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Schloss, Sybille

H.A.M. 0

Sybille Schloss

Schauspielerin

Geb. 15.10. 1910 in München

Gest. 13.12. 2007 in New York/ USA

 

Die Tochter des Schriftstellers Karl Schloss ist kaum vier Jahre alt, als man ins rheinhessische Alzey übersiedelt, wo der Vater die Zigarrenfabrik der Familie übernimmt. Sybille, schon in jungen Jahren fasziniert von Schauspielerei und Film, brennt “Mit 17 (…) nach Berlin durch. In der «Literarischen Welt» wird ein neues Gesicht für den Film gesucht, sie schreibt: «Für den Film glaube ich hervorragend geeignet zu sein, denn ich bin vollkommen hemmungslos», und reist, ohne die Antwort erst abzuwarten, gleich hinterher. Der Herausgeber Willy Haas ist begeistert: «Die Hemmungslose ist da.» Wenig später ist sie seine Geliebte.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://www.nzz.ch/article86NAU-1.397751}). Aus den Dreharbeiten wird zwar nichts, Sybille Schloss bleibt aber in Berlin, arbeitet vorübergehend und recht erfolgreich als Fotomodell – und kommt dann doch noch zum Film. Im Januar 1929 dreht sie mit dem Regisseur Piel Jutzi den halbdokumentarischen Streifen “Um’s tägliche Brot“ (“Hunger in Waldenburg“), produziert von {ln:Münzenberg, Willi ‚Willi Münzenberg} und Leo Lania. Gedreht wird vor Ort im niederschlesischen Waldenburg, einem damaligen Zentrum der Steinkohleförderung (vier Jahre später und im Gefolge der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, wird der sozialkritische (Stumm-)film verboten). Nach diesen ersten Filmerfahrungen geht Sybille Schloss‘ Karriere auf der Bühne weiter: Max Reinhardt nimmt sie an der von ihm geleiteten Schauspielschule auf, gefolgt von einem Engagement bei den Münchner Kammerspielen, wo sie  1931 ihr Bühnendebüt hat. Der Traum von einer Hauptrolle erfüllt sich dort für sie allerdings nicht mehr, da nach 1933 Sybille Schloss als Tochter eines Juden das Ensemble verlassen muss.

 

Ihr Weg führt sie zu dem von {ln:Giehse, Therese ‚Therese Giehse} und {ln:Mann, Erika ‚Erika Mann} in München gegründeten antifaschistischen Kabarett “Die Pfeffermühle“, und in der Folgezeit tourt das Ensemble durch die Schweiz (wo das Kabarett in Zürich Exil gefunden hat) und die Nachbarländer Deutschlands. Der Schriftsteller Wolfgang Koeppen verliebte sich unerwidert in die junge Darstellerin und schreibt 1934 seinen ersten Roman über “Eine unglückliche Liebe“, wobei er lediglich den Vornamen seiner Angebeteten leicht zu “Sibylle“ verändert. 1935 verlässt Sybille Schloss die “Pfeffermühle“, um ein anderes Engagement in der Schweiz anzunehmen, dem allerdings wenig Erfolg beschieden ist. Um in der Schweiz bleiben zu können, geht sie 1936 eine kurze Scheinehe mit einem Schweizer ein, lernt aber im selben Jahr noch ihre wirkliche große Liebe kennen: Thomas Michaelis, einen Freund Wolfgang Koeppens. Michaelis wird ihr zweiter Ehemann, und mit ihm emigriert sie dann auch in die Vereinigten Staaten, wo sie mit Erika Manns “Pfeffermühle“ 1937 am Broadway gastiert (die weitere Kabarett-Tournee wird dann allerdings nicht zu dem von Erika Mann erhofften Erfolg beim Publikum). Das Ensemble kehrt nach Europa zurück, Erika Mann bleibt in den USA. Ebenso Sybille Schloss und ihr Mann, der Arbeit als Patentanwalt findet. 1938 besucht sie zum letzten Mal ihre Eltern in deren niederländischen Exil. Nach dem Überfall der Nazis auf die Benelux-Staaten werden beide dort jedoch 1943 verhaftet und kommen 1944 in den NS-Vernichtungslagern ums Leben: die Mutter im KZ Ravensbrück, der Vater in Auschwitz-Birkenau.

 

1946 wird die zweite Ehe der vom Schicksal ihrer Eltern tief erschütterten Tochter geschieden. Sybille Schloss‘ Versuche, in Hollywood Fuß zu fassen, scheitern. In der Folgezeit versucht sich die in dritter Ehe mit einem Maler verheiratete Schauspielerin in diversen Jobs, arbeitet u.a. in einer New Yorker Buchhandlung und wird nie mehr zum Film zurückkehren. Im Alter von 97 Jahren stirbt die (seit dem Selbstmord ihres Mannes) verwitwete Sybille Schloss in ihrer Wohnung in Manhattan.

 

Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Sybille_Schlo%C3%9F }

{ln:nw:http://www.imdb.com/name/nm1856449/}

{ln:nw:https://www.nzz.ch/article86NAU-1.397751 }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=132276739 }

{ln:nw:http://literaturkritik.de/id/22097 }

{ln:nw:https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kabarett_%22Die_Pfefferm%C3%BChle%22,_1933-1937 }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=5AGPtvFRE60 }

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