Juan Ramón Jiménez (Mantecón)
Dichter
Geb. 24.12. 1881 in Moguer (Andalusien)/ Spanien
Gest. 29.05. 1958 in San Juan/ Puerto Rico
“Meine Füße, wie tief in der Erde!
Meine Flügel, wie hoch oben im Himmel!
Und welcher Schmerz
in meinem zerrissenen Herzen!“ *)
Er wird in eine angesehene und wohlhabende Familie hineingeboren: Der Vater ist Besitzer von Weinbergen und Handelsschiffen, die Mutter gehört einem andalusischen Adelsgeschlecht an. Juan Ramón besucht das erlesene Jesuiten-Internat in El Puerto de Santa María bei Cádiz, wo er eine humanistisch-klassische Erziehung erhält, mit den spanischen Meistern des XVII. Jahrhunderts vertraut wird und die französische Literatur für sich entdeckt. 1896 geht er als Student nach Sevilla, um auf Wunsch des Vaters Jura zu studieren, verbringt aber tatsächlich seine Zeit in der Bibliothek des Ateneo de Sevilla mit Lesen und Schreiben. Zu seiner Lektüre gehören Romantiker wie Musset, Heine, Byron und Symbolisten wie Moréas oder Maeterlinck, aber auch die spanischen Spätromantiker Rosalía de Castro und Becquer.
Seine ersten Verse publiziert er in lokalen Zeitungen Sevillas, sehr aber bald aber erscheinen Gedichte von ihm auch in der Madrider Zeitschrift “Vida Nueva“, die junge Literaten fördert und den Modernismo von Rubén Darío vertritt. Juan Ramón Jiménez, in dieser ersten Schaffensperiode zwar ein überzeugter Modernist, obwohl er kaum etwas von dem in Madrid gefeierten Dichter aus Nicaragua gelesen hat, lernt ihn zum ersten Mal persönlich kennen, als er im Frühjahr 1900 auf Einladung seines Dichterfreunds Francisco Villaespesa zum ersten Mal nach Madrid reist, um dem Meister seine Gedichte vorzulegen. Und Darío liest nicht nur die Gedichte des jungen Poeten, sondern schreibt auch ein Vorwort für Jiménez‘ erste Gedichtsammlung und gibt ihr den Titel “Almas de violeta“. Ramón del Valle-Inclán, die andere große Figur der damaligen Madrider literarischen Szene, tauft den zweiten Versband “Ninfeas“. Beide Bücher erscheinen im Jahr 1900. Ein erster großer Erfolg, der jedoch durch den plötzlichen Tod des Vaters überschattet wird und den Sohn in eine tiefe Depression stürzt, die Juan Ramón Jiménez im Frühjahr 1901 nach Castel d’Andorte, am Fuß der Pyrenäen, in eine französische Privatklinik führt.
Ende 1901 zurückgekehrt nach Madrid, sucht der Dichter das Sanatorium El Retiro auf, da er sich immer noch nicht ausreichend gesundet fühlt. Hier, geschützt vor der Außenwelt, wendet er sich wieder dem Schreiben zu und unterhält einen kleinen literarischen Salon. 1902 erscheint sein Gedichtband “Rimas“, positiv aufgenommen von der Kritik und jüngeren Literaten wie dem Brüderpaar {ln:Machado, Antonio ‚Antonio} und Manuel Machado, die beide auch zu den regelmäßigen Besuchern seines Salons zählen. Aus diesem Kreis entsteht später die Zeitschrift “Helios“, zu deren Mitarbeitern Valle Inclán, Rubén Darío, Azorín, Unamuno, die Brüder Machado, die Maler Santiago Rusiñol und Emilio Sala sowie der Romancier Juan Valera zählen.
Die 1903 erscheinenden “Arias tristes“ stellen einen ersten Höhepunkt in der frühen Schaffensperiode von Juan Ramón Jiménez dar. 1905 kehrt er ins heimische Moguer zurück und wird Zeuge der Auflösung der väterlichen Geschäfte und des finanziellen Niedergangs der Familie. Sein Schreiben und die Nähe zur Natur sind dem Dichter in jener Phase Trost und Rückzug, und in dieser Atmosphäre des Aufgehens in der Natur entsteht 1907 mit der lyrischen Prosa “Platero y yo“, eine “Andalusische Elegie“ über einen kleinen Esel und seinen Herrn im Geburtsort des Dichters, Jiménez‘ wohl bekanntestes Werk, das 1914 in einer kleinen Ausgabe, 1917 in einer erweiterten Fassung erscheint. Es folgen die Gedichtbände “Elegías puras“ (1908), “Baladas de primavera“ (1910), “La soledad sonora“ (1911) und “Melancolía“ (1912), die den immer wieder an Depressionen leidenden bereits Dreißigjährigen zum anerkannten Meister machen. Auf Einladung der “Residencia de Estudiantes“ übersiedelt er 1912 wieder nach Madrid, wo er die Jahre bis zu seiner Heirat 1916 in dieser fortschrittlich gesinnten Bildungsstätte, die sowohl Studenten der Madrider Hochschulen als auch Forscher, Künstler oder Schriftsteller aufnimmt, verbringt.
