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Hirschman, Albert O.

H.A.M. 0

Albert O. Hirschman (Otto-Albert Hirschmann)

Soziologe und Volkswirt

Geb. 07.04. 1915 in Berlin

Gest. 10.12. 2012 in Ewing Township (New Jersey)/ USA


Nach dem Abitur am Französischen Gymnasium Berlin beginnt der Chirurgen-Sohn mit säkularisiertem Bildungsbürger-Hintergrund und jüdischen Wurzeln 1932 das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Kurz darauf folgt das Ende der Weimarer Republik: Am 30. Januar 1933 übernehmen die Nationalsozialisten die Macht. Zahlreiche jüdische und politisch andersdenkende Bürger verlassen daraufhin das Deutsche Reich. Auch das Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend Albert Hirschmann flüchtet im April ’33 aus Nazi-Deutschland. Zunächst nach Paris, wo er sein Studium an der Sorbonne und der ‘École des hautes études commerciales de Paris‘ fortsetzt. Später, das Abschlussdiplom in der Tasche, zu weiteren Studien nach London und an die dortige ‘School of Economics‘.


Während des Spanischen Bürgerkrieges Mitte der dreißiger Jahre  kämpft Hirschmann drei Monate lang in der revolutionären marxistischen Partei ‘Partido Obrero de Unificación Marxista‘ (POUM) gegen die rechtsgerichteten Putschisten unter General Franco. 1938 wird er an der Universität von Triest mit einer Arbeit über die Außenhandelspolitik promoviert, schließt sich in Triest einer antifaschistischen Gruppe im Untergrund an, übersiedelt aber, angesichts der ersten antisemitischen Gesetze unter Benito Mussolini, wieder nach Frankreich.


Im Frühjahr 1940 marschiert die Hitler-Wehrmacht ein, Hirschmann kämpft bis zur Kapitulation auf  Seiten der französischen Armee und flieht dann weiter in den Süden des Landes, wo er in Marseille beim ‘Emergency Rescue Committee‘ mit Varian Fry zusammenarbeitet, bis er sich schließlich 1941 über Lissabon in die Vereinigten Staaten absetzt.


Hier setzt Hirschmann zunächst seine Studien in Berkeley fort, meldet sich 1943 zur US Army, nimmt, nunmehr unter seinem amerikanisierten Nachnamen ‘Hirschman‘  am Zweiten Weltkrieg in Nordafrika und Italien für das ‘ Office of Strategic Services‘ (OSS) teil und fungiert 1945 vor einem US-Militärgericht im italienischen Caserta beim Kriegsverbrecherprozess gegen den Wehrmachtsgeneral Anton Dostler als Übersetzer.


Zurückgekehrt in die USA wird er vom Aufsichtsgremium der Federal Reserve eingestellt, wechselt aber, da mit den ihm übertragenen Aufgaben unzufrieden, zum Büro des Marshallplans von W. Averell Harriman und geht später zur Abteilung für Entwicklungspolitik der Weltbank, für die er vier Jahre lang im kolumbianischen Bogotá tätig ist. Ab 1956 lehrt Albert O. Hirschman an den Universitäten von Yale, Columbia und Harvard und beendet seine akademische Laufbahn am ‘Institute for Advanced Study‘ in Princeton (jener renommierten Privat-Universität, an der in den 30er und 40er Jahren auch Exilanten wie Hannah Arendt, Kurt Gödel sowie die Nobelpreis-Träger Albert Einstein und Thomas Mann ihre wissenschaftliche Heimat finden).


Von 1990 bis 1995 lehrt der ökonomische Grenzüberschreiter als Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und gilt, gemeinsam mit dem schwedischen Wirtschaftswissenschaftler Gunnar Myrdal, als ein Begründer der wirtschaftswissenschaftlichen räumlichen Polarisationstheorie, die die Gleichgewichtsmodelle der neoklassischen Theorie kritisiert und ein Gegenmodell anbietet, das auch und vor allem die Wechselwirkungen zwischen Politik und Ökonomie diskutiert. Das umfangreiche Schaffen des nach allen Seiten offenen politischen Denkers (SZ  N° 276 v. 29.11. 2013, S. 14) und Ehrendoktors diverser Universitäten, der sich selber, frei nach Robert Musil, einen “Möglichkeitsmenschen“ nennt,  wird erstmals in einer umfangreichen, kurz nach seinem Tod erscheinenden, Biografie gewürdigt (Jeremy Adelman: “Worldly Philosopher. The Odyssey of Albert O. Hirschman.” Princeton University Press 2013, 740 Seiten, 39,95 US-Dollar).


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_O._Hirschman

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/zum-tod-albert-o-hirschmans-skepsis-und-interesse-11993374.html

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article112051241/Eine-Oekonomie-ohne-Moral-kann-es-nicht-geben.html


Links (deutsch):

https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D119252147&method=simpleSearch

http://www.wiwiss.fu-berlin.de/fachbereich/ehrenpromotionen/hirschman.html

http://www.tagesspiegel.de/wissen/albert-o-hirschman-grenzgaenger-der-oekonomie/7533426.html

http://www.uni-trier.de/index.php?id=46793

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article112051241/Eine-Oekonomie-ohne-Moral-kann-es-nicht-geben.html


International:

http://en.wikipedia.org/wiki/Albert_Otto_Hirschman

http://www.sss.ias.edu/files/pdfs/aohcv.pdf

http://findingaids.princeton.edu/collections/MC160/#description

http://www.newyorker.com/arts/critics/books/2013/06/24/130624crbo_books_gladwell?currentPage=all

http://www.ase.tufts.edu/gdae/about_us/leontief/2013LeontiefAnnouncement.pdf

http://www.nytimes.com/2012/12/24/business/albert-o-hirschman-economist-and-resistance-figure-dies-at-97.html?_r=1&

http://www.nybooks.com/contributors/albert-o-hirschman/

http://www.economist.com/news/business/21568708-great-lateral-thinker-died-december-10th-exit-albert-hirschman

http://bibliobs.nouvelobs.com/essais/20130102.OBS4149/albert-o-hirschman-itineraire-d-un-economiste-libre.html

http://www.lemonde.fr/disparitions/article/2012/12/21/albert-hirschman-economiste-engage-et-autosubversif_1809562_3382.html

http://www.democracyjournal.org/30/oracles-odyssey.php?page=all

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