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Jerofejew, Viktor Wladimirowitsch

H.A.M. 0

Viktor Wladimirowitsch Jerofejew
Schriftsteller

Geb. 19.09. 1947 in Moskau/ UdSSR


“Viktor Jerofejew ist ein wunderbarer Erzähler!“
(Peter Demetz)


‚Die goldene Jugend Moskaus‘ nennt man die Töchter und Söhne von Mitgliedern der Nomenklatura der Sowjetunion. Dank der Privilegien ihrer Eltern ist westlicher Luxus ein Teil ihres Alltags. Auch Viktor Jerofejew gehört dazu und bewegt sich im Kreise von Kindern hoher Militärs, Politbüromitglieder und Angehörigen des diplomatischen Dienstes.


Sein Vater ist Dolmetscher von Josef Stalin und später sowjetischer Botschafter in Wien und Paris, der jüngere Bruder Andrej Jerofejew macht sich später als progressiv-unorthodoxer Kurator der Moskauer Tretjakow-Galerie international einen Namen und wird 2010 für seine Ausstellung “Verbotene Kunst“ in einem aufsehenerregenden Prozess abgestraft. Auch Viktor bekommt die Härte des (damals noch kommunistischen) Systems zu spüren: 1979 veröffentlicht er, gemeinsam mit 20 Schriftstellerkollegen, den Almanach „Metropol – unzensierte Literatur“. Das kostet den Vater die  diplomatische Karriere, er selber  wird mit  Publikations- und Reiseverbot belegt. Die Ereignisse von damals verarbeitet der Schriftsteller rund ein Vierteljahrhundert später in seinem autobiografisch gefärbten Buch “Der gute Stalin“, ein literarisches Kaleidoskop überdie Verstrickungen von Vater und Sohn in das damalige kommunistische System.


1959 kehrt die Familie Jerofejew nach mehrjährigem Aufenthalt aus Paris in die UdSSR zurück, wo Viktor sich später an der Moskauer Lomonossow-Universität für Literatur und Sprachwissenschaft immatrikuliert, nach seinem Studienabschluss 1970 für drei Jahre am ‚Institut für Weltliteratur‘ arbeitet und über Dostojewski und den französischen Existentialismus promoviert. Seine Mitte der 70er Jahre gestartete literarische Karriere wird durch die spektakuläre “Metropol“-Aktion erst einmal unterbrochen, und der aus dem sowjetischen Schriftstellerverband Ausgeschlossene kann erst im Zuge der ‚Perestroika‘ unter Gorbatschow wieder ungehindert publizieren. Sein 1990 veröffentlichter Erstlingsroman “Die Moskauer Schönheit“ wird in mehr als 27 Sprachen übersetzt.


Im Jahr 2000 erscheint mit “Männer. Ein Nachruf“ der literarische Versuch einer – so der Klappentext – „Selbstverortung des europäischen Mannes in 37 Texten, die zwischen Essay und verschiedensten literarischen Formen changieren. Viktor Jerofejew betrachtet den Mann als Macho, Liebhaber, Ehemann, als Künstler und lächerliche Figur, er ergründet das Wunder der morgendlichen Erektion, spekuliert über die Seelenverwandtschaft von Solschenizyn und James Bond oder stellt Tschechow, der erkannt hatte, dass es doch viel bequemer sei, im Bett statt auf dem Sofa Liebe zu machen, als gefeierten Dichter des Banalen bloß – Beiträge zu einer ‚Selbsterkundung in anderen'“.


Jerofejew, mittlerweile einer der wichtigsten Protagonisten der literarischen Moderne in Russland, schreibt neben Büchern regelmässig auch Essays und Kolumnen für die ‚New York Review of Books‘, den ‚New Yorker‘,  ‚DIE ZEIT‘, die ‚FAZ‘ und ‚Geo‘, ist Herausgeber der ersten russischen Nabokov-Ausgabe und moderiert mit “Apokryph“ eine eigene Fernsehsendung zu literarischen und gesellschaftlichen Themen.    


Literatur:

Viktor Jerofejew: Der gute Stalin
Aus d. Russ. v. Beate Rausch
Roman, Berlin-Verlag, 2004
ISBN 3-8270-0113-7


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Wladimirowitsch_Jerofejew

http://www.erofeyev.ru/articles/0622_Jerofejew.pdf


Links (deutsch):

https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D104361395&method=simpleSearch

http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/1527/_ich_hatte_eine_schoene_stalinistische_kindheit.html

http://www.zeit.de/1996/24/jerof.txt.19960607.xml

http://www.zeit.de/2010/47/Tolstoi-Jerofejew

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,565968,00.html

http://www.erofeyev.ru/articles/0622_Jerofejew.pdf

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/260094/

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/461825/

http://www.mare.de/index.php?article_id=338&setCookie=1

http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E284BB100406E43D18B2C3E90AF75B973~ATpl~Ecommon~Scontent.html

http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~E39EEEF778BD84B04B3A9FA420D244667~ATpl~Ecommon~Scontent.html

http://www.berliner-literaturkritik.de/detailseite/artikel/apokalypse-vom-feinsten.html

http://www.welt.de/die-welt/kultur/literatur/article7541361/Jeder-Russe-will-ein-Stalin-sein.html

http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1500698/Es-gibt-bei-uns-auch-intelligente-Maeuse.html

http://www.perlentaucher.de/buch/2819.html

http://www.sandammeer.at/rez09/jerofejew-apokalypse.htm

http://www.ifa.de/pub/kulturaustausch/archiv/zfk-2003/im-bann-der-vergangenheit/schuchart

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