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Herzberg, Abel Jacob

H.A.M. 0

Abel Jacob Herzberg
Jurist


Geb. 1893 in Amsterdam/ NL
Gest. Mai 1989


Abel Jacob Herzberg, Sohn eines aus Lettland eingewanderten Diamantenhändlers, wächst in einem strenggläubigen jüdischen Elternhaus auf. Im ersten Weltkrieg meldet sich der junge Herzberg als Freiwilliger zur holländischen Armee (obgleich er noch nicht die Staatsbürgerschaft besitzt) und beginnt nach dreieinhalbjährigen Militärzeit ein Jurastudium. Nach einer ersten Tätigkeit bei Gericht lässt er sich als Anwalt für Verwaltungsrecht in Amsterdam nieder. In den dreissiger Jahren spielt Abel Jacob Herzberg eine wichtige Rolle in der jüdischen Gemeinde der Niederlande, ist von 1934 bis 1939 Vorsitzender des Holländischen Zionistenbundes und Herausgeber des Magazins Der jüdische Wächter.


Nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Jahr 1940 fliehen Abel Herzberg, seine Frau Thea und ihre drei Kinder vor den Nazis in mehrere Verstecke, kehren jedoch – da sie diese Situation nicht ertragen können – nach Amsterdam zurück und werden dort im März 1943 von den Deutschen verhaftet. Die Familie wird zunächst in Barneveld interveniert. Noch bevor man sie ins Durchgangslager Westerbork deportiert, gelingt es Thea Herzberg, die Kinder aus dem Internierungs-Lager zu schmuggeln und auf einen nahegelegenen Bauernhof in Sicherheit zu bringen.


Abel Jacob Herzberg und seine Frau bleiben von September 1943 bis Januar 1944 in Westerbork und werden im Anschluß daran mit einem Transport ins Konzentrationslager Bergen-Belsen gebracht, wo auch das Amsterdamer Mädchen Anne Frank inhaftiert wird. Im April 1944 teilt man 172 Gefangenen – darunter das Ehepaar Herzberg – mit, als Austauschkontingent für deutsche Internierte nach Palästina ausreisen zu dürfen. Man stellt sie von der Zwangsarbeit frei – und bringt sie fünf Wochen später, zusammen mit weiteren Gefangenen, zurück in das alte Lager. In diesen Tagen beginnt Abel Herzberg mit dem Schreiben eines Tagebuches, in dem er seine Eindrücke bis zum 7. April 1945 notiert.


Die Eheleute überleben die KZ-Haft und kehren im Sommer 1945 nach Amsterdam zurück, wo sie auch ihre Kinder wiedertreffen. Die beiden ältesten wandern nach Palästina aus, die jüngste Tochter bleibt bei den Eltern in den Niederlanden. Abel Herzbergs Tagebuchaufzeichnungen erscheinen zuerst in der Zeitschrift De groene Amsterdammer und 1950 in Arnhem unter dem Titel Tweestromenland. Dagboek uit Bergen-Belsen.


In den Nachkriegsjahren erscheinen von Herzberg Romane, Erzählungen und Dramen, die fast alle die Judenverfolgung zum Thema haben. In den siebziger Jahren setzt sich der studierte Jurist u.a. auch für die Freilassung einiger deutscher Kriegsverbrecher ein, weniger aus Mitleid, sondern vielmehr in der Überzeugung, dass Rache inhuman ist.

Abel Jacob Herzberg wird 1965 Ritter des Ordens von Oranje-Nassau und erhält 1974 den Niederländischen Staatspreis für Literatur in Anerkennung seines Gesamtwerkes.


Quelle:

Renata Laqueur: Schreiben im KZ. Tagebücher 1940-1945 Bearbeitet von Martina Dreisbach und mit einem Geleitwort von Rolf Wernstedt, Donat-Verlag, Bremen 1992, Zugl.: New York, Univ., Diss., ISBN 3-924444-09-9, S. 108ff.

Hier können Sie ein Interview herunterladen, das Ulrike Müller am 7. Juli 1994 in New York mit Dr. Renata Laqueur über das Thema Schreiben im KZ geführt hat.


Literatur:

Floris B. Bakels: Verbeelding als Wapen, Tjeenk Willink, Haarlem, 1947
Karl Adolf Gross: Zweitausend Tage Dachau. Erlebnisse eines Christenmenschen unter Herrenmenschen und Herdenmenschen. Berichte und Tagebücher des Häftlings Nr. 16921. Neubau-Verlag, München, 1946
Abel Herzberg: Tweestromenland. Dagboek uit Bergen-Belsen, Arnhem, 1950
Heinrich Eduard vom Holt: Weltfahrt ins Herz. Tagebuch eines Arztes, Balduin-Pick-Verlag, Köln, 1947
David Koker: Judendurchgangslager Vught. 13. Februar 1943 bis 8. Februar 1944. Reichsinstitut für Kriegsdokumentation, Amsterdam, unveröffentlicht
Edgar Kupfer-Koberwitz: Die Mächtigen und die Hilflosen. Als Häftling in Dachau. Band 1: Wie es begann. Band 2: Wie es endete. Friedrich-Vorwerk-Verlag, Stuttgart, 1957
Jacques Lamy: Buchenwald, 18. Januar 1944 bis 25. Juni 1945, unveröffentlicht, im Besitz des Autors
Hanna Lévy-Hass: Vielleicht war das alles erst der Anfang. Tagebuch aus dem KZ Bergen-Belsen 1944-1945, Rotbuch-Verlag, 12. bis 13. Tausend, Berlin 1982
Philip Mechanicus: In Dépôt. Dagboek uit Westerbork. Polak & Van Gennep, Amsterdam, 1964
Simone Saint-Clair: Ravensbrück: L’Enfer des Femmes. Fayard, Paris, 1967
Gerty Spies: Tagebuchfragment aus Theresienstadt. In: Drei Jahre in Theresienstadt, München, Verlag Christian Kaiser, 1984, S. 98-113
Loden Vogel: Dagboek uit een Kamp, G.A. Van Oorschot, Amsterdam, 1965

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