Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Walsh, Rodolfo Jorge

H.A.M. 0

Rodolfo Jorge Walsh
Journalist und Schriftsteller

Geb. 09.01. 1927 in Choele Choel (Rio Negro)/ Argentinien
Gest. 25.03. 1977 in Buenos Aires/ Argentinien


Der Sohn irischer Einwanderer übersiedelt mit seiner Familie 1941 aus dem nördlichen Patagonien in die Bundeshauptstadt Buenos Aires, wo er auch die Schule abschließt. Sein angefangenes Philosophiestudium bricht er nach kurzer Zeit wieder ab und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit diversen Jobs. Walshs  eigentliches Interesse aber gilt dem Schreiben. 1944 findet er eine Stelle als Korrektor, Anfang der 50er Jahre entstehen erste journalistische Arbeiten für ‚Leoplán‘ und ‚Vea y Lea‘. Politisch wendet er sich in diesen Jahren von der immer mehr nach rechts driftenden ‚Alianza Libertadora Nacionalista‘ ab und dem Peronismus zu.


Es entstehen Kriminalerzählungen und Kurzgeschichten, daneben erste Recherchen zu einem spektakulären politischen Massenmord unter der Militärregierung Pedro Aramburu. Der daraus entstehende dokumentarische Roman “Operación Masacre“ gilt, mit seiner Mischung aus Bericht und Fiktion, als Vorläufer des in den 1960er Jahren in den Vereinigten Staaten entstehenden ‚New Journalism‘ und  wird sehr bald zum Klassiker der latenamerikanischen Literatur. 1959 reist Rodolfo Walsh auf die Karibinsel Kuba, wo er, unter anderem mit argentinischen Journalisten-Kollegen und dem kolumbianischen Schriftsteller und späteren Literatur-Nobelpreisträger Gabriel García Márquez, zu den Gründungsmitgliedern der Nachrichtenagentur ‚Prensa Latina‘ gehört.    


Wieder zurück in seinem Heimatland am Rio de la Plata arbeitet Walsh für die Zeitschriften ‚Primera Plana‘ und ‚Panorama‘ und bringt 1968 mit seinem Buch  “Quién mató a Rosendo?“ (“Wer erschoss Rosendo G.?“) ein weiteres Fallbeispiel  über die Verschmelzung von Politik, Korruption und Mord auf den Markt.


Vorübergehend schließt er sich der aus dem links-peronistischen Lager entstandenen Stadtguerillabewegung der Montoneros an, von der er sich allerdings 1975 wieder distanziert, da sie ihm zu wenig volksnah und zu sehr politisch abgehoben ist.  


1976 übernimmt eine Militärjunta unter Führung von General Jorge Videla in Argentinien die Macht. Als Reaktion auf die Diktatur gründet Walsh das Informationsnetzwerk ‚ANCLA‘ (‚Agencia de Noticias Clandestina‘) und klagt am 25. März 1977 die herrschenden Militärs mit einem an die Redaktionen der argentinischen Tageszeitungen verschickten ‚Offenen Brief eines Schriftstellers an die Militärjunta‘ ihrer zahlreichen Verbrechen an. Allerdings, so in realistisch-düsterer Vorahnung des Kommenden, “ohne Hoffnung, gehört zu werden, in der Gewissheit, verfolgt zu werden“ (hier zitiert aus: “Schriftsteller, Chronist, Militante
‚Verschwundene‘ Autoren: Rodolfo Walsh (1927-1977)“ von Erich Hackl/ http://www.ila-web.de/artikel/ila335/argentinien_rodolfo_walsh.htm ).


Noch am selben Tag wird der Regimekritiker und Begründer des investigativen Journalismus in Argentinien von einem Spezialkommando auf offener Straße erschossen. Erst über drei Jahrzehnte später kommt es zur juristischen Aufarbeitung der damaligen Ereignisse, in einem Prozess, den unter anderem Walshs Tochter, die   Parlamentsabgeordnete, Journalistin und Psychologin Patricia, auf den Weg gebracht hat. “Wenn in der ersten Oktoberwoche (2010, Anm.d.Red.) in Frankfurt anlässlich des argentinischen Gastland-Auftritts die Bücher von Rodolfo Walsh vorgestellt werden, beschäftigt sich in Buenos Aires ein Gericht mit Dingen, die 33 Jahre zurückliegen – mit der Entführung, der Folter und dem Tod des damals 50-jährigen Journalisten, Schriftstellers und Aktivisten. Ein grosser Prozess rollt seit Ende 2009 die Umstände auf, unter denen in den siebziger Jahren Walsh und insgesamt bis zu 5000 weitere Opfer auf einem Sportplatz am Ufer des Río de la Plata den Tod fanden. 19 ehemalige Mitglieder der Militäreinheit Esma (Grupo de Tareas de la Escuela de Mecánica de la Armada) sind angeklagt, diese Untaten begangen zu haben. Die Urteile sollen Anfang des kommenden Jahres fallen“ (zitiert aus: Brigitte Kramer ‚Einer der Erschossenen lebt‘, NZZ Online vom 1. September 2010/ http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur/einer_der_erschossenen_lebt_1.7405661.html ).


Einmal jährlich wird ein nach dem ermordeten argentinischen Journalisten und Schriftsteller  benannter und von der ‚Semana Negra‘ im spanischen Gijón ausgelobter internationaler Literatur-Preis vergeben. 2007 erhält  ihn der im bundesdeutschen Exil lebende kubanische Schriftsteller Amir Valle für sein Buch “Jineteras“, das die Prostitution auf Kuba thematisiert und mit dem ‚Premio Rodolfo Walsh‘ als bestes Sachbuch 2006 in spanischer Sprache ausgezeichnet wird.  


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rodolfo_Walsh

http://www.ila-web.de/artikel/ila335/argentinien_rodolfo_walsh.htm


Links (deutsch):

https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D119172984&method=simpleSearch

http://www.ila-web.de/artikel/ila335/argentinien_rodolfo_walsh.htm

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1273268/

http://www.woz.ch/artikel/rss/19810.html

http://www.rotpunktverlag.ch/cgibib/germinal_shop.exe/showtemplate?page=rotpunkt_news_2009.html&caller=rotpunkt&news_id=1


International:

http://en.wikipedia.org/wiki/Rodolfo_Walsh

http://www.rodolfowalsh.org/spip.php?rubrique2

http://www.literatura.org/Walsh/Walsh.html

http://www.diariomardeajo.com.ar/rodolfowalsh.htm

film.gifhttp://il.youtube.com/watch?v=mGcLIUhYZpc

film.gifhttp://il.youtube.com/watch?v=EY0HsH5PJlc&feature=related

film.gifhttp://il.youtube.com/watch?v=CsFElco3oFI&feature=related

Die Kommentare sind deaktiviert.