Gemeinsam mit seiner belesenen und weltoffenen Frau, der Schriftstellerin und Linguistin Zenobia Camprubí Aymar, lässt sich der Dichter in Madrid nieder, beendet hier seinen vormals modernistischen Stil und wendet sich der “poesía pura“ zu. “Diario de un poeta recién casado“ (1917), “Eternidades“ (1918) und “Piedra y cielo“ (1919) sind Marksteine auf diesem Weg. In den zwanziger Jahren wird er zur zentralen Figur des spanischen literarischen Lebens, von seinen Altersgenossen anerkannt und von den Jungen verehrt. 1922 publiziert er seine “Segunda antología poética“, in der er eine strenge Auswahl aus seinen zwischen 1898 und 1918 erschienenen Gedichten trifft. Eine Kompromisslosigkeit, die er auch auf andere Dichterkollegen überträgt und ihm manche Kritik einbringt.
Der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs am 18. Juli 1936 bereitet allen literarischen Scharmützeln ein jähes Ende. Die Eheleute verlassen schon im August desselben Jahres Madrid. Ausgestattet mit einem diplomatischen Pass reist der Dichter mit seiner Frau über Frankreich in die Vereinigten Staaten, und von dort weiter über Puerto Rico nach Kuba. Juan Ramón, im karibischen Exil als Vertreter der spanischen Republik verehrt, verlässt Havanna 1939 in Richtung Florida. Da ist der Spanische Bürgerkrieg beendet und Juan Ramón Jiménez mittlerweile ein Dichter im Exil, ohne Heimat und jetzt auch ohne Pass.
Auf Einladung des “Hispanic American Institute“ an der Universität von Miami verbringt er drei Jahre als Gastdozent in den Vereinigten Staaten, hält Vorlesungen, Vorträge und schreibt. Zwischen 1939 und 1942 entstehen so die die “Romances de Coral Gables“ (publ. 1948) und in Argentinien erscheinen die Prosastücke “Españoles de tres mundos“ (1942), eine Reihe prägnanter zeitgenössischer Porträts. Nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg im Dezember 1941 übersiedeln Juan Ramón Jiménez und Zenobia nach Washington, wo beide an der Universität Maryland lehren. In diesen Jahren kehren die Depressionen des unter dem Exil leidenden Dichters zurück.
Eine Reise nach Argentinien 1948, auf Einladung der Gesellschaft “Anales de Buenos Aires“ wird zu einem triumphalen Erfolg für den Dichter, der in Buenos Aires von seinen alten Freunden um die Zeitschrift “Sur“ wie Victoria Ocampo und Jorge Luis Borges und Exilspaniern wie {ln:Alberti, Rafael ‚Alberti} oder Ramón Pérez de Ayala gefeiert wird. Neben Vorträgen in Buenos Aires reist er auch in die Provinzen Córdoba, Rosario, La Plata, Santa Fé und Paraná und spricht dort über “Poesía y vida“ (“Leben und Dichtung“). Sein tiefer Drang nach größerer Nähe zur spanischsprechenden Welt führt 1951 schließlich zur Übersiedlung des Paares auf die Insel Puerto Rico, an deren Universität in Río Piedras der Dichter den günstigen Rahmen für sein Schaffen und seine prekäre Gesundheit findet. Die Jahre auf Puerto Rico werden für ihn zu einer Periode der Rückbesinnung, verbunden mit der Sichtung und Ordnung seiner Lebensarbeit. Juan Ramón Jiménez schenkt der Universität seine Bibliothek, Manuskripte, Briefe und Autographen, seine Frau kümmerte sich um die Katalogisierung und Einordnung des Materials in den von der Universität zur Verfügung gestellten Räumen. Am 25. Oktober 1956 wird ihm in Stockholm der Literatur-Nobelpreis verliehen. Da der Geehrte selber nicht in der Lage ist, am Festakt teilzunehmen, trägt Jaime Benitez, Rektor der Universität von Puerto Rica, Jiménez‘ Dankesrede vor. Zwei Tage später erliegt die Frau des Dichters ihrem schweren Leiden, Juan Ramón Jiménez überlebt sie um nur zwei Jahre.
Quellen:
*) Das Gedicht von Juan Ramón Jiménez wurde entnommen aus: “Falter aus Licht“. Gedichte. Ausgewählt und übertragen von Ernst Schönwiese. Limes Verlag 1979/ hier zitiert bei: {ln:nw:https://web.archive.org/web/20080208173535/http://www.deutsche-liebeslyrik.de/fremd/jimenez.htm / } (Memento vom 8. Februar 2008 im Internet Archive)
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Juan_Ram%C3%B3n_Jim%C3%A9nez }
{ln:nw:http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/1956/jimenez-speech.html }
{ln:nw:http://www.imdb.com/name/nm0422983/bio?ref_=nm_ov_bio_sm#trivia }
Links (Deutsch):
{ln:nw:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40941874.html }
{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=11855753X }
{ln:nw:https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/11855753X }
{ln:nw:http://www.beilharz.com/poetas/jimenez/ }
{ln:nw:http://www.zeit.de/1956/44/zarte-lyrik-aus-spanien }
{ln:nw:http://www.dieterwunderlich.de/Jimenez_Platero.htm}
International:
{ln:nw:https://www.theguardian.com/world/2007/jun/19/books.spain }
{ln:nw:https://www.fundacion-jrj.es/}
{ln:nw:http://www.cervantes.es/bibliotecas_documentacion_espanol/biografias/nueva_delhi_juan_ramon_jimenez.htm }
{ln:nw:http://www.gutenberg.org/ebooks/author/3230?sort_order=title }
{ln:nw:https://es.wikipedia.org/wiki/Juan_Ram%C3%B3n_Jim%C3%A9nez }
{ln:nw:http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/1956/jimenez-bio.html }
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