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Niebuhr, Elly

H.A.M. 0

Elly Niebuhr

Fotografin

Geb. 25.03. 1914 in Wien/ Österreich-Ungarn

Gest. 18.03. 2013 in Wien/ Österreich

 

“Ohne Herz geht es nicht!“ *)

 

“Sie fotografierte den Wiener Alltag und die elegante Welt der Haute Couture, städtische Kinderkrippen und schöne Frauen in extravaganten Kleidern. Sie dokumentierte eine Stadt der sozialen Widersprüche und die Welt des Konsums und des Glamour. Sie war Kommunistin und erfolgreiche Modefotografin.“ **)

 

Die aus einem liberalen jüdischen Elternhaus stammende junge Frau schließt 1932 die Mittelschule des Frauen-Erwerbs-Vereins ab, belegt anschließend einen Ausbildungskurs an der “Gewerblichen Privatanstalt für Miedernähen, Schnittzeichnen und Zuschneiden“, entscheidet sich dann aber vor Abschluss der handwerklichen Ausbildung, an der Universität Wien Physik und Chemie zu studieren. Nach drei Semestern bricht sie ihr Studium ab, beginnt eine Ausbildung bei der bekannten Wiener Fotografin Hella Katz, besucht gleichzeitig und in Ergänzung zu dieser praktischen Ausbildung die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und fotografiert 1937/ 38 ihre ersten Sozialreportagen, darunter zahlreiche Wiener Milieustudien, auch und vor allem vom Prater und den Bauten des “Roten Wiens“ (gemeint ist dabei vor allem der durch die regierende Sozialdemokratische Arbeiterpartei initiierte soziale Wohnungsbau, wie z.B. der Karl-Marx-Hof, in der Zeit von 1918-1934)  und dessen Bewohnern. Zeitgleich entstehen auch erste Modefotografien.

 

Der “Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland im Frühjahr 1938 und die darauffolgende Entrechtung, Diskriminierung und Verfolgung vor allem jüdischer Bürger wird auch für die 24jährige Elly Prager-Mandowsky, wie sie damals noch mit Mädchennamen heißt, zum tiefgreifenden Umbruch in ihrem Leben. Ihre Eltern werden ins KZ deportiert und fallen dort später den Nazi-Gräueln zum Opfer. Elly und ihre Schwester können noch rechtzeitig 1939  nach Großbritannien und 1940 in die Vereinigten Staaten fliehen. In New York arbeitet sie als Porträtfotografin und heiratet Hans Niebuhr, dessen Namen sie nach der bald folgenden Trennung (wie auch nach ihrer zweiten Ehe mit dem Journalisten Peter Gellert) als Künstlernamen beibehält.

 

Zwei Jahre nach Kriegsende kehrt Niebur 1947 über Paris in ihre Geburtsstadt an der Donau zurück, richtet in der elterlichen Wohnung ihr eigenes Fotostudio ein und widmet sich wieder ihren bereits in der Vorkriegszeit favorisierten Milieustudien und dem Wiener Alltagsleben. Daneben ist sie aber auch zunehmend als Mode- und Werbefotografin gefragt, arbeitet unter anderem für den Modeschöpfer Fred Adlmüller und das Pelzhaus Liska, für den Möbelhersteller Thonet (bekannt durch seine Bauhaus-Stahlrohrmöbel) und die Wiener Werkstätten, eine Produktionsgemeinschaft bildender Künstler, und fotografiert für Tageszeitungen, darunter die “Volksstimme“, “Neues Österreich“, “Kurier“, “Presse“ und Wochenzeitschriften (“Brigitte“, “Für Sie“, “Die Frau“, “Die Neue“ etc.). Ihre   Fotoreportagen erscheinen in nahezu allen deutschen und österreichischen Modemagazinen, und bald steht “Die Marke „Elly Niebuhr“ (…) für den Optimismus der Nachkriegszeit, die „wilden“ 1960er und 70er Jahre, die Träume von Freiheit, Unbekümmertheit, Schönheit, Jugendlichkeit und Erotik“. (Hier zitiert aus:   {ln:nw:http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-78364-0.html}) Die kritische Distanz, die die überzeugte Kommunistin dennoch zeitlebens zur Konsumgesellschaft wahrt, kennzeichnet nicht zuletzt auch ihr fotografisches Schaffen, das bis in die frühen 80er Jahre reicht.

 

2009 übergibt sie ihr Archiv mit Tausenden Negativen der Wiener Universität für angewandte Kunst, die im November des darauffolgenden Jahres die erste  Einzelausstellung der damals 96jährigen Fotografin kuratiert: Wiederentdeckte Fotos von Elly Niebuhr – Die 50er Jahre in Wien. “Niebuhr hat dabei als Chronistin der Gesellschaft die Aufbauarbeiten am Stephansdom ebenso abgelichtet wie in Ruinen spielende Kinder…“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://diepresse.com/home/kultur/kunst/608477/Fotografie_Wien-zwischen-Aufbruch-und-Tristesse} )

 

Das Museum der Moderne in Salzburg startet am 1. Juli  2017 eine dreiteilige Ausstellungsreihe über KünstlerInnen und KunstvermittlerInnen mit Exil-Hintergrund: “Die Reihe ist in drei Themen und damit korrespondierenden Ausstellungen strukturiert. In der ersten Ausstellung werden vier künstlerische Positionen in den Fokus gerückt, die im Exil zu einem künstlerischen Wandel inspiriert wurden. Die unfreiwillige Auswanderung bedeutete für die Exilant_innen nicht nur Verlust und Isolation, sondern auch die Notwendigkeit, unter völlig neuen Bedingungen zu arbeiten und sich gleichsam neu zu „erfinden“. Mit den Fotografinnen Elly Niebuhr, {ln:Auerbach, Ellen ‚Ellen Auerbach} und {ln:Stern, Grete ‚Grete Stern} und der Designerin, Künstlerin und Pädagogin {ln:Dicker-Brandeis, Friedl ‚Friedl Dicker-Brandeis} werden vier Künstlerinnen vorgestellt, die im Exil zu einem künstlerischen Wandel inspiriert wurden.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://www.events.at/e/auf-bruch-vier-kuenstlerinnen-im-exil})

 

Quellen:

*) Das Eingangszitat von Elly Niebuhr wurde entnommen aus:

{ln:nw:http://www.fotogeschichte.info/index.php?id=299 }

**) Das Eingangszitat wurde entnommen aus: {ln:nw:http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-78364-0.html}/ Anton Holzer: “Elly Niebuhr. Fotografin aus Wien. Alltag und Haute Couture“, Wien, Köln, Weimar: Böhlau-Verlag 2009.

{ln:nw:http://diepresse.com/home/kultur/kunst/608477/Fotografie_Wien-zwischen-Aufbruch-und-Tristesse }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Elly_Niebuhr }

{ln:nw:http://sammlung.dieangewandte.at/jart/prj3/angewandte_sammlungen/main.jart?content-id=1352412246413&rel=de&reserve-mode=active }

{ln:nw:https://www.events.at/e/auf-bruch-vier-kuenstlerinnen-im-exil }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=139334629 }

{ln:nw:http://anton.holzer.wissweb.at/index.php?id=47 }

{ln:nw:http://sammlungenonline.albertina.at/?id=starl_DC3331BF08BE4F8894702DEAE40167A1#40985fa7-a2ed-4b17-80d4-6581e57aa87f }

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