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Ernst, Helen

H.A.M. 0

Helen Ernst
Pädagogin und Zeichnerin


Geb. 10.3.1904 in Athen/ Griechenland
Gest. 26.3.1948 in Schwerin


„Ich will nur die bittere Wahrheit zeichnen“

(Helen Ernst)


Sie kam als uneheliche Tochter eines Diplomaten und eines Dienstmädchens zur Welt. Von der Mutter mit Gewalt getrennt, bei ihrem Vater in der Schweiz und in Deutschland aufgewachsen, erhielt sie in Berlin eine Ausbildung als Zeichenlehrerin. Sie arbeitete als Pädagogin, Modegestalterin und Pressezeichnerin und genoss das Großstadtleben der 20er Jahre.


Helen Ernst war eine sehr hübsche und erotisch anziehende Frau. Sie hatte Erfolg und viele Affären, fühlte sich auch von Frauen angezogen. Aber hinter ihrer Lebenslust lauerten Unzufriedenheit und Depressionen. Ihre Tagebücher geben darüber Aufschluss. Sie blieb nie lange mit einem Partner zusammen. Zu ihren wenigen langjährigen Freunden gehörten Hans und Lea Grundig. Hans Grundig hat sie in seinem Porträtgemälde psychologisch einfühlsam dargestellt- eine gehetzt wirkende, von Ängsten und Zweifeln gepeinigte Frau mit erstarrtem Blick. „Ein zerbrechliches Menschenkind“ nannte er sie einmal.


1931 trat sie in die KPD ein, wurde Mitglied der Internationalen Roten Hilfe und des Bundes Revolutionärer Bildender Künstler. Nach Machtantritt der Nazis zweimal verhaftet, ging sie 1934 ins Exil in die Niederlande. Dort schrieb sie zusammen mit Eva Raedt-de Canter aufgrund eigener Erfahrungen den Doku-mentarroman Vrouwengevangenis (1935) und stattete ihn mit Zeichnungen aus. Sie arbeitete für die sozialdemokratische Gewerkschaftsillustrierte, für die Zeitschrift der Freunde der Sowjetunion, aber auch für die dubiose Gruppe sozialistische Nation, beteiligte sich an Ausstellungen gegen Hitlerdeutsch-land und illustrierte russische und sowjetische Romane. Da sie nach der Besetzung der Niederlande in Amsterdam blieb, wurde sie im Dezember 1940 verhaftet.


1941 bis 1945 war sie im Frauenkonzentrationslager Ravens-brück gefangen, wo ihre Gesundheit zerrüttet wurde. Nach Kriegsende zog sie nach Schwerin und wurde Mitglied der SED. Als ihr ehemalige politische Mithäftlinge unkameradschaftliches Verhalten und sogar Spitzeldienste für die SS zur Last legten, wurde ihr 1947 der OdF(Opfer des Faschismus, Anm. d. Red.)- Status entzogen.

Helen Ernst, die alle ihre Habe verloren hatte, war krank, unglücklich verheiratet und musste ihr Geld mit Putzen und Waschen verdienen. Durch Unterstützung von Hans Grundig und anderen Freunden konnte sie 1948 ihre Rehabilitierung durchsetzen. Kurz darauf starb sie an einer Tbc, die sie sich im Lager zugezogen hatte.


Autorin:

Cristina Fischer

Lit.: Hans Hübner: Helen Ernst. Ein zerbrechliches Menschenkind (1904-1948). Stationen einer Künstlerin im Widerstand. trafo Verlag Berlin 2002

aus: „Wir Frauen“ 1/2004


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/gr003281

http://www.helen-ernst.de

http://www.trafoberlin.de/3-89626-147-9.htm

http://berlin.vvn-bda.org/aktuelles.php3?id=1

http://www.jungewelt.de/2004/10-27/022.php

http://www.dkp-online.de/uz/3502/s1303.htm


International:

http://www.ravensbrueck.de/mgr/english/exhibit/ernst.htm

http://www.chgs.umn.edu/Visual___Artistic_Resources/Women_of_Ravensbruck/Women_and_the_Holocaust/women_and_the_holocaust.html 

 

 

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