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Lips, Julius Ernst

H.A.M. 0

Julius Ernst Lips

Ethnologe und Soziologe

Geb. 08.09. 1895 in Saarbrücken

Gest. 21.01. 1950 in Leipzig/ DDR

 

“Wohl keine Wissenschaft außer vielleicht der des Rechts – der Wissenschaft des Rechts und dem Geist des Rechts – ist in den politischen Stürmen, die die Naziherrschaft über die Welt brachte, so mißhandelt und gedemütigt, verzerrt und mißbraucht worden wie meine Wissenschaft vom Menschen und seinem Schaffen… Man hat eine Wissenschaft, deren Ziel und Inhalt dazu prädestiniert sind, zu einem Verstehen der Kulturen und Völker maßgebend beizutragen, zu einer der schärfsten Waffen des Angriffskrieges umgegossen und verfälscht. Man hat aus ihr das vergiftete Werkzeug geschmiedet, um politische und menschliche Verbrechen zu rechtfertigen durch eine Indoktrinierung mit der Lehre, daß gewisse Völker nicht Menschenbrüder seien, sondern vielmehr Wesen niederer Art.“ *)

(Julius Lips)

 

Der Weltkrieg I-Teilnehmer studiert Rechts-, Human- und Wirtschaftswissenschaften sowie Psychologie in Leipzig und unternimmt ab  1925, dem Jahr seiner Heirat mit Eva Wiegandt, erste ausgedehnte Reisen. Zurückgekehrt, wird er am Kölner Museum für Ethnologie angestellt und ist von 1926 bis 1933 Mitglied der Fakultät der Universität Köln. Ebenfalls 1926 habilitiert sich Lips bei Fritz Graebner über “Fallensysteme der Naturvölker“, wird Privatdozent für Völkerkunde und Soziologie, hat in den Jahren 1929 bis 1933 eine Professor für Völkerkunde und Soziologie an der Universität Köln inne und folgt 1928 Fritz Graebner als Direktor des Kölner Museums für Völkerkunde (dem heutigen Rautenstrauch-Joest-Museum).

 

“Zu den Prominenten, die Lips schätzten, gehörten unter anderem die Brüder Mann. Im Dezember 1934 schrieb {ln:Mann, Heinrich ‚Heinrich Mann} an Julius Lips aus seinem Exil in Nizza: „Ich finde es immer tröstlich und erhebend, wenn ein Emigrant ohne äußeren Zwang, nur seiner Überzeugung gefolgt ist“. Später, als er „The Savage Hits Back“ gelesen hatte, wurde Heinrich Mann zu einem begeisterten Ethnologen: „Die Gelegenheit bietet sich wie nie vorher, Europa zu entdecken, seine merkwürdigen Sitten, die Eigenheiten der weißen Stämme“. „Eine bewundernswerte Menschen-Erforschung“, so charakterisierte der Romancier die von Lips betriebene Völkerkunde.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://www.welt.de/welt_print/kultur/literatur/article4330213/Der-Wilde-schlaegt-zurueck.html} )

 

Wo zahlreiche Wissenschaftler nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 sich dem neuen System andienen, weigert sich das (seit 1913) SPD-Mitglied Julius Lips, die Ethnologie in den Dienst der NS-Rassenlehre zu stellen und legt seine Professur nieder. Von den nationalsozialistischen Behörden wird der Wissenschaftler daraufhin  wegen “Verleumdung des Regimes“ angeklagt und sieht sich genötigt, Deutschland zu verlassen. 1934 emigriert er über Paris in die USA, wo er zunächst durch Vermittlung von Franz Boas eine befristete Lehrstelle an der Columbia University erhält. Von 1937 bis 1939 ist Julius Lips (dem in Nazi-Deutschland 1938 Doktorgrad in Leipzig aberkannt worden ist) Leiter des Instituts für Anthropologie an der Howard University in Washington, D.C., wo er den Lehrstuhl für Völkerkunde errichtet. Bis 1938 unternimmt er noch jährlich Reisen nach Europa, vor allem nach Paris. Ab 1940 gehört er der Fakultät der New School for Social Research in New York an. 1947 forschte er mit seiner Frau {ln:Lips, Eva ‚Eva Lips} bei den Naskapi in Labrador und bei den Ojibwa. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit widmet sich Lips, ebenso wie seine Ehefrau, der politischen Arbeit. Er betätigt sich 1937 im Bund Freiheitlicher Sozialisten und gehört 1944 dem Council for a Democratic Germany an.

 

1948 kehrt er über Kopenhagen nach Deutschland zurück. Trotz des Angebotes, seine Lehrtätigkeit in Köln wieder aufnehmen zu können, entscheidet er sich gegen eine Zusammenarbeit mit den nationalsozialistisch belasteten Wissenschafts-Kollegen in Köln und nimmt stattdessen einen Ruf nach Leipzig an. Er wird Professor für Völkerkunde und vergleichende Rechtssoziologie an der Universität Leipzig, deren Rektor er 1949 auch wird. Zu seinen Spezialgebieten gehören neben dem Urrecht die wirtschaftlichen Humanwissenschaften, mit dem Forschungsschwerpunkt auf verschiedenen indigenen Stämmen. Ebenfalls seit 1949 ist Lips ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Nach seinem Tod im Jahre 1950 übernimmt Eva Lips die Herausgabe der Werke ihres Mannes. Das Leipziger Institut erhält nach seinem Tode den Namen “Julius Lips-Institut für Völkerkunde und Vergleichende Rechtssoziologie“.

 

 

Quellen:

*) Das Eingangszitat wurde entnommen aus: {ln:nw:http://www.jadu.de/jadukids/ursprung/index.html }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Lips }

{ln:nw:http://research.uni-leipzig.de/catalogus-professorum-lipsiensium/leipzig/Lips_702/ }

{ln:nw:https://www.welt.de/welt_print/kultur/literatur/article4330213/Der-Wilde-schlaegt-zurueck.html }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.dgv-net.de/wp-content/uploads/2016/09/Carola_Lentz__Silja_Thomas_ZfE_140_2015_S.225-253.pdf }

{ln:nw:https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=2121 }

{ln:nw:https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/DUR3DAHFPIN37IYSUU56R7H7HGCBSZ7M }

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118728547 }

{ln:nw:https://collections.ushmm.org/search/catalog/bib214932 }

{ln:nw:http://www.academia.edu/28784979/Julius_Lips_und_die_zeitgen%C3%B6ssische_globale_Kunst_in_Zeitschrift_f%C3%BCr_Kulturwissenschaften_Begeisterung_und_Blasphemie_H._2_2015_S._201-213 }

 

International:

{ln:nw:http://thirdtext.org/domains/thirdtext.com/local/media/images/medium/The_Savage_Hits_Back_1.pdf }

{ln:nw:https://www.haujournal.org/index.php/hau/article/view/hau5.3.020/2080 }

{ln:nw:https://archive.org/stream/originofthings033228mbp#page/n5/mode/2up }

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