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Bossert, Rolf

H.A.M. 0

Rolf Bossert
Schriftsteller, Journalist, Lehrer und Lektor

Geb: 16.12. 1952 in Reşiţa/ Rumänien
Gest. 17. 2.  1986 in Frankfurt/M.

Wir sitzen in Städten im Osten.
Man macht Poesie
Und während die Schreibfedern rosten,
erklärt sich der Krug zum Genie.

Ich liebe die Herbstzeitlose.
Das tut ihr so gut.
Ich trag den April in der Hose,
den September unter dem Hut.

Mein Auge kullert im Winde,
die Wimper fällt um.
Ich rede für Taube und Blinde
so um die Dinge herum.
(Rolf Bossert: Gartenlokal *)

Nach dem Abitur studiert der in einer westrumänischen Industriestadt geborene „Banater Schwabe“ Bossert Germanistik und Anglistik, arbeitet für die Bukarester Zeitschrift Neue Literatur und verfasst erste literarische Werke. Von 1975 bis 1979 unterrichtet er als Lehrer in der Kleinstadt Busteni, ist bis 1981 als Programmgestalter für das Bukarester Kulturhaus Friedrich Schiller tätig und lektoriert beim  Meridiane und Kriterion-Verlag. In dieser Zeit schließt er sich auch der Aktