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Flatter, Joseph Otto

H.A.M. 0

Joseph Otto Flatter
Maler, Karrikaturist, Restaurator und Kunsthändler


Geb. 1894 Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 1988 London/ GB


Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, gibt 1934 an der Masaryk-Volkshochschule in Brünn kunsthistorischen Unterricht, im gleichen Jahr begleitet er seine zweite Frau, die Konzertpianistin Hilde Löwe, auf ihre Konzerttournee durch England und studiert die britischen Porträtisten, 1936 kommt er einem rassisch-politischen Verdikt zuvor, löst sein Wiener Studio auf und kann, dank der Konzertengagements seiner Frau, nach London übersiedeln


Seit 1937/38 kaum mehr Porträtmalerei, dafür bis Kriegsende zahlreiche politische Karikaturen, u.a. mindestens 60 Cartoons zu Hitlers „Mein Kampf“, die nach Kriegsbeginn auf einer Wanderausstellung in verschiedenen englischen Städten gezeigt werden, dreimonatige Internierung (ab Mai 1940) auf der Isle of Man, danach für kurze Zeit probeweise als Karikaturist für das britische Ministry of Information tätig, zeichnet bis in die 1970er Jahre keine weiteren politisch-satirischen Karikaturen mehr, seit 1947 britische Staats-bürgerschaft, in den 1940er und 1950er Jahren einige konventionelle Porträtzeichnungen (Kohle) und Stilleben in Öl, 1976 nach dem Tod seiner zweiten Frau wieder satirische Gouachen zu tagespolitischen Ereignissen sowie humoristisch-satirische Buchillustrationen; arbeitet in der Nachkriegszeit hauptsächlich als Restaurator und Händler von Werken alter Meister


Arbeiten in Österreich vor der Emigration

Akademische, dem Realismus Courbets und dem Impressionismus verpflichtete Malerei, vor allem Porträts, auch Landschaften und Stilleben


Im britischen Exil

Durch die Exilerfahrung politisiert, während des Krieges Anti-Nazi-Cartoons von herausragender Qualität, auch einige Cartoons zum Holocaust, die Zugehörigkeit der eigenen Familie zum Judentum ist jedoch kein Thema, in den 1970er Jahren gesellschaftskritische Bildsatiren; weder mit seinen Cartoons, noch mit seiner Malerei erfolgreich


Weitere Kurzbiographien

Mark Bryant: World War II in Cartoons. London 1989, S. 234f., S. 79; Kunst im Exil in Großbritannien 1933-45. Ausstellungskatalog der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin. Berlin (West) 1986 (englische Übersetzung: Art in Exile in Great Britain. Ausstellungskatalog Camden Art Centre, London. London 1986), S. 126; Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. Ausstellungskatalog der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. 2., verbess. und erw. Aufl. Wien (1986), S. 177


Nachlass

J. O. Flatter Estate, Pulborough/England


Archiv

Imperial War Museum, London


Werk- und Literaturauswahl

Flatter, Joseph Otto: Mein Kampf Illustrated und andere Anti-Nazi-Cartoons, Konvolut von ca. 200 meist undatierten (wenige mit Datierung aus dem Zeitraum 1939-44), großformatigen Tuschezeichnungen; Tusche, Feder, Pinsel und Schraffurgerät über Bleistift, vereinzelt mit blauer Wasserfarbe oder blauem Farbstift Flächen eingefärbt, auf leichtem Karton, fast alle mit hand- oder maschinenschriftlichen Zitaten aus „Mein Kampf“ in Englisch, oft Doppelszenen, jeweils in schwarzer Rahmung auf einem Blatt, zwischen 34 x 51 cm und 46,5 x 58,5 cm, Imperial War Museum London, Department of Art, in diversen Mappen und Kästen mit Einzelsignaturen

– -: Anti-Nazi-Cartoons (darunter einige Blätter aus der Folge „Mein Kampf Illustrated“) und War Cartoons, Konvolut von ca. 400, teils datierten Tuschfederzeichnungen (u.a. von 1938), teils mit Wasserfarben koloriert, teils über Bleistift, Maße ca. 32-38 x 48-53 cm,
J. O. Flatter Estate, Pulborough/England, C 001-C 274, C 701-C 819
Anonym: Pressemeldung über J. O. Flatter. In: World Press News, 2.1.1941
Flatter – Joseph Otto Flatter. Akte No. FO 898/498 (XC 11819), Public Record Office, London
Flatter, Joseph Otto: Captive Nazi Lions Have Become Dachshunds. In: News of the World, 11.8.1946
– -: A Painter’s Monologue. Unveröff. Typoskript. London 1974 (und Nachtrag von 1981), 103 Seiten, J. O. Flatter Estate, Pulborough/England
– -: Mein Kampf illustriert und andere satirische Zeichnungen und Malereien. Interview mit dem Kuenstler anläßlich der Eroeffnung seiner Ausstellung im Kuenstlerhaus Wien am 8.1.1981, zweiseitiges Typoskript, J. O. Flatter Estate, Pulborough/England- – Joseph Otto Flatter. Heft zur Ausstellung in der Künstlerhaus-Passage. Wien 1981
McEwan, Dorothea: Sein Kampf. Der Zeichner Otto Flatter (1894-1988). In: tendenzen. Zeitschrift für engagierte Kunst, 30. Jg., Nr. 166, April-Juni 1989, S. 60-65
– -: Vom Porträtisten zum Propagandisten. Leben und Werk des Malers Joseph Otto Flatter – geb. Wien 1894, gest. London 1988. In: Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift für Literatur des Exils und des Widerstands, 10. Jg., Nr. 1, Mai 1993, S. 15-19; auch in engl. Übersetzung: From Portraiture to Propaganda: The Life and Work of Joseph Otto Flatter. In: German Studies Library Group Newsletter, Nr. 15, Jan. 1994, S. 21-31
– -: Joseph Otto Flatter. The Politicisation of a Portrait-Painter. In: Austrian Exodus. The Creative Achievements of Refugees from National Socialism, hg. von Edward Timms, Ritchie Robertson. Edinburgh 1995, S. 104-119 (= Austrian Studies, VI)
Ministry of Information, Geheimakte, Konvolut von Briefen, Fotos, Notizen betr. Flatters Tätigkeit für das Ministry of Information, 1939-41, Imperial War Museum London, Department of Art, No. GP/46/51/1


Autorin:

Rosa von der Schulenburg

 

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