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Glaser, Roosje

H.A.M. 0

Roosje (Rosa Regina) Glaser

Tänzerin und Tanzlehrerin

Geb. 1914 in Amsterdam/ NL

Gest. 06.01. 2000 in Stockholm/ Schweden


Aus dem eigensinnigen Kind wird eine temperamentvolle, lebenslustige und emanzipierte junge Frau, die bereits in den 30er Jahren ihren ganz eigenen Weg geht und sich eine Existenz als Tanzlehrerin aufbaut. Doch schon wenige Jahre später und mit dem Überfall der Hitler-Wehrmacht auf die Niederlande am 10. Mai 1940 ändert sich für die dort lebenden Juden der Alltag dramatisch. Einigen gelingt noch die Flucht ins Exil, andere können untertauchen, wie z.B. der Psychoanalytiker und Schriftsteller {ln:Keilson, Hans ‚Hans Keilson}. Mit Beginn der Deportationen 1942 geht auch Roosje Glaser in den Untergrund, wird jedoch von ihrem Ex-Mann und korrupten Freunden verraten und kommt in das ‘polizeiliche Durchgangslager‘ Westerbork (ebenso wie {ln:Laqueur, Renata ‚Renata Laqueur}, {ln:Frank, Anne ‚Anne Frank}, {ln:Stein, Edith ‚Edith Stein} und {ln:Hillesum, Etty ‚Etty Hillesum}), von dem aus den Niederlanden über 100 Tausend Menschen in die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert werden.


Über das KZ Herzogenbusch gelangt Roosje Glaser im September 1943 nach Auschwitz. Hier wird sie zum Objekt medizinischer Versuche, muss andere Häftlinge zur Gaskammer zu begleiten und die Toten später auch wieder herausholen. Ihre Situation verbessert sich, als sie, abkommandiert zur  Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik „Union“, einen der SS-Offiziere näher kennenlernt und ihm wagemutig vorschlägt, abends vor SS-Leuten zu singen und zu tanzen, Als Lohn dafür, dass sie ihren Peinigern Tanz- und Benimm-Unterricht erteilt, erhält Roosje/Rosa Brot, das sie mit ihren Mitgefangenen teilt. Mit dem Näherrücken der Roten Armee im Januar 1945 räumen die Wachmannschaften das Lager und schicken die noch überlebenden Häftlinge nach Westen auf einen Todesmarsch, dem mehrere Tausend der gequälten Kreaturen zum Opfer fallen. Roosje Glaser überlebt als eine der wenigen das Grauen von Auschwitz, gibt sich als Dänin aus und gelangt mit Hilfe des Roten Kreuzes nach Schweden, wo sie später dann in Stockholm eine neue Heimat findet. In die Niederlande will sie nie mehr zurückkehren, nicht zuletzt auch, weil ihr engstehende Menschen es waren, die sie damals an die Nazis verraten haben. Das ist nicht mehr die Heimat der Tänzerin Rosa Glaser. “Nach dem Krieg versuchte Roosje Glaser Entschädigungen vom niederländischen Staat zu bekommen, denn die niederländisch-deutsche Familie hatte die niederländische Staatsangehörigkeit. Doch die Niederländer zeigten sich weder großherzig noch großzügig. Ein Beispiel: Roosje Glaser bekam vom niederländischen Staat eine Rechnung zugeschickt für den Mantel, der ihr direkt nach der Befreiung gegeben worden ist.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.radiobremen.de/kultur/buch-tipps/taenzerin-von-auschwitz100.html })


Jahrzehnte später stößt ihr katholisch erzogene Neffe Paul Glaser 2002 bei einem Besuch in Auschwitz auf den Namen seiner Tante: Unter den Ausstellungstücken in der KZ-Gedenkstätte entdeckt er durch Zufall einen Koffer mit seinem Familiennamen, entdeckt erst jetzt seine eigene (ihm vom Vater, Roosjes/ Rosas Bruder, bewusst verschwiegene) jüdische Identität und recherchiert in den Folgejahren die Geschichte dieser bemerkenswerten Frau. “Als Paul Glaser ihr (…) später zum ersten und einzigen Mal begegnete, war er überrascht von der Offenheit, mit der sie über ihre Vergangenheit sprach: ‘Ich merkte rasch, dass sie sich bei all dem Schrecklichen, das sie durchgemacht hatte, ihre Lebensfreude hatte bewahren können, ebenso die Liebe zur Musik und zum Tanzen, eine große Offenheit anderen Menschen gegenüber und viel Optimismus.‘“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/wdr/paul-glaser-18012015-100.html })


Anhand von Tagebüchern und Briefen, Dokumenten und Zeitzeugenberichten folgt Paul Glaser den Spuren seiner Tante Roosje und setzt mit der Biografie “Die Tänzerin von Auschwitz“ dem Leben dieser ungewöhnlichen Frau ein literarisches Denkmal.


Quellen:

{ln:nw:http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/wdr/paul-glaser-18012015-100.html }

{ln:nw:http://www.radiobremen.de/kultur/buch-tipps/taenzerin-von-auschwitz100.html }


Literatur:

Paul Glaser: “Die Tänzerin von Auschwitz. Die Geschichte einer unbeugsamen Frau“, Aufbau Verlag, ISBN 978-3-351-03587-7, EUR 19,95


Links (deutsch):

volume_up{ln:nw:http://www.wdr5.de/sendungen/buecher/autorimgespraech/glaser102.html }

{ln:nw:https://www.lul.to/1roc/die-tanzerin-von-auschwitz-die-geschichte-einer-unbeugsamen/ }

{ln:nw:https://www.lul.to/preview/1u00/die.tanzerin.von.auschwitz.glaser.paul.by.www.lul.to.epub#epubcfi%28/6/6%5Bidb9783841208873_000028xhtml%5D!4/2%5Bd3e28%5D/4/1:0%29 }


International:

film{ln:nw:http://historiek.net/de-verzwegen-geschiedenis-van-rosa-glaser/7905/ }

film{ln:nw:http://www.tante-roosje.com/en/home }

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