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Bonner, Jelena Georgijewna

H.A.M. 0

Jelena Georgijewna Bonner
Kinderärztin, Autorin und Menschenrechtlerin

Geb. 15. 02. 1923 in Merw/ UdSSR
Gest. 18.06. 2011 in Boston/ USA


Ihre Mutter ist eine jüdische Kommunistin, der Stiefvater ein führender armenischer Kommunist und Sekretär der ‚Komintern‘. Im Zuge der stalinistischen Säuberungen in den 30ern werden auch Bonners Eltern verhaftet, der Vater 1938 hingerichtet, die Mutter in einen Gulag verbannt. Die kleine Jelena wächst in jenem Hotel Lux in Moskau auf, das für zahlreiche (überwiegend deutsche) Intellektuelle vorübergehend zur Exil-Heimat wird (unter ihnen Herbert Wehner, Wolfgang Leonhard, Heinz und Margarete Buber-Neumann, Ernst Reuter ) – und für nicht wenige von ihnen später zur Zwischenstation auf dem Weg in ein sowjetisches Arbeitslager.


Nach Beendigung der Oberschule meldet sich Jelena Bonner  im Zweiten Weltkrieg freiwillig als Krankenschwester zur Roten Armee und wird 1945 im Rang eines Leutnants entlassen. Zwei Jahre später schreibt sie sich für das Studium der Medizin an der Universität Leningrad ein, arbeitet anschließend als Kinder- und Bezirksärztin,  widmet sich daneben der Schriftstellerei und schließt sich in den 1960er Jahren einer Gruppe von Schriftstellern und Künstlern an, die die Freiheiten der nach-stalinistischen Ära unter Nikita Chruschtschow nutzen.


Im Oktober 1970 lernt Bonner den Atomphysiker Andrej Sacharow am Rand eines Prozesses gegen Menschenrechtler in Kaluga kennen und lieben. Man heiratet im August des darauffolgenden Jahres. Diese (bereits zweite) Ehe wird das Leben der Jelena Bonner  entscheidend verändern: Von nun an widmet sie sich ganz der sowohl organisatorischen wie auch inhaltlichen Unterstützung ihres Mannes, nimmt 1975 an  Stelle ihres mit einem Ausreiseverbot belegten Mannes in Oslo den ihm verliehenen Friedens-Nobelpreis entgegen und reist in Sacharows Namen nach Italien, Frankreich und in die USA. Während der Verbannung ihres Mannes nach Gorki ist sie in den 80er Jahren seine einzige Verbindung nach Moskau und zu ausländischen Journalisten. Im Mai 1984 wird es Jelena Bonner ebenfalls verboten, Gorki zu verlassen, und wenig später verurteilt sie ein Bezirksgericht wegen “antisowjetischer Propaganda“ zu einer mehrjährigen Verbannung.


Die psychischen wie physischen Belastungen bleiben nicht ohne Folgen: starke Herzbeschwerden machen eine Operation notwendig, die Andrej Sacharow schließlich durch Hungerstreiks erzwingt. Im Dezember 1985 wird Jelena Bonner in die Vereinigten Staaten ausgeflogen und am ‚Massachusetts General Hospital‘ in Boston operiert. Bereits ein halbes Jahr später kehrt sie in die Sowjetunion zurück. Im Dezember 1986 hebt der damalige Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, Michail Gorbatschow, die Verbannung der Eheleute Bonner-Sacharow auf. Das Ehepaar kann nach Moskau zurückkehren und sich frei bewegen.


Nach Sacharows Tod im Dezember 1989 setzt seine Frau ihre Menschenrechtsaktivitäten fort, schließt sich im August 1991 den Verteidigern des russischen Parlaments gegen einen kommunistischen Putsch an, unterstützt den russischen Präsidenten Boris Jelzin in der Verfassungskrise 1993 und wird von ihm in die Menschenrechtskommission berufen. Ein Amt, das Bonner 1994 aus Protest gegen die russische Tschetschenien-Politik wieder aufgibt. Für  russische und US-amerikanische Zeitungen schreibt sie regelmäßig über Menschenrechte und Demokratie in Russland, setzt sich für das Recht auf  Selbstbestimmung in der zwischen Armenien und Aserbeidschan umstrittenen Region Bergkarabach und für die Völker der früheren Sowjetunion ein.


Im November 2000 wird Jelena Bonner in Bremen der Hannah-Arendt -Preis für politisches Denken verliehen. Auch noch als Hochbetagte gibt sie ihr politisches und Menschenrechts-Engagement nicht auf und unterzeichnet am 10. März 2010 ein Manifest der russischen Opposition unter dem Titel “Putin muss gehen“. Im Alter von 87 Jahren stirbt die Ärztin, Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin nach langer Krankheit in ihrem Haus in Boston.


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jelena_Georgijewna_Bonner


Links (deutsch):

http://www.hannah-arendt.de/

http://www.hannah-arendt.de/preistraeger/frame_preis_2000.html

http://www.faz.net/artikel/C32392/zum-tode-von-jelena-bonner-ruhe-gab-sie-niemals-30443403.html

http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/die-frau-mit-den-eisernen-nerven/

https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D118817914&method=simpleSearch

http://www.vorwaerts.de/artikel/mein-leben-war-typisch-tragisch-und-schoen

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13517943.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518709.html

http://www.zeit.de/1987/07/zeit-der-verbannung-schikanen-ueber-schikanen


International:

http://asf.wdn.com/

http://www.nytimes.com/2011/06/21/opinion/21tue4.html

http://www.independent.co.uk/news/obituaries/elena-bonner-soviet-dissident-and-human-rights-activist-who-campaigned-alongside-her-husband-andrei-sakharov-2300233.html

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