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Schalek, Alice Therese Emma

H.A.M. 0

Alice Therese Emma Schalek (Pseudonym: Paul Michaely)

Journalistin, Fotografin und Autorin

Geb. 21.08. 1874 in Wien/ Österreich-Ungarn

Gest. 06.11. 1956 in New York/ USA

 

Ihr Vater ist Inhaber einer “Annoncen-Expedition“ und kann mit dieser Werbeagentur seine Familie auskömmlich ernähren. Tochter Alice besucht das Lyzeum des Wiener Frauenerwerbsvereins, lernt hier mehrere Fremdsprachen, interessiert sich schon in jungen Jahren für andere Länder und beginnt zu schreiben. 1902 veröffentlicht sie unter dem männlichen Pseudonym Paul Michaely mit “Wann wird es tagen?“ ihren ersten Roman, der die Situation des jüdischen Bürgertums thematisiert. Ihre nächste Berufskarriere startet Alice Schalek im darauffolgenden Jahr als Journalistin im Feuilleton der “Neuen Freien Presse“ in Wien und wird der Zeitung über 30 Jahre lang treu bleiben. “Schaleks lebendiger Schreibstil kam beim Publikum an, so dass sie sich mit ihren Reisefeuilletons bald einen Namen machte…Innerhalb der Redaktion hatte sie einen besonderen Status inne, ihre Popularität ist daran erkennbar, dass sie ihre Artikel namentlich zeichnete.“ (Hier zitiert aus:  {ln:nw:https://germanistik.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/inst_germanistik/lv-seminararbeiten/mauthner-schalek.pdf}).

 

Mit noch nicht einmal dreißig Jahren geht sie 1903 auf ihre erste größere Auslandsreise nach Norwegen und Schweden, gefolgt 1905 von Algerien und Tunesien und Indien im Jahre 1909. Zwei Jahre darauf unternimmt die mittlerweile zum protestantischen Glauben konvertierte Jüdin  eine ausgedehnte Tour durch Ostasien und 1913 eine kleine Weltreise. Stift,  Schreibblock und nicht zuletzt auch eine Fotoausrüstung immer mit im Gepäck (zuerst eine Platten-, in den 20er Jahren wahrscheinlich dazu noch eine kleinere Reisekamera).  Ihre dann umfangreichen Reiseberichte erscheinen regelmäßig in der “Neuen Freien Presse“, später folgt die Buchausgabe. Zu Vortragsreisen ist die agile Journalistin und Autorin (Vorstandsmitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien sowie des PEN) außerdem immer wieder auch im In- wie Ausland unterwegs und spricht (als übrigens erste Frau) bei der Urania in Wien und in Berlin, jedes Mal vor ausverkauften Sälen.

 

Im Kriegsjahr 1915 wird sie auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin als Kriegsberichterstatterin zugelassen und beim k.u.k. Kriegspressequartier in Österreich akkreditiert. Sie berichtet über die Kämpfe in den Dolomiten, über den Serbienfeldzug und die Isonzofront, wobei der Kriegseinsatz der Journalistin und ihre begeisterten patriotischen Berichte in der Öffentlichkeit auf ein geteiltes Echo stoßen, bis hin zu scharfer Kritik. Schaleks Landsmann Karl Kraus bezeichnet sie in seiner “Fackel“ u.a. als “eines der ärgsten Kriegsgräuel, die der Menschenwürde in diesem Krieg angetan wurde“ und lässt sie in seinem Monumental-Werk „Die letzten Tage der Menschheit“ in insgesamt elf Szenen auftreten und u.a. mit anderen Journalisten einen Stützpunkt an der Südwestfront besuchen. “Karl Kraus sah Alice Schalek als eine unweibliche, unnatürliche Frau, die in Männerdomänen eindrang. Seine satirische Darstellung der Kriegsberichterstatterin Schalek hat dazu geführt, dass sich bis heute von Alice Schalek ein verzerrtes Bild erhalten hat, da Schaleks Werk, ihr Einsatz gegen die Unterdrückung der Frau und ihr Engagement in der internationalen Frauenfriedensbewegung heute in Vergessenheit geraten sind.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://germanistik.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/inst_germanistik/lv-seminararbeiten/mauthner-schalek.pdf})

 

Noch während des Ersten Weltkrieges erscheinen zwei Bücher von ihr, die zum Teil auf den in der “Neuen Freien Presse“ veröffentlichten Feuilletons basieren: “Tirol in Waffen“ (1915) und im Jahr darauf “Am Isonzo. März bis Juli 1916“, eine Dokumentation der Vorgänge an der Isonzo- und Dolomitenfront. Für ihren Kriegseinsatz wird die Journalistin 1917 mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit Krone am Band der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, beendet aber im selben Jahr noch ihre Tätigkeit an der Front und wendet sich in der Folgezeit erneut dem Reisejournalismus zu. 1924 wird Schalek als erste Frau in den Wiener Presseclub “Concordia“ aufgenommen

 

1930 besucht sie die USA. In der UdSSR erscheinen in den Folgejahren mehrere Bücher, darunter “Der große Tag“, “Durchgefallen“ sowie “Pudel und Mops“, die alle den Klassenkampf unter den damals herrschenden Bedingungen thematisieren. 1939 wird Alice Schalek unter der Anschuldigung, “Gräuelpropaganda“ gegen das nationalsozialistische Regime zu verbreiten, verhaftet. Nicht zuletzt wahrscheinlich ihren weitreichenden Beziehungen hat die Autorin es womöglich zu verdanken, dass man sie wieder auf freien Fuß setzt. Sie flieht über die Schweiz nach Großbritannien, und von London 1940 in die Vereinigten Staaten. 16 Jahre später stirbt Alice Schalek in einem Pflegeheim bei New York. Zu ihrem Vermächtnis gehören, neben ihren Zeitungsartikeln und diversen Buchpublikationen, an die 6.000 Schwarzweißfotografien aus allen Teilen der Welt, archiviert in über dreißig Fotoalben, eine ungewöhnliche Bild-Dokumentation aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, geografisch breit gestreut und dabei von einer hohen zeitlichen Kontinuität.

 

Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Schalek }

{ln:nw:https://web.archive.org/web/20080412055756/http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/33/04a.htm }

{ln:nw:http://wk1.staatsarchiv.at/frau-im-krieg/alice-schalek/ }

{ln:nw:https://germanistik.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/inst_germanistik/lv-seminararbeiten/mauthner-schalek.pdf }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=120729466 }

{ln:nw:https://austria-forum.org/af/AEIOU/Schalek%2C_Alice }

{ln:nw:http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/alice-schalek-mutter-aller-schlachtreporter-gott-so-ein-krieg-193094.html }

{ln:nw:https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Alice_Schalek }

{ln:nw:http://diepresse.com/home/165jahre/1424146/Kraus-versus-Schalek_Es-wird-scharf-geschossen }

{ln:nw:http://sophie.byu.edu/node/3600 }

{ln:nw:http://sophie.byu.edu/node/3647 }

{ln:nw:http://sophie.byu.edu/node/3648 }

{ln:nw:http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&aid=nfp&datum=19060224&seite=01 }

{ln:nw:http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&aid=nfp&datum=19060226&seite=01 }

 

International:

{ln:nw:http://sophie.byu.edu/node/3297 }

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