.

Jahrestage 2.
Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. Dezember 1967- April 1968. 1971.

Jahrestage 3.
Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. April 1968- Juni 1968. 1973.

Jahrestage 4.
Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. Juni 1968- August 1968. 1983.

Jahrestage 1- 4. 1993.
Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl.
Einbändige Ausgabe. 2000.
– als einbändige Ausgabe. Romane des Jahrhunderts. 2000.

Karsch und andere Prosa.
Nachwort von Walter Maria Guggenheimer. 1964.

Die Katze Erinnerung.
Uwe Johnson – Eine Chronik in Briefen und Bildern.
Zusammengestellt von Eberhard Fahlke. 1994.

Kleines Adreßbuch für Jerichow und New York.
Ein Register zu Uwe Johnsons Roman „Jahrestage“.
Angelegt mit Namen, Orten, Zitaten und Verweisen von Rolf Michaelis.
Mit Fotografien. 1983.

Mutmassungen über Gesine.
Die Verfilmung der ›Jahrestage‹.
Herausgegeben von Martin Wiebel. 2000.

Mutmassungen über Jakob. Roman.1959.

Mutmassungen über Jakob. Roman.
Mit Original-Hörprobe auf CD. 2001.

Skizze eines Verunglückten.
Versuch, einen Vater zu finden – Marthas Ferien.
Texte und Tonkassette.
Herausgegeben von Norbert Mecklenburg. 1988.

Wo ist der Erzähler auffindbar?
Gutachten für Verlage 1956- 1958.
Mit einem Nachwort herausgegeben von Bernd Neumann.
Schriften des Uwe Johnson-Archivs Band 4. 1992.

Wohin ich in Wahrheit gehöre.
Ein Uwe-Johnson-Lesebuch.
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Siegfried Unseld. 1994.

Zwei Ansichten.
Sonderausgabe zur Verleihung des Büchner-Preises. 1965.

Johnson, Uwe /Philipp Otto Runge
Von dem Fischer un syner Fru.
Ein Märchen nach Philipp Otto Runge mit sieben kolorierten Bildern von Marcus Behmer und einem Nachwort von Beate Jahn.
Mit einer Nacherzählung und einem Nachwort von Uwe Johnson. 1987.

Johnson, Uwe /Max Frisch
Der Briefwechsel. 1964- 1983.
Herausgegeben von Eberhard Fahlke. 1999.

Johnson, Uwe /Siegfried Unseld
Briefwechsel.
Herausgegeben und kommentiert von Eberhard Fahlke und Raimund Fellinger. Mit zahlreichen Abbildungen. 1999.

Unseld, Siegfried /Eberhard Fahlke
Uwe Johnson: „Für wenn ich tot bin“.
Schriften des Uwe Johnson-Archivs Band 1. 1990.

„Ich überlege mir die Geschichte“
Uwe Johnson im Gespräch.
Herausgegeben von Eberhard Fahlke. 1988.

Johnsons „Jahrestage“
Herausgegeben von Michael Bengel. 1985.

Lübbert, Heinrich
Der Streit um das Erbe des Schriftstellers Uwe Johnson.
Schriften des Uwe Johnson-Archivs Band 7. 1998.

Mecklenburg, Norbert
Die Erzählkunst Uwe Johnsons. ›Jahrestage‹ und andere Prosa.
1997.

Nöldechen, Peter
Kleines Bilderbuch von Johnsons Jerichow und Umgebung.
Spurensuche im Mecklenburg der Cresspahls.
Schriften des Uwe Johnson-Archivs Band 2.
1991.

Über Uwe Johnson
Herausgegeben von Reinhard Baumgart. 1970.

Über Uwe Johnson
Herausgegeben von Raimund Fellinger.1992.

Uwe Johnson
Herausgegeben von Rainer Gerlach und Matthias Richter. 1984.

Uwe Johnson
Porträts und Erinnerungen. Herausgegeben von Eberhard Fahlke.
1988.

 

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