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Lazar, Maria

H.A.M. 0

Maria Lazar (Pseudonym: Esther Grenen)

Schriftstellerin

Geb. 22.11. 1895 in Wien/ Österreich-Ungarn

Gest. 30.03. 1948 in Stockholm/ Schweden

 

Sowohl das jüngste von acht Kindern, Tochter einer vermögenden und zum Katholizismus konvertierten ursprünglich jüdischen Wiener Familie, wie auch die ältere Schwester Auguste Lazar werden später das Schreiben zu ihrem Beruf machen. Gefördert wird das literarische Interesse der jungen Maria Lazar nicht zuletzt durch den Besuch der Gemeinschafts-“Schwarzwald-Schule“, einer in Wien Anfang des 20. Jahrhunderts durch {ln:Schwarzwald, Eugenie ‚Eugenie Schwarzwald} begründeten Reformanstalt, zu deren Schülerinnen u.a. auch {ln:Baum, Vicky ‚Vicky Baum},  Anna Freud (Tochter von {ln:Freud, Sigmund ‚Sigmund Freud}, {ln:Pappenheim, Else ‚Else Pappenheim} und {ln:Spiel, Hilde ‚Hilde Spiel} zählen. Bedeutende Persönlichkeiten aus der Wiener Kulturszene, die zum Teil auch an der Schule unterrichten, gehören bald auch zum Bekanntenkreis der jungen Künstlerin, darunter {ln:Loos, Adolf ‚Adolf Loos, {ln:Canetti, Elias ‚Elias Canetti}, {ln:Broch, Hermann ‚Hermann Broch} und {ln:Friedell, Egon ‚Egon Friedell}. {ln:Kokoschka, Oskar ‚Oskar Kokoschka} porträtiert sie 1916 in seinem Bild “Dame mit Papagei“

 

Nach Abschluss der Schule arbeitet Maria Lazar zunächst als Lehrerin an einem zu den Schwarzwaldschulen gehörenden Landerziehungsheim am Semmering, verfolgt weiterhin aber ihre schriftstellerischen Ambitionen und veröffentlicht 1920 mit “Die Vergiftung“ (geschrieben bereits in der Zeit des Ersten Weltkrieges) ihren ersten Roman. Im darauffolgenden Jahr hat ihr Einakter “Der Henker“ an der Neuen Wiener Bühne Premiere. Beide Werke sind allerdings kein Publikumserfolg und werden von fachkundiger Seite recht unterschiedlich bewertet. Während {ln:Mann, Thomas ‚Thomas Mann} den “penetranten Weibsgeruch“ ihres Debütromans kritisiert, lobt {ln:Musil, Robert ‚Robert Musil} an ihm “reiche[n] Einfall“ und “behende Kraft im Figuralen“.

 

1923 heiratet Maria Lazar den schwedisch-deutschen Journalisten Friedrich Strindberg (Spross einer Affäre von Gustav Strindbergs Frida Uhl mit Frank Wedekind und später von Strindberg als Sohn angenommen), wird 1924 Mutter einer Tochter, trennt sich aber drei Jahre später wieder von ihrem Mann. In den 1920ern arbeitet sie vorwiegend als Übersetzerin, überträgt Werke aus dem Dänischen, Englischen und Französischen und veröffentlicht erst 1930 wieder eigene Schriften, diesmal aber unter dem nordischen Pseudonym Esther Grenen. Die Romane “Der Fall Rist“ aus dem Jahr 1930 und “Veritas verhext die Stadt“ (1931) werden, im Gegensatz zu ihren ersten Publikationen, erfolgreich.

 

1933 wird ihr den Gaskrieg behandelndes politisches Schauspiel “Nebel von Dybern“ in Stettin uraufgeführt, aber kurz darauf von den nunmehr regierenden  Nationalsozialisten vom Spielplan abgesetzt. Zusammen mit {ln:Brecht, Bertolt ‚Bertolt Brecht} und Helene Weigel folgt sie im Sommer desselben Jahres einer Einladung der Schriftstellerin {ln:Michaelis, Karin ‚Karin Michaëlis} und geht ins Exil auf die dänische Insel Thurø. Hier setzt Lazar ihre schriftstellerische Arbeit fort, kann aber kaum Erfolge verzeichnen. Ein erster Exilroman mit dem Titel “Leben verboten“ erscheint 1934 in London unter dem englischen Titel “No right to live“, 1937 folgt “Die Eingeborenen von Maria Blut“ in der bekannten in Moskau erscheinenden Exilzeitschrift “Das Wort“ unter der Herausgeberschaft von Brecht, {ln:Feuchtwanger, Lion ‚Lion Feuchtwanger} und {ln:Bredel Willy ‚Willi Bredel}. Der Roman, der als ihr Hauptwerk gelten kann, schildert das Heranreifen des Nazismus in Österreich in der fiktiven Kleinstadt Maria Blut. Schweizer und österreichische Verlage haben zuvor eine Veröffentlichung abgelehnt. 1958, zehn Jahre nach dem Tod der Schriftstellerin, gibt ihre Schwester Auguste Lazar den Roman in der DDR heraus und 2014 erscheint beim Wiener DVB-Verlag eine Neuauflage.

 

Während der Jahre ihres Exils verfasst Maria Lazar zahlreiche Beiträge für skandinavische und Schweizer Zeitungen und bestreitet unter anderem von Übersetzungen literarischer Werken aus dem Dänischen und Schwedischen ins Deutsche ihren Lebensunterhalt. 1939 übersiedelt die durch die Heirat mit Strindberg schwedische Staatsbürgerin gemeinsam mit ihrer Tochter Judith Lazar nach Schweden. Im Alter von nur 52 Jahren nimmt sich die an einer unheilbaren Krankheit leidende Schriftstellerin in Stockholm das Leben. Die weltweit erste öffentliche Präsentation der Werke Lazars findet am 17. November 2015 unter Federführung der Österreichischen Exilbibliothek im Literaturhaus Wien statt.

 

Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Lazar }

{ln:nw:http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_L/Lazar_Maria_1895_1948.xml?frames=yes }

{ln:nw:http://oe1.orf.at/artikel/416463/ } (Audio-Logo!)

 

Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.onb.ac.at/ariadne/frauenwerke/lazar_m.htm }

{ln:nw:http://litkult1920er.aau.at/?q=lexikon/lazar-maria }

{ln:nw:https://www.perlentaucher.de/autor/maria-lazar.html }

{ln:nw:http://www.profil.at/kultur/albert-c-eibl-welche-romane-duerfen-wir-vergessen-5761125 }

{ln:nw:http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/nazidaemmerung-in-oesterreichs-provinz-1.18659081 }

{ln:nw:http://titel-kulturmagazin.net/2015/06/29/sage-mir-muse-die-taten/ }

{ln:nw:http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/zornig-funkelnder-expressionismus-1.18496672 }

{ln:nw:http://dvb-verlag.at/book/die-eingeborenen-von-maria-blut/ }

{ln:nw:http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=20827 }

{ln:nw:http://www.exilarchiv.de/DE/images/stockholm.pdf }

{ln:nw:http://www.zeit.de/1986/50/die-fremde-die-elend-hiess/seite-2 }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=We6ROmOW7bE }

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