Muhidin Šarić
Lehrer und Schriftsteller
Geb. 15.03. 1944 in Prijedor (Bosnien-Herzegowina, damals ‚NDH‘)
Als Šarić geboren wird, herrscht Krieg in Europa, und Bosnien-Herzegowina ist seit April 1941 Teil des sogenannten ‚Unabhängigen Staates Kroatien‘ (‚Nezavisna Dr?æava Hrvatska’/ ‚NDH‘), jenem Vasallenstaat der Achsenmächte des Zweiten Weltkrieges unter Führung Hitler-Deutschlands, der im April 1941 nach Zerschlagung und Aufteilung des damaligen Jugoslawiens unter Herrschaft der faschistischen Ustaša entstanden ist.
Im sozialistischen Nachkriegs-Jugoslawien studiert Muhidin Šarić von 1967 bis 1969 an der Pädagogischen Akademie in Prijedor allgemeine Geschichte und serbokroatische Sprache, arbeitet anschließend als Geschichtslehrer an der Volksschule im nordwestlich von Banja Luka gelegenen Kozarac, leitet in den Jahren 1976 bis 1981 die Kulturabteilung von Prijedor, später der gesamten Region der bosnischen Krajina, und organisiert bis in die frühen 90er Jahre mit den ‚Kozarski susreti‘ Schriftstellertreffen aus dem gesamten Raum des damaligen Jugoslawiens.
Nach Ausbruch des Bürgerkrieges wird auch der Muslim Muhidin Šarić im Mai 1992 verhaftet und ins berüchtigte serbische Konzentrationslager ‚Keraterm‘ deportiert. Der Schriftsteller und renommierte Kinderbuch-Autor überlebt die Grauen des Lagers, aber die Notizen, die er während seiner mehrmonatigen Haft macht (1993 in Zagreb als Buch veröffentlicht), führen nach der Entlassung schließlich zu Muhidin Šarićs Vertreibung. Er geht ins österreichische Exil, lebt zuerst als politischer Flüchtling in Graz und ist später Stipendiat der steierischen Landeshauptstadt im Rahmen des Projektes ‚Stadt der Zuflucht‘.
Trotz aller leidvollen Erfahrungen kehrt Muhidin Šarić im März 2002 in seine – nunmehr zur bosnischen Entität ‚Republika Srpska‘ gehörende – Geburtsstadt Prijedor zurück. Manches aus der Zeit des Exils in der europäischen Menschenrechtsstadt an der Mur will er nun auch hier im Sinne der Völkerverständigung und des grenzüberschreitenden Kulturaustausches umsetzen: So soll das Heim des Schriftstellers fortan zu einem offenen Haus für Künstler werden, ganz nach dem Vorbild des ‚Internationalen Hauses der Autoren‘ auf dem Grazer Schloßberg.
Literatur:
- 1976 „Spava li dan u mraku“ (Schläft der Tag bei Nacht), Glas Verlag, Banjaluka
- 1981 „Na krilima neba“ (Auf Himmelsflügen), Glas Verlag, Banjaluka
- 1983 „Kada plava ptica sanja“ (Wenn der blaue Vogel träumt), Osvit Verlag, Karlovac
- 1984 „Kozaracko kolo“ (Reigen von Kozara), Verlag Kozara, Prijedor, 2. Auflage 1989; „Mavi kus“ (Der blaue Vogel), Yalcin Verlag, Istanbul, Auswahl von Gedichten, 1984 ins Türkische übersetzt
- 1988 „Cvrkutanka“ (Zwitscherndes Buch), Svjetlost Verlag, Sarajevo
- 1989 „Zaljubljena baka“ (Verliebte Großmutter), Glas Verlag, Banjaluka
- 1990 „Dvoriste sa cvijetom za uvetom“ (Blumiger Hof), Auswahl
- 1994 „Tespih“ (Tespih – Gebetskette bei Muslimen), Kozaracki kamen Verlag, Travnik; „Zaljubljena baka“ (Verliebte Großmutter), „Bosanska rječ“ (Das bosnische Wort) – Verlag, Wuppertal, Auswahl
- 1999 „Crna dvorišta“ (Schwarze Höfe), Poesie, zweisprachig (Bosnisch – Deutsch), Drava Verlag, Klagenfurt.
Dramen:
- 1984 „Recept za ludilo“ (Rezept für Wahnsinn)
- 1985 „Vuk Dobrica“ (Wolf der Brave)
Prosa:
- 1994 „Keraterm. Sjecanja na srpski logor“ (Keraterm. Erinnerungen aus einem serbischen Lager), Drava Verlag, Klagenfurt.
Quellen:
http://www.ihag.org/ihag.php?win=main&url=http://www.ihag.org/author.php?id=146
http://www.korso.at/archive/korso/global/saric.htm
http://www.martin-niemoeller-stiftung.de/1/juliusrumpf/reden/a59_print
Links (deutsch):
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/gesichtereuropas/330059/
http://www.kulturserver-graz.at/v/saric.html
International:
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