Eva Elisabeth Lips
Ethnologin und Soziologin
Geb. 06.02. 1906 in Leipzig
Gest. 24.06. 1988 ebda.
Schon in jungen Jahren liest Eva, zweites Kind des Leipziger Verlegers Ernst Wiegandt, Buchmanuskripte, die ihr Vater verlegt, und erlernt sehr bald auch das Korrekturlesen von Texten. Die Schülerin, deren Liebe besonders der deutschen und den modernen Fremdsprachen gilt, beginnt schließlich das Schreiben eigener Texte, und am 7. Januar 1923 erscheint der erste selbst verfasste Artikel der damals 16jährigen Kakteenliebhaberin unter dem Titel “Die Seeleder Kakteen“ im Leipziger Tageblatt. Mit gerade einmal 19 Jahren heiratet sie am 15. September 1925 {ln:Lips, Julius Ernst ‚Julius Lips}, seines Zeichens Student der Rechts-, Human- und Wirtschaftswissenschaften sowie Psychologie an der Universität in Leipzig. Von 1928 bis 1932 studiert Eva Lips Völkerkunde an den Universitäten Köln, Bonn und Paris
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten verweigert der Völkerkundler Julius Lips seine wissenschaftliche Gefolgschaft und emigriert 1934 nach Frankreich, wohin Eva ihrem Ehemann bald danach folgt. Gemeinsam verlassen die Eheleute Europa im Mai 1934 und gehen ins US-amerikanische Exil. Um die Jahreswende 1933/34 erfolgt die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit. Das Vermögen der von Julius und Eva Lips wird eingezogen, ihr Haus in Köln-Klettenberg enteignet.
An der Columbia-University, wo ihr Mann eine Professur für Völkerkunde und Recht erhält, begegnet die studierte Völkerkundlerin Eva Lips zum ersten Mal indigenen nordamerikanischen Völkern, die ihre weiteren Forschungen wesentlich bestimmen und die Korrektur so mancher Klischees über die “Indianer“ einleiten. Im Oktober 1948 kehrt das Forscherehepaar nach Leipzig zurück, wo Julius das Ordinariat für Ethnologie und vergleichende Rechtssoziologie der Universität Leipzig übernimmt. Nach dem Tod ihres Mannes im Januar 1950 wird Eva Lips Geschäftsleiterin der wenig später in “Julius Lips-Institut für Völkerkunde und Vergleichende Rechtssoziologie“ umbenannten Forschungseinrichtung.
“Im dem Geiste des zu früh verstorbenen Julius Lips entstand unter Eva Lips und ihren Mitarbeitern die in der damaligen DDR weit verbreitete „Völkerkunde für Jedermann“ (125 000 Auflage), die sich von der vielen ethnologischen Schulen eigenen Romantisierung vorindustrieller Verhältnisse deutlich distanzierte – aus der „Verpflichtung, allen Völkern den Anschluss an die Entwicklung zu menschenwürdigen Lebensumständen zu sichern, einigen Gemeinschaften bei der Schaffung von Existenzbedingungen zu helfen, die andere Völker in Jahrtausenden oder Jahrhunderten erreichten.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.about-africa.de/kunst-und-kontext/ausgabe-05-2013/655-kurze-geschichte-des-instituts-fuer-ethnologie-der-universitaet-leipzig})
Lips promoviert am 3. März 1951 mit einer Dissertation zu “Wanderungen und Wirtschaftsformen der Ojibwa-Indianer“. Ihre Habilitationsschrift erscheint 1956 unter dem Titel “Die Reisernte der Ojibwa-Indianer. Wirtschaft und Recht eines Erntevolkes“. Die weiteren Stationen ihrer akademischen Karriere an der Karl Marx-Universität in Leipzig sind:
- 1955-1957: Dozentin für Ethnologie und Vergleichende Rechtssoziologie an der Philosophischen Fakultät
- 1957-1960: Professorin mit Lehrauftrag für Ethnologie und Vergleichende Rechtssoziologie an der Philosophischen Fakultät
- 1960-1966 Professorin mit vollem Lehrauftrag für Ethnologie und Vergleichende Rechtssoziologie an der Philosophischen Fakultät
- 1966 bis zu ihrer Emeritierung: Professorin mit Lehrstuhl für Ethnologie und Vergleichende Rechtssoziologie an der Philosophischen Fakultät.
Neben ihrer Mitgliedschaft in diversen ethnologischen und anthropologischen Vereinigungen gehört Eva Lips (die neben ethnologischen Fach- auch populärwissenschaftliche Bücher verfasst, von denen “Das Indianerbuch“ mit zu den bekanntesten gehört) von 1938 bis 1948 dem PEN-Club New York an und ist in den Jahren 1950 bis 1988 Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband. Anlässlich ihres 110. Geburtstages wird im November 2016 an der Einfriedungsmauer der Villa Kickerlingsberg 19 in Leipzig (wo Eva Lips bis zu ihrem Tod lebte) eine Gedenktafel enthüllt, die an die Ethnologin und ehemalige Institutsdirektorin erinnert.
Quellen:
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Lips }
{ln:nw:http://research.uni-leipzig.de/catalogus-professorum-lipsiensium/leipzig/Lips_1712/ }
{ln:nw:http://www.about-africa.de/kunst-und-kontext/ausgabe-05-2013/655-kurze-geschichte-des-instituts-fuer-ethnologie-der-universitaet-leipzig }
{ln:nw:http://ethno.gko.uni-leipzig.de/ }
{ln:nw:https://mephisto976.de/news/alma-mater-lips-58210 }
Links (deutsch):
{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=117057614 }
{ln:nw:http://www.leipzigerfrauenbilder.de/professorin-und-weltreisende-eva-lips/ }
{ln:nw:http://research.uni-leipzig.de/agintern/frauen/lips.htm }
{ln:nw:http://www.dgv-net.de/wp-content/uploads/2016/09/Carola_Lentz__Silja_Thomas_ZfE_140_2015_S.225-253.pdf }
{ln:nw:http://www.jadu.de/jadukids/ursprung/index.html }
International:
{ln:nw:http://www.germananthropology.com/short-portrait/eva-lips/244 }
{ln:nw:http://thirdtext.org/domains/thirdtext.com/local/media/images/medium/The_Savage_Hits_Back_1.pdf }
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