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Herdan-Zuckmayer, Alice

H.A.M. 0

Alice Herdan-Zuckmayer
Schriftstellerin und Schauspielerin


Geb. 4.4.1901 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 11.3.1991 in Visp (Wallis)/ Schweiz


Ihren Vater hat Alice -, damals noch von Herdan – nie kennengelernt. Die Mutter, Hofschauspielerin am Wiener Burgtheater mit norddeutschen Wurzeln, läßt sich drei Monate vor der Geburt ihrer Tochter von ihm scheiden. Eine enge Beziehung verbindet Alice Herdan seit ihrer Kindheit mit Eugenie Schwarzwald, Lehrerin, Gründerin und Leiterin der nach ihr benannten reformpädagigischen Schulanstalten in Wien, wo unter anderem Oskar Kokoscka Zeichenunterricht erteilt und Arnold Schönberg Seminare für Komposition gibt. Eugenie Schwarzwald ist Alice Herdan-Zuckmayers 1979 erscheinendes Buch Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen gewidmet.


Über ihre mütterliche Freundin macht Alice Herdan 1919 auch die Bekanntschaft mit dem jungen Kommunisten Karl Frank, mit dem sie nach ihrer Eheschließung von Wien nach Berlin übersiedelt. In München, wo ihr Mann eine mehrmonate Haftstrafe absitzen muß, bringt Alice Herdan-Frank die Tochter Michaela zur Welt, kehrt nach Berlin zurück und mietet mit zwei Schulfreundinnen – eine von ihnen ist die damals bereits bekannte Schauspielerin Helene Weigel, die spätere Ehefrau des Dramatikers Bertolt Brecht – ein kleines Atelier. Den Lebensunterhalt für sich und die Tochter verdient sie sich als Schauspielerin an Berliner Theatern und mit Büroarbeiten und wird von dem damals noch unbekannten Schriftsteller und Dramatiker Carl Zuckmayer als Aushilfssekretärin zum Abschreiben seiner Gedichte engagiert.


Nach der Trennung von ihrem ersten Mann heiratet Alice Herdan 1925 Carl Zuckmayer, der noch im selben Jahr mit seinem Lustspiel Der fröhliche Weinberg quasi über Nacht berühmt wird. 1926 wird die gemeinsame Tochter Maria Winnetou geboren.


Alice Herdan-Zuckmayer holt die Reifeprüfung nach und beginnt 1929 mit einem Medizinstudium. Der Machtantritt der Nationalsozialisten setzt dem jedoch 1933 ein abruptes Ende. Mit Mann und Kindern zieht sie in das gemeinsame Haus in Henndorf bei Salzburg. Aufgrund Zuckmayers jüdischer Herkunft sowie der eindeutig-öffentlichen Stellungnahme gegen die Nationalsozialisten werden seine Werke in Deutschland verboten.


Nach dem Einmarsch der Hitlertruppen in Österreich 1939 müssen die Zuckmayers erneut fliehen und leben ein Jahr in Chardonne-sur-Vevey am Genfer See. Im Mai 1939 werden Alice Herdan-Zuckmayer und ihr Mann von den Nazis ausgebürgert und emigrieren im selben Jahr noch in die Vereinigten Staaten, wo sie, nach kurzem Aufenthalt in New York. in Vermont eine Farm pachten. Hier lebt die Familie, unabhängig vom Kulturbetrieb und in der für Carl Zuckmayer zum Schreiben notwendigen Ruhe und Abgeschiedenheit während der Kriegsjahre. Alice Herdan-Zuckmayer wird dieser Zeit, in der die Familie mit über neunzig Tieren auf dem Hof lebt, in ihrem 1949 erscheinenden – ersten und überaus erfolgreichen – Buch Die Farm in den grünen Bergen ein Denkmal setzen.

Grundlage dieser Erinnerungen sind die lange Briefberichte an ihre in Deutschland lebenden Schwiegereltern, in denen Alice Herdan-Zuckmayer über den Alltags des Farmlebens berichtet. Erich Kästner ist es, der ihre Briefe in der Münchner Neuen Zeitung veröffentlicht und sie damit zur Niederschrift des Buches nachhaltig ermutigt. Die Jahre der Emigration sind letztlich der Anstoß für Alice Herdan-Zuckmayers schriftstellerisches Schaffen nach Ende des Zweiten Weltkrieges.


1946, zur Uraufführung von Carl Zuckmayers im Exil geschriebenen Drama Des Teufels General, betritt Alice Herdan-Zuckmayer zum erstenmal wieder europäischen Boden und zieht später mit ihrer Familie ins schweizerische Saas Fee.


Quelle: Renate Wall, Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945, © 2004 Haland & Wirth/ Psychosozial-Verlag, Gießen, ISBN 3-89806-229-5, S.149ff.


Links (deutsch):

http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/azuck

http://www.dla-marbach.de/kallias/hyperkuss/h-56.html

 

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