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Forman, Miloš

H.A.M. 0

Miloš Forman (eigtl. Jan Tomáš Forman)

Filmregisseur

Geb. 18.02.1932 in Čáslav/ Tschechoslowakei


“Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“

(Miloš Forman)


Viele seiner späteren Filme sind Abhandlungen über unangepasste und subversive Helden, die sich dem Konformitätsdruck der Gesellschaft  widersetzen, sich nicht fügen wollen und gegen den Strom schwimmen. Der politische Impetus des Schaffens eines der berühmtesten Regisseure des US-amerikanischen Kinos resultiert nicht zuletzt aus seiner sehr persönlichen Lebenserfahrung: Bereits als Kind erlebt Forman  am eigenen Leib die Abgründe menschlichen Handelns in Zeiten von Diktatur und Unterdrückung.


Der Junge ist Augenzeuge, als die Gestapo seine (protestantischen) antifaschistischen Eltern verhaftet. Er wird sie niemals mehr wiedersehen: Die Mutter kommt im KZ Auschwitz ums Leben, sein Vater Rudolf Forman, der als Widerständler während der deutschen Besatzung von den Nazis verbotene Bücher im Untergrund hat kursieren lassen, wird in Buchenwald ermordet. Verwandte und Freunde ziehen ihn groß, und erst später wird Forman gewahr, dass sein leiblicher Vater der (dem Holocaust entkommene und nach Lateinamerika geflohene) jüdische Architekt Otto Kohn ist und er noch einen 12 Jahre älteren Bruder hat: Pavel Forman, seines Zeichens Maler, wird Ende der 60er Jahre nach Australien emigrieren. Durch seinen biologischen Vater ist Miloš Forman, der eigentlich und mit bürgerlichem Vornamen Jan Tomáš heißt, mit dem später ebenfalls vor den Nazis emigrierten Mathematiker Joseph J. Kohn verwandt, der sein Halbbruder ist.


Nach Kriegsende besucht der Heranwachsende in Poděbrady eine Internatsschule, wo auch der vier Jahre jüngere {ln:Havel, Václav ‚Václav Havel} zu seinen Mitschülern gehört. Hier kommt Miloš Forman zum ersten Mal mit dem Theater in Berührung und begeistert sich für die Filme von {ln:Chaplin, Charles ‚Charlie Chaplin}, Buster Keaton und John Ford, aber auch für französische Filmemacher wie René Clair und René Clément.


Forman studiert an der Prager Filmhochschule FAMU, gehört Anfang der 1960er Jahre zum Kreis der tonangebenden Vertreter der Neuen Welle und entwickelt sehr früh seinen eigenen, vom ‘Cinéma vérité‘, beeinflussten Stil.  Bereits sein erster abendfüllender Spielfilm “Der schwarze Peter“ (Černý Petr), die Geschichte eines unangepassten Teenagers, reüssiert auf diversen  Filmfestivals, bringt ihm einerseits Kritik durch die kommunistischen Machthaber, andererseits aber auch seine erste Reise in die Vereinigten Staaten ein. Miloš Formans Streifen “Der Feuerwehrball“ (Hoří, má panenko) übt mit seiner Karikierung von Funktionären eine kaum verhüllte Gesellschaftskritik an den real existierenden Zuständen in der damaligen Tschechoslowakei und wird in Formans Geburtsheimat nach 1969 und im Gefolge der Niederschlagung des ‘Prager Frühlings‘ verboten.


Als die Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 in Prag einmarschieren, hält sich Forman gerade in Paris auf, um über seinen ersten amerikanischen Film zu verhandeln. Als ihm seitens seines tschechischen Studios unterstellt wird, das Land illegal verlassen zu haben, entschließt sich Miloš Forman daraufhin zur Emigration ins westliche Ausland, geht in die Vereinigten Staaten und wird 1975 US-amerikanischer Staatsbürger. In seiner Exil-Heimat gelingt  ihm schließlich der internationale Durchbruch als Filmregisseur, und direkt sein  erster in den USA gedrehter Streifen “Taking Off“ (sehr zur Verärgerung der Prager Regierung) nimmt als offizieller US-Beitrag an den Internationalen Filmfestspielen von Cannes teil.


Weltweit berühmt wird Miloš Forman 1975 durch sein Filmdrama “Einer flog über das Kuckucksnest“ (“One Flew Over the Cuckoo’s Nest“) nach dem gleichnamigen Roman von Ken Keseys und dem Theaterstück von Dale Wasserman, mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Formans filmische Anklage des menschenverachtenden Systems in der Psychiatrie wird mit fünf Oscars ausgezeichnet, er selber erhält einen Oscar für seine Regie-Leistung. 1979 kommt mit Formans Verfilmung des Broadway-Musicals “Hair“ eine fulminante Reminiszenz an die Flower-Power-Generation der ausgehenden 60er Jahre vor dem Hintergrund der Anti-Vietnamkriegsbewegung in die Kinos. Der Kultfilm wird für diverse Preise, u.a. den Young Artist Award und den César, nominiert.


