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Hoffmann, Camill

H.A.M. 0

Camill Hoffmann
Diplomat und Schriftsteller


Geb. 1878 in Kolin/ Böhmen
Gest. 1944 im KZ Auschwitz


Camill Hoffmann tritt bereits kurz nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 in die Dienste des Aussenministeriums ein, ist achtzehn Jahre Presseattaché der tschecho-slowakischen Botschaft in Berlin und beobachtet von hier aus die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Staaten.


Ab 1932 führt er ein Tagebuch, in dem er politische Verhandlungen dokumentiert, denen er entweder selber beiwohnt oder von denen er durch seine Vorgesetzten – den jeweiligen tschechoslowakischen Botschafter bzw. Aussenminister -, erfährt. Interessant sind dabei insbesondere Hoffmanns Schilderungen der Atmosphäre und Stimmung jener Zeit, wobei seine eigene Person stets im Hintergrund bleibt: weder Camill Hoffmanns Bemühungen um die deutsch-tschechische Verständigung in seinem Land noch sein diplomatisches Engagement nach 1933, verfolgten Deutschen die Flucht ins tschechoslowakische Exil zu ermöglichen. Bis November 1938 bleibt Hoffmann in Berlin, dann wird er vorzeitig in Pension geschickt. Die Okkupation der Böhmischen Länder im März 1939 erlebt Camill Hoffmann bereits in Prag.


Im Sommer 1939 hört Camill Hoffmann auf, Tagebuch zu führen. Seine Situation verschlechert sich zunehmend. Für die deutschen Besatzer zählt er als ehemaliger tschechoslowakischer Diplomat zu den exponierten Persönlichkeiten, dazu ist er Jude. Wiederholt wird Hoffmann zu Verhören von der Gestapo vorgeladen. Seine Hoffnung auf Veränderung der Situation erfüllt sich nicht, und an Emigration denkt er erst, als es bereits zu spät ist.

Im April 1942 wird Camill Hoffmann mit seiner Frau Irma ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 28. Oktober 1944 gehört das Ehepaar zu dem letzten Transport, der Theresienstadt Richtung Auschwitz verläßt.


Die Tagebücher hat Camill Hoffmann rechtzeitig seiner Tochter Edith, die im englischen Exil lebt, zukommen lassen.


Literatur:

Werke:

Camill Hoffmann: Politisches Tagebuch 1932-1939. Hrsgg. und kommentiert von Dieter Sudhoff, Alekto-Verlag. Klagenfurt 1995 (Edition Mnemosyne 4) ISBN 3-900743-90-8

ders.: Adagio stiller Abende. Gedichte. Berlin, Leipzig 1902
ders.: Die Vase. Neue Gedichte. Berlin-Charlottenburg 1910
ders.: Zuflucht. Späte Gedichte und Erzahlungen.
Mit einem Nachwort herausgegeben von Dieter Sudhoff.
Siegen 1990 (Vergessene Autoren der Moderne XLVIII).

Übersetzungen (Auswahl):

Charles Baudelaire: Gedichte in Vers und Prosa (Leipzig, Hermann Seemann Nachfolger 1902, zusammen mit Stefan Zweig)
ders.: Gedichte in Prosa (Leipzig, Insel-Verlag 1914)
Charles-Louis Philippe: Bubu von Montparnasse (München,
Kurt Wolff Verlag 1920)
Honoré de Balzac: Kleine Leiden des Ehestandes (München, Hyperion-Verlag 1922)
Ruzena Svobodova: Der aufmerksame Liebhaber (München, Musarion-Verlag 1921)
Tomas Garrigue Masaryk: Die Weltrevolution. Erinnerungen und Betrachtungen 1914-1918 (Berlin, Erich Reiss Verlag, 1925)
Karel Capek: Masaryk erzahlt sein Leben (Berlin, Bruno Cassirer Verlag, 1936).


Links (deutsch):

http://kirke.hbz-nrw.de/dcb/Alle_034/Buecher_04/in_NRW_36/007360591.html

http://www.gidiana.net/articles/GideDetail1.10.25.htm

http://www.terezinstudies.cz/deu/ITI/publ/TSD/TSD94de/Vaclavek

 


 

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