Ruiz Pino, Raoúl Ernesto

Raoúl Ernesto Ruiz Pino
Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent

Geb. 25.07. 1941 in Puerto Montt/ Chile
Gest. 19.08. 2011 in Paris/ Frankreich

“La Maleta ist der erste Kurzfilm des im süd-chilenischen Patagonien Geborenen und basiert auf einem seiner eigenen Theaterstücke. Nach dem Jura- und Theologie-Studium immatrikuliert sich Raoúl Ernesto Ruiz Pino (besser bekannt als Raoúl Ruiz) 1962 für ein Jahr an der Filmakademie im nordargentinischen Santa Fe´, moderiert 1963 im chilenischen Fernsehen ein tägliches Journal, entwickelt 1965 in Mexiko Szenarien für Feuilleton-Sendungen und schreibt, wieder zurückgekehrt nach Chile, TV-Drehbücher für die Adaption klassischer Stücke.

Mit seinem 1968 erscheinenden vierten Film “Tres tristes tigres“ – basierend auf einem Stück von Alejandro Sieveking über drei Außenseiter im sommerlichen Santiago de Chile – gewinnt Ruiz Pino 1969 den ‚Goldenen Leoparden‘ beim Internationalen Filmfestival von Locarno. Zwei Jahre später dreht er eine freizügige Fassung der Strafkolonie von Franz Kafka und wird von der sozialistischen Regierung Allende als Berater für Kinokultur berufen.

Wenige Monate nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 verlässt der Regisseur und Filmemacher sein lateinamerikanisches Geburtsland und geht ins französische Exil, wo er 1974 den Film “La question de l’exil“ mit Laien und professionellen Schauspielern, unter ihnen Françoise Arnoul und Daniel Gélin, dreht. Nach seiner Uraufführung in einem Pariser Kino gerät der ironische (und in Künstlerkreisen keineswegs unumstrittene) Streifen über die Situation der zahlreichen Exil-Chilenen in Frankreich) in Vergessenheit.

In den folgenden Jahren konzentriert sich Raoul Ruiz, wie er sich nun nennt, auf Kurzfilme und Auftragsarbeiten für das Fernsehen. Ein Teil des französischen Filmpublikums nimmt seine Arbeiten mit Begeisterung auf. Sein Stil der Abstraktion und der Augentäuschung sind ein willkommener Gegensatz zum naturalistischen französischen Kino der 1970er Jahre. Im März 1983 widmen ihm die ‚Cahiers du Cinéma‘ eine komplette Ausgabe. In den 1980er Jahren reiht er Film an Film.

Ab den 1990er Jahren dreht der Meister der kleinen Filmkunst Filme mit Stars wie Arielle Dombasle, Marcello Mastroianni, Catherine Deneuve und Michel Piccoli und wird mit seiner Marcel Proust-Film-Adaption “Die Wiedergefundene Zeit“ 2001 auch für das bundesdeutsche Kino-Publikum zum Begriff. In seinem Spätwerk kehrt der französisch-chilenische Regisseur wieder zu Produktionen mit bescheidenerem Budget zurück. 2010 erhält er den renommierten ‚Prix Louis-Delluc‘ für seinen knapp viereinhalbstündigen Film “Misterios de Lisboa“ (“Geheimnisse von Lissabon”) über die Aristokratie im alten Portugal. Luiz‘ letzter Film “La noche de enfrente“ entsteht im Frühjahr 2011. Wenige Wochen nach seinem 70. Geburtstag stirbt er im Pariser Hôpital ‚Saint-Antoine‘ an den Folgen einer Lungenentzündung.

Filmografie (Auswahl):

•        1963: La Maleta (Kurzfilm)
•        1967: El tango del viudo
•        1968: Tres tristes tigres
•        1975: Diálogos de exiliados
•        1976: Utopia (TV)
•        1978: La Vocation suspendue
•        1979: L’Hypothèse du tableau volé
•        1983: Les Trois couronnes du matelot
•        1986: Mémoire des apparences
•        1987: La chouette aveugle
•        1996: Trois vies & une seule mort
•        1997: Genealogien eines Verbrechens (Généalogies d’un crime)
•        1999: Die wiedergefundene Zeit (Le temps retrouvé)
•        2000: Comédie de l’innocence
•        2002: Cofralandes, rapsodia chilena (Dokumentarfilm)
•        2005: Le Domaine perdu
•        2006: Klimt
•        2008: La Maison Nucingen
•        2010: L’estate breve (Dokumentarfilm)
•        2010: A Closed Book
•        2010: Mistérios de Lisboa, (Fernsehmehrteiler)