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Rée, Anita Clara

H.A.M. 0

Anita Clara Rée
Malerin

Geb. 09.02. 1885 in Hamburg
Gest. 12.12. 1933 in Kampen auf Sylt


Die zweitälteste Tochter einer alteingesessenen jüdischen Hamburger Kaufmannsfamilie wird, ebenso wie ihre Schwester Emilie, evangelisch-lutherisch getauft und konfirmiert. Der protestantisch geprägten Erziehung im assimilierten Elternhaus folgt eine dieser Zeit gemäße Bildung als ‚höhere Tochter‘. Ihrem Berufswunsch folgend, nimmt sie ab 1905 Malunterricht beim Hamburger Künstler Arthur Siebelist, sucht aber schon sehr bald, geplagt von Selbstzweifeln ob ihrer tatsächlichen Begabung, Rat bei Max Liebermann in Berlin. Dieser erkennt Rées Talent und rät ihr zu Fortsetzung der Ausbildung als Malerin. In Ermangelung einer regulären Akademieausbildung nimmt Anita Rée bis 1910 weiter Unterricht bei  Siebelist und schließt sich danach mit Franz Nölken und Friedrich Ahlers-Hestermann zu einer Ateliergemeinschaft zusammen, die dann schlussendlich an der unerwiderten Liebe zu Nölken wieder auseinanderbricht.


Im Winter 1912/ 13 lernt Rée als Schülerin bei Fernand Léger in Paris  Aktzeichnen, was zu jener Zeit in Deutschland für Frauen noch unmöglich ist. 1913 nimmt sie an einer ersten Ausstellung bei Commeter in Hamburg teil und macht im darauffolgenden Jahr die Bekanntschaft des Dichters Richard Dehmel. Insbesondere durch ihre Porträts macht die Künstlerin, in deren Werk sich auch Einflüsse von  Picasso, Matisse und Cézanne erkennen lassen, von sich reden.


1919 gehört Anita Rée zu den Gründungsmitgliedern der Künstlervereinigung ‚Hamburgische Sezession‘ und gewinnt in den folgenden Ausstellungen große Beachtung. Zu ihrem engsten Kreis gehören Künstler wie Gretchen Wohlwill , Alma del Banco und Franz Radziwill.


In den Jahren ihres Aufenthaltes in Positano an der italienischen Amalfiküste (1922 bis 1925) wendet sich die mit dem Buchhändler und Maler Christian Selle befreundete Künstlerin hauptsächlich der Neuen Sachlichkeit zu und kehrt lediglich zu Ausstellungen in ihre Geburtsstadt an der Elbe zurück. 1926 übersiedelt  Anita Rée dann doch wieder nach Hamburg, wo sie im selben Jahr die GEDOK mitbegründet.


Großes Lob erntet sie 1929/ 1931 für ihre größeren Wandbilder in zwei von Fritz Schumacher neu erbauten Schulen, von denen allerdings nur ‚Orpheus mit den Tieren‘ in der früheren Oberschule für Mädchen an der Caspar-Voght-Straße, der heutigen Ballettschule des ‚Hamburg Ballett‘, erhalten bleibt.


1930 erhält die Künstlerin einen Auftrag zur Erstellung des Ansgar-Triptychons für den Neubau der St. Ansgar-Kirche in Hamburg-Langenhorn. An Heiligabend desselben Jahres “geht ein Schreiben des ‚Hamburger Tageblatts‘ bei der Hamburgischen Landeskirche ein, erkundend, ob es stimme, dass die Jüdin Anita Rée mit der Ausgestaltung des Altars der evangelischen Kirche in Langenhorn beauftragt sei: ‚Als Nationalsozialisten könnten wir nicht verstehen, wie die Ausschmückung einer evangelischen Kirche an eine Jüdin vergeben werden kann.‘ Die Drohung war unüberhörbar – gleichwohl erhielt Rée den Auftrag, endgültig im Februar 1931. Die Bilder standen nie auf dem Altar der Kirche. Der Kirchenvorstand der Lukasgemeinde, zu der die Ansgarkirche bis 1935 gehörte, lehnte die Bilder ab. Künstlerische Bedenken? Einfluss der nationalsozialistischen Drohung? Vielleicht beides, erstere könnten vorgeschoben, letzterer geleugnet worden sein – oder aber eben auch nicht.“ (Quelle: http://www.kirchengemeinde-ansgar.net/index.php?kat=1&inhalt=4&detail=2 )  


Wenig später verlässt Anita Rée Hamburg und zieht nach Sylt. Kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wird sie am 25. April 1933 von der Hamburgischen Künstlerschaft als ‚artfremdes Mitglied‘ diffamiert und ausgeschlossen. Die schon seit längerem durch Anfeindungen und persönliche Enttäuschungen Vereinsamte nimmt sich im Dezember 1933 das Leben.


Über 70 Jahre später, am 7. August 2007, wird zum Andenken an die verfemte Malerin ein Stolperstein des Kölner Künstlers Gunter Demnig in Kampen auf Sylt verlegt. Ein weiterer Stolperstein in der Straße Fontenay erinnert an Rées letzten Hamburger Wohnort.


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Anita_R%C3%A9e

http://www.kirchengemeinde-ansgar.net/index.php?kat=1&inhalt=4&detail=2


Links (deutsch):

http://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=4

http://www.galerie-herold.de/seiten/biografien/bioree.html

http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/anita-ree/

http://www.kunstaspekte.de/index.php?k=10679&action=webpages

http://www.hamburger-kunsthalle.de/sammlungav/html_sammlung/r/ree_1995_30.html

http://stadt.gelsenkirchen.de/de/Kultur/Kunstmuseum/Im_Blickpunkt/02-2011-Ree.pdf

http://www.edition-lgc.de/sonst/archiv/0000024.htm

https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D118743775&method=simpleSearch


International:

http://www.artinconnu.com/2008/01/anita-re-1885-1933.html

http://www.worldlingo.com/ma/dewiki/en/Anita_R%C3%A9e#Ausstellungen_.28Auswahl.29

http://androom.home.xs4all.nl/biography/p014647.htm

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