Noch erfolgreicher wird die Adaption von Peter Shaffers Theaterstück “Amadeus“ über das Leben Wolfgang Amadeus Mozarts aus der Sicht des Wiener Hofkomponisten Antonio Salieri, 1985 gekrönt mit acht Oscars, davon wiederum einer für Formans Regie. Sein bisher letzter Film “Goyas Geister“ aus dem Jahr 2006 thematisiert Sequenzen aus dem Leben des spanischen Hofmalers Francisco de Goya.


FILMOGRAFIE

Als Regisseur:

–   1960: Laterna magika II

–   1963: Wettbewerb (Konkurs)

–   1963: Wenn’s keine Musikanten gäbe (Kdyby ty muziky nebyly, Kurzfilm)

–    1963: Der schwarze Peter (Černý Petr)

–    1965: Die Liebe einer Blondine (Lásky jedné plavovlásky)

–    1966: Dobře placená procházka

–    1967: Der Feuerwehrball (Hoří, má panenko)

–    1971: I Miss Sonia Henie

–    1971: Taking Off

–    1973: München 1972 – 8 berühmte Regisseure sehen die Spiele der XX.  Olympiade (Visions of Eight)

–    1975: Einer flog über das Kuckucksnest (One Flew Over the Cuckoo’s Nest)

–    1979: Hair

–    1981: Ragtime

–    1984: Amadeus

–    1989: Valmont

–    1996: Larry Flynt – Die nackte Wahrheit (The People vs. Larry Flynt)

–    1999: Der Mondmann (Man on the Moon)

–    2006: Goyas Geister (Goya’s Ghosts)

 

Als Schauspieler:

–    2000: Glauben ist alles! (Keeping the Faith)

–    2011: Die Liebenden – von der Last, glücklich zu sein (Les biens-aimés)


AUSZEICHNUNGEN

Regie:

–  1964: Der schwarze Peter (Černý Petr): Jussi Award, Preis des Internationalen Filmfestivals von Locarno

–  1965: Die Liebe einer Blondine (Lásky jedné plavovlásky): Bodil Award, Jussi Award, Wettbewerbsfilm auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig

–   1971: Taking Off: Nominierung für den Britischen Filmpreis, Bodil, Großer Preis der Jury der Internationalen Filmfestspiele von Cannes

–    1975: Einer flog über das Kuckucksnest (One Flew Over the Cuckoo’s Nest): Britischer Filmpreis, Bodil, César-Nominierung, David di Donatello Award, Directors Guild of America-Award, Golden Globe, Preis des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani, Kansas City Film Critics Circle Award, Kinema Junpo Award, Oscar

–    1979: Hair: César-Nominierung, David di Donatello Award

–    1981: Ragtime: Golden-Globe-Nominierung

–    1984: Amadeus: Amanda Award, Nominierung für den Britischen Filmpreis, César, David di Donatello Award, Directors Guild of America-Award, Golden Globe, Gilde-Filmpreis, Preis des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani, Joseph Plateau Award, Jussi Award, Kinema Junpo Award, Los Angeles Film Critics Association Award, Oscar, Preis des Robert Festival

–    1989: Valmont: César-Nominierung

–  1996: Larry Flynt – Die nackte Wahrheit (The People vs. Larry Flynt): Goldener Bär der Berlinale, Czech Lion-Nominierung, Europäischer Filmpreis, Golden Globe, National Board of Review-Award, Oscar-Nominierung

–  1999: Der Mondmann (Man on the Moon): Silberner Bär der Berlinale, Czech Lion-Nominierung

–  2000: CineMerit Award des Filmfest München für Verdienste um die Filmkunst

 

Drehbuch:

–    1971: Taking Off: Nominierung für den Britischen Filmpreis, Writers Guild of America-Award-Nominierung


Quellen:

{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Milo%C5%A1_Forman }

{ln:nw:http://en.wikipedia.org/wiki/Milo%C5%A1_Forman }

{ln:nw:http://www.film.at/hair_1/ }


Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118945440 }

{ln:nw:http://tv.orf.at/groups/kultur/pool/mforman }

{ln:nw:http://www.czech.cz/de/Tschechien/geschichte/beruhmte-tschechen-des-vergangenen-jahrhunderts/milos-forman/ }

{ln:nw:http://www.filmernst.de/Filme/Filmdetails.html?movie_id=120 }

{ln:nw:http://www.dieterwunderlich.de/Forman_hair.htm }

{ln:nw:http://www.interfilm-akademie.de/04festivalreports/festivalreports-2005/04forman05.html }

{ln:nw:http://radio.cz/de/rubrik/kultur/star-regisseur-milos-forman-wird-80-jahre


International:

{ln:nw:http://milosforman.com/en/ }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=uWeqBI-Xsj4 }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=Q5MEOm0-1U8}

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=Q9yI9kny118}

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=pdJ8vOzs-Gc}

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=EG7Rtlf_gkA}

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=FrDQ5hz7H7w}

{ln:nw:http://www.imdb.com/name/nm0001232/ }

{ln:nw:http://fr.wikipedia.org/wiki/Milo%C5%A1_Forman }

{ln:nw:http://www.jewishjournal.com/arts/article/milos_forman_directs_natalie_portman_in_goyas_ghosts_film_melds_art_tour/ }

{ln:nw:http://www.lib.berkeley.edu/MRC/forman.html }

{ln:nw:http://news.bbc.co.uk/2/hi/entertainment/1235862.stm}

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