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Fucik, Julius

H.A.M. 0

Julius Fucik
Journalist und Schriftsteller


Geb. 23.2.1903 in Prag/ Österreich-Ungarn
Gest. 8.9.1943 in Berlin-Plötzensee


„Ich möchte, daß man jene nicht vergesse, die treu und standhaft gekämpft haben, draußen und hier, und die gefallen sind. Aber ich möchte auch, daß die Lebenden nicht vergessen werden, die uns nicht weniger treu und nicht weniger standhaft unter den schwersten Bedingungen geholfen haben. Nicht zu ihrem Ruhm. Aber als Beispiel für andere. Denn die Menschenpflicht endet nicht mit diesem Kampf, und ein Mensch zu sein wird auch weiterhin ein heldenhaftes Herz erfordern, solange die Menschen nicht ganz Menschen sind.“ (1)

(Julius Fucik in einem Brief an seine Familie kurz nach Verkündung des Todesurteils)


Der Arbeitersohn aus dem Prager Stadtteil Smíchov schließt sich 1921 der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSC) an und ist als Feuilletonist für die Literaturzeitschriften Kmen, Tvorba” sowie für das kommunistische Zentralorgan Rudé Právo tätig. Nach dem Münchner Abkommen und dem Verbot der KSC 1938 arbeitet Fucík unter Pseudonym für verschiedene bürgerliche Zeitungen. Als die CSR im März 1939 von deutschen Truppen besetzt wird, taucht Fucík in Prag unter und gehört seit Februar 1941 der illegalen Inlandsleitung der Kommunistischen Partei an.

Am 24. April 1942 wird Julius Fucik verhaftet. In Zelle 267 des Gestapo-Gefängnisses Pankrác in Prag verfasst er auf schmalen Papierstreifen seine letzte unvergessene Reportage Unter dem Strang geschrieben. Mithilfe eines Aufsehers, der ihm Papier und Bleistift in die Zelle und wieder hinaus schmuggelt, entsteht so ein Werk, das die Zeit überdauert und in fast 90 Sprachen übersetzt wird.


Über die Entstehungsgeschichte der Aufzeichnungen berichtet der Aufseher Adolf Kolínský:

„Herr Fucík hatte lange Zeit kein Vertrauen zu mir. Ich hatte ihm zwar schon früher Papier und Bleistift angeboten, doch zunächst musste er mich gründlich prüfen. Einmal sagte er zu mir: Kolínský, wir werden schreiben. Es liegt an Ihnen, dass es niemandem in die Hände fällt. Sie wissen, mir kann nichts mehr geschehen, mir ist der Strick ohnehin sicher…
Immer, wenn ich meinen Dienst antrat, brachte ich ihm in einem günstigen Augenblick Papier, jeweils einige Blätter und einen Bleistift in die Zelle. Alles versteckte er im Strohsack. Wenn ich meinen Rundgang durch jeden Flügel – es gab deren drei – von einem Spion in der Zellentür zum anderen gemacht hatte, was mindestens zwanzig Minuten dauerte, blieb ich an der Zelle 267 stehen, in der Herr Fucík einsaß, klopfte an die Tür und sagte leise: ‚Weiter!‘ Da wusste er, dass er schreiben konnte. Während er schrieb, ging ich in der Nähe seiner Zelle auf und ab und gab Obacht…“ (2)


Vierzehn Tage nach seiner Verurteilung durch den Volksgerichtshof Roland Freislers wird Julius Fucik im September 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine im Gefängnis geschriebene Reportage endet mit dem Satz: „Menschen, ich hatte euch lieb. Seid wach!“

Der Friedens-Nobelpreisträger Willy Brandt stellt im Dezember 1973 bei der Unterzeichnung des Vertrages BRD-CSSR auf dem Hradschin Julius Fucik in eine Reihe mit Hus, Komensky, Palacky, Bertha von Suttner und anderer berühmter Tschechen. Fucik, so Brandt, sei „zum Symbol des Widerstandes gegen Terror und Gewalt“ geworden. Sein Name bedeute „für unsere Landsleute genau so viel … wie für euch.“ (3)


Quelle:

(1) entnommen aus: Du hast mich heimgesucht bei Nacht – Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933-1945, Herausgegeben von Helmut Gollwitzer, Käthe Kuhn und Reinhold Schneider, Gütersloher Verlagshaus 1977, ISBN 3-579-03786-2, S. 117ff.

(2) (zit. nach: Gusta Fucíková, Mein Leben mit Julius Fucík, Berlin 1976, S. 741/42) hier in: http://www.uni-kassel.de/~schneid/fucik.html

(3) zitiert nach: http://www.dresdnerblaettl.de/2003/04/03040205.htm


Literatur:

Julius Fucik: Reportage unter dem Strang geschrieben
Bibliothek des Widerstandes. Pahl-Rugenstein-Verlag
Bonn 2000, ISBN 3891442726


Links (deutsch):

http://mitglied.lycos.de/jpmarat/jfid.html

http://www.gedenkstaette-ploetzensee.de/zoom/08_2_dt.html

http://www.sopos.org/aufsaetze/3f5238df0fa9f/1.phtml

http://www.radio.cz/de/artikel/38069

http://www.marxistische-bibliothek.de/haupt1.html

http://www.uni-kassel.de/~schneid/fucik.html

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