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Rey, Hans August

H.A.M. 0
Hans August Rey (Reyersbach, Hans August)
Kinderbuchautor und -illustrator

Geb. 16.9.1898 Hamburg
Gest. 26.8.1977 Boston/USA

Als das Jüdische Museum in New York im Frühjahr 2010 die Ausstellung „Curious George Saves the Day: The Art of Margret and H.A. Rey“ zeigte, wurden nicht nur die vor allem in Amerika beliebten Kinderbücher mit dem neugierigen Affen präsentiert, sondern vor allem die Geschichte seiner Schöpfer und deren dramatische Flucht aus dem von der deutschen Wehrmacht okkupierten Europa.

Hans August Reyersbach, Sohn des Kaufmannes Alexander Reyersbach und seiner Frau Marta, geb. Windmüller, besuchte von 1907 bis 1916 das Wilhelm-Gymnasium, das er im August des Jahres mit der Absicht verließ, bildende Künste zu studieren. Ein zweijähriger Militärdienst in Frankreich und Russland schob sich vor das Studium der Philosophie, der Naturwissenschaften und Sprachen, das Reyersbach zuerst in München, dann in Hamburg absolvierte. Ohne je eine Kunstausbildung absolviert zu haben, fand er schon 1921 im „Sonderheft: Hamburg“ der Zeitschrift „Das Plakat“ namentliche Erwähnung. Als Lithograph und Plakatkünstler hatte er für die renommierte Lithographieanstalt Adolph Friedländer Plakate für den Hamburger „Circus Busch“ entworfen. 1923 erschien im Hamburger Kurt Enoch Verlag das Buch „12 Lithographien zu Christian Morgensterns Grotesken von Hans Reyersbach“. Das in nummerierter, signierter und limitierter Auflage erschienene Werk enthielt 12 zum Teil surreal anmutende Zeichnungen Reyersbachs.

Angesichts der wirtschaftlichen Situation Deutschlands verließ Reyersbach 1924 Deutschland und wanderte nach Brasilien aus, wo er als Buchhalter in der Im- und Exportfirma seines Schwagers arbeitete. 1935 besuchte ihn die ebenfalls in Hamburg geborene Margarete (später: Margret) Elisabeth Waldstein (1906-1996), die am Bauhaus studiert hatte und mehrere Jahre in Deutschland und England als Fotografin und Werbegestalterin gearbeitet hatte. Beide gründeten in Rio de Janeiro eine Werbeagentur. Nach ihrer Heirat im August 1935 führte sie ihre Hochzeitsreise 1936 wieder nach Europa, nach England und Deutschland, schließlich nach Paris, wo sie die nächsten vier Jahre leben sollten.

Der Londoner Verlag „Chatto & Windus“ publizierte H.A. Reys erste Bilderbücher „Zebrology“ (1937) und „How the Flying Fishes Came into Being“ (1938). Weitere englische wie französische Bilder- und Bastelbücher für Kinder, allesamt von H. A. Rey auf einfache wie liebenswerte Weise illustriert,  folgten.

Kurz vor dem Einmarsch deutscher Soldaten in Paris im Juni 1940 konnten Margret und H.A. Rey auf ihren Fahrrädern vor den herannahenden Truppen fliehen. Über Spanien, Portugal und Brasilien emigrierten sie in die USA und erreichten New York im Oktober 1940. In den USA gelang es H.A. Rey, seine erfolgreiche Tätigkeit als Illustrator fortzusetzen. Ein auf der Flucht gerettetes Manuskript über einen neugierigen Affen erschien 1941 unter dem Titel „Curious George“. Weitere Bände sollten folgen und eine bis heute anhaltende Erfolgsgeschichte begründen.

Zwanzig Jahre nach seinem Tod würdigte eine Ausstellung in der Hamburger Börse Leben und Werk H.A. Reys, doch fand die Präsentation vor allem die Aufmerksamkeit interessierter Antiquare. Auch wenn die Bücher von „Curious George“ international millionenfache Verbreitung erfahren haben, der Zürcher Diogenes Verlag in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts die Bücher in ansprechender Form neu aufgelegt und der neugierige Affe auch Eingang ins Fernsehprogramm für Kinder gefunden hat, scheinen nur wenige zu wissen, dass sein Schöpfer H.A. Rey ein gebürtiger Hamburger gewesen ist.

Werke: (Auswahl)
  • 12 Lithographien zu Christan Morgensterns Grotesken. Hamburg 1923;
  • 12 Lithographien zu Christian Morgensterns von Hans Reyersbach. Neue Folge. Hamburg 1925;
  • Zebrology. London 1937;
  • L’Aeroport.   Découpages á Colorier. Paris 1939;
  • Raffi and the 9 Monkeys. London 1939;
  • Curious George, Boston 1941;
  • Humpty Dumpty and Other Mother Goose Songs, New York 1943;
  • The Stars. A New Way to See Them. Boston 1952;
  • Curious George Rides a Bike. Boston 1952;
  • Curous George Learns the Alphabet. Boston 1963;
  • Christian Morgenstern: The Daynight Lamp, and Other Poems. Boston 1973.

Literatur:
  • Das Plakat, Jg. 12, 1921, H. 7/8 (Sonderheft Hamburg), S. 392, 403;
  • Ruth Malhotra, Manege frei. Artisten- und Circusplakate von Adolph Friedländer. Dortmund 1979;
  • Roland Jaeger, Der Schöpfer von ‚Curious George’: Kinderbuch-Illustrator H.A. Rey: Aus dem Antiquariat; Nr. 87, 31.10.1997, A 543-A 551; ders., H.A. und Margret Rey. In: John M. Spalek u.a. (Hg.), Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Band: 3: USA, Teil 2, Bern/ München 2001, S. 351-360;
  • Louise Borden, The Journey Tht Saved Curious George. The True Wartime Escape of Margret and H.A. Rey. Boston 2005;
  • Sabine Reichel, Der glückliche Affe. Die abenteuerliche Geschichte des neugierigen Coco und seiner Erfinder. In: Berliner Zeitung, 20.5.2006.

Autor:
Wilfried Weinke

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