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Achmatowa, Anna Andrejewna

H.A.M. 0

Anna Andrejewna Achmatowa (eigtl. Anna Gorenko)
Dichterin und Übersetzerin

Geb. 23.06. 1889 in Bolschoi Fontan b. Odessa/ Russisches Reich
Gest. 05.03. 1966 in Domodedowo b. Moskau/ UdSSR


Man zählt sie zu den größten Dichterinnen ihres Landes: Anna Achmatowa, die das Pseudonym ihres Nachnamens in Anlehnung an die tartarische Großmutter wählt. Die “tragische Muse der russischen Poesie“, wie man sie später nennen wird, drittes von sechs Kindern eines Marineoffiziers, wächst in den besten Kreisen des damaligen St. Petersburg auf und besucht eine exklusive Schule in Zarskoje Selo, der Sommerresidenz der russischen Zaren.


1905 übersiedelt die Familie in das auf der Halbinsel Krim gelegene Jewpatorija, ein Jahr später in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Hier studiert Anna zunächst Jura an der Frauenhochschule, später Geschichte und Literatur in St. Petersburg.


Sie ist noch keine 20 Jahre, da drucken bereits diverse Zeitungen Gedichte der jungen Frau, die schon als 11Jährige mit dem Schreiben begonnen hat. 1910 heiratet Achmatowa den russischen Dichter Nikolaj Gumiljow, das geistige Oberhaupt der Akmeisten, einer Gruppe russischer Lyriker, die sich, in Abgrenzung zu den Symbolisten, auch und vor allem einer klar-rationalen Dichtersprache verschrieben hat. 1918 werden die Eheleute offiziell geschieden. Noch im selben Jahr heiratet sie  den Altorientalisten und Poeten Val’demar Kazimirovic Schileiko. Aber auch diese Verbindung dauert nur vier Jahre.


Anna Achmatowas erster Gedicht-Sammelband ist bereits 1912 unter dem Titel Der Abend erschienen, gefolgt von den Gedichtsammlungen Rosenkranz (1914) und Weiße Schar (1917). Damit gehört sie bereits zur Avantgarde der jungen russischen Dichtung. Das soll sich nach der Oktoberrevolution 1917, der Achmatowa äußerst distanziert gegenübersteht, allerdings ändern: Volksfremdheit und Dekadenz werden ihr vorgeworfen, und die Sammelbände Wegerich sowie Anno Domini MCMXXI dürfen 1921 in der Sowjetunion nicht mehr erscheinen, sondern kommen in einem Berliner Verlag heraus.  


Trotz dieser für sie äußerst schweren Situation lehnt die Dichterin, zu deren Freundeskreis die u.a. die Literaten Ossip Mandelstam und Lidija Tschukowskaja gehören, eine Emigration ab und verdient ihren Lebensunterhalt in der Bibliothek eines landwirtschaftlichen Instituts sowie als Übersetzerin. Sowohl Lew, Achmatowas Sohn aus erster Ehe, als auch der Historiker Nikolai Punin, mit dem sie von 1925 bis 1938 verheiratet ist, werden im Zuge der stalinistischen “Säuberungen“ in den  30er Jahren mehrfach verhaftet. Der anfänglich zum Tode verurteilte Sohn wird in die Verbannung geschickt und erst drei Jahre nach Stalins Tod endgültig wieder nach Hause entlassen. Nikolai Punin stirbt 1953, dem Todesjahr von Josef Stalin, im Lager. 


1940 darf ein Band mit Achmatowas Werken aus den Jahren 1924 bis 1940, erweitert um den Zyklus Die Weide, erscheinen – auf persönliche Anweisung Stalins, nachdem sich namhafte Künstler-KollegInnen (und vermutlich auch Stalins Tochter Swetlana Allilujewa) vehement für die Drucklegung eingesetzt haben.


Im Juni 1941 überfallen deutsche Truppen die Sowjetunion. Nach Beginn der Blockade Leningrads (dem vormaligen St. Petersburg) werden zahlreiche Intellektuelle über Moskau nach Taschkent evakuiert, unter ihnen auch Anna Achmatowa, die nun in usbekischen Lazaretten eigene Gedichte vor Kriegsverletzten rezitiert. Nach ihrer Rückkehr im Sommer 1944 sind die Auswirkungen der kulturpolitischen Hetzkampagnen auch für die nun wieder im kriegszernarbten Leningrad lebende Schriftstellerin zunehmend spürbar: 1946 wird sie als Vertreterin des “ideenlosen reaktionären Sumpfes“ aus dem sowjetischen Schriftstellerverband ausgeschlossen und erhält Schreibverbot.  Anna Achmatowa widmet sich von nun an verstärkt literarischen Übersetzungen. Und schreibt heimlich weiter Gedichte, darunter das Versepos Poem ohne Held, an dem sie insgesamt 22 Jahre arbeitet.


Nachdem die Zeitschrift Ogonjok 1950 erstmals wieder (allerdings unbedeutende und  systemkonforme) Gedichte von ihr gedruckt hat, wird es noch einige Jahre dauern, bis im Zuge der Entstalinisierung und mit Beginn der Tauwetter-Periode unter Nikita Chruschtschow auch Anna Achmatowa rehabilitiert und in den Schriftstellerverband wieder aufgenommen wird. 1960/ 61 erscheint ihr mithin wichtigstes Werk Poem ohne Held  in einem New Yorker Literaturalmanach und zwei Jahre später dann auch in der Sowjetunion.     


Im Alter von 76 Jahren stirbt die mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen gewürdigte Poetin (und für kurze Zeit noch Vorsitzende des Schriftstellerverbandes), deren Wirken das Schaffen von Dichtern wie Joseph Brodsky nachhaltig geprägt hat, am 13. Jahrestag von Stalins Tod  in einem Erholungsheim in der Nähe von Moskau. Unweit ihrer Wahlheimat Leningrad findet die große russische Lyrikerin der klassischen Moderne auf dem Friedhof von Komarowo ihre letzte Ruhe.


Quellen:

http://biografien-news.blog.de/2006/03/13/anna_achmatova_die_tragische_muse_der_ru~638396/

http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Andrejewna_Achmatowa


Links (deutsch):

https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D118637584&method=simpleSearch

http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/faecher/deutsch/weltliteratur/achmatowa/

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/474027/

http://www.luise-berlin.de/lesezei/blz98_02/text18.htm

http://www.perlentaucher.de/autoren/2321/Anna_Achmatowa.html

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/1007/magazin/0022/index.html

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7082&ausgabe=200405


International:

http://www.lib.ru/PROZA/LOUKNITSKIY_P/a1_.txt

http://www.akhmatova.ru/

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