Lotte (Charlotte) Goslar
Tänzerin und Choreografin
Geb. 27.02. 1907 in Dresden
Gest. 16.10. 1997 in Great Barrington (Mass.)/ USA
“Tänzerin Goslar, höchst komisch!“ *)
“Der Tanz ist ihr Geliebter, ihre Kinder sind die Mitglieder der Compagnie […], sie kommen, wann immer sie ruft, sie werden fortsetzen, was sie ihnen gezeigt hat, daß es besser ist, sich totzulachen als sich totzuweinen, sie hat ihnen gezeigt, wie sie den Menschen sieht, sehr klein, sehr lächerlich und sehr liebenswert. Ihr Witz ist ein heroisches Trotzdem, eine Aufforderung zum Überleben.“**)
Ihr Berufsziel steht schon früh fest: Die Tochter, drittes von fünf Kindern einer Bankiersfamilie, will Tänzerin werden. Sie belegt einen Laienkurs bei Mary Wigman, gefolgt von einer Ausbildung, danach musikalischer Assistenz und als Gruppenmitglied von {ln:Palucca, Gret ‚Gret Palucca}. Mit ihrem Tanz-Debut steht sie in Berlin auf der Bühne und entwickelt zielstrebig ihren eigenen Stil des Ausdruckstanzes, nicht zuletzt auch künstlerisch beeinflusst durch {ln:Gert, Valeska ‚Valeska Gert} (die übrigens später als sie Nazi-Deutschland verlassen wird). Goslars Tänze jener Jahre begeistern das Publikum mit Titeln wie “Der Unwirsch“, “Das Alräunchen“ und “Die Jungfrau“.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten zu Jahresbeginn 1933 verlässt Lotte Goslar das Deutsche Reich, geht in die Schweiz und schließt sich in Zürich {ln:Mann, Erika ‚Erika Manns} antifaschistischen Kabarett “Die Pfeffermühle“ an. Mit dem Ensemble tourt sie durch Europa und steht zwischenzeitlich auch am “Befreiten Theater“ (Osvobozené divadlo) von Jiří Voskovec und Jan Werich in Prag auf der Bühne. In der tschechoslowakischen Hauptstadt lernt sie auch den emigrierten jungen Kritiker {ln:Sahl, Hans ‚Hans Sahl} kennen, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verbinden wird.
Während Sahl zunächst in seinem Exilort Paris bleibt, reist Lotte Goslar Ende 1937 mit Erika Manns “Pfeffermühle“ in die USA. Die Korrespondenz der beiden Freunde wird in den Folgejahren das Band zwischen ihnen festigen. “Beide schätzten sie Valeska Gert, und zwei von deren Tänzen, »mit denen sie mich einfach hinschmetterte«, waren Lotte Goslar »unvergeßlich für den Rest meines Lebens«: das Baby und der Tod.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.sk-kultur.de/tanz/goslar.htm} ) Als Choreografin entwickelt sie eine Mischform aus Tanz und Pantomime und Stücke wie “For Humans Only (1954) und “Clowns and Other Fools“ (1966).“ “Sie brachte Insekten, Vögel, Blumen und Pilze auf der Bühne zum Leben, sie verkörperte liebenswert-skurrile Typen, etwa eine Gouvernante, die ihrem Pianisten-Schützling die Haare vor dem Auftritt kämmt, sie stellte den unausgeschlafenenen „Unwirsch“ dar oder einen Tolpatsch im Kampf mit der Tücke des Objekts. Ihr berühmtestes Solo „Grandma always dances“ zeigt alle Lebensstadien einer Frau vom Baby über die Braut und Mutter zur Großmutter, die nicht aufhören kann zu tanzen und als Engel im Himmel weitertanzt, alles immer mit einem Minimum an Requisiten.“ (Hier zitiert aus: Beate Schmeichel-Falkenberg in: {ln:nw:http://www.exilforschung.de/_dateien/neuer-nachrichtenbrief/NNB10.pdf}).
Goslar arbeitet mit Künstler-Exilanten wie {ln:Piscator, Erwin ‚Erwin Piscator }und {ln:Brecht, Bertolt ‚Bert Brecht} zusammen, unterrichtet in Hollywood eineinhalb Jahre Marilyn Monroe (mit der sie bis zu deren Tod befreundet bleibt) und gründet 1954 mit dem “Pantomime Circus“ schließlich ihre eigene Truppe, mit der sie jahrzehntelang ausgedehnte Tourneen durch die Vereinigten Staaten und Europa unternimmt. Ab Ende der 70er Jahre gastiert Lotte Goslar wiederholt auch in Deutschland. Ihre tanzkünstlerische Werk- und Materialsammlung vermacht sie noch zu Lebzeiten dem Deutschen Tanzarchiv Köln sowie der Jerome Robbins Dance Division der New York Public Library.
Quellen:
*) Das Eingangszitat von {ln:Mann, Klaus ‚Klaus Mann} wurde der folgenden Seite entnommen: {ln:nw:http://www.sk-kultur.de/tanz/goslar.htm }
**) Das Eingangszitat von Hans Sahl wurde der folgenden Seite entnommen: {ln:nw:http://www.exilforschung.de/_dateien/neuer-nachrichtenbrief/NNB10.pdf }
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_Goslar }
{ln:nw:http://archives.nypl.org/uploads/collection/pdf_finding_aid/dangosla.pdf }
Links (deutsch):
{ln:nw:http://www1.wdr.de/mediathek/audio/zeitzeichen/audio-lotte-goslar-taenzerin-geburtstag–100.html }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=bT_eYaZRYsQ }
{ln:nw:http://www.berliner-zeitung.de/der-choreographin-lotte-goslar-zum-heutigen-90–geburtstag-grossmutter-tanzt-16541386 }
{ln:nw:https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/ZCKMSC5WCB7QFUDB44AR6SYEXKLNHRLI }
International:
{ln:nw:http://www.imdb.com/name/nm0309158/ }
{ln:nw:http://www.nytimes.com/1984/03/22/arts/dance-lotte-goslar-and-pantomime-circus.html }
{ln:nw:http://www.nytimes.com/1997/10/18/arts/lotte-goslar-dancer-and-mime-is-dead-at-90.html }
{ln:nw:https://beta.worldcat.org/archivegrid/collection/data/52836135 }
{ln:nw:http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/German/German-idx?type=div&did=German.BrechtYearbook012.i0011&isize=M }
{ln:nw:http://www.oxfordreference.com/view/10.1093/oi/authority.20110803095901867 }
{ln:nw:http://www.everlasting-star.net/boards/?showtopic=11244 }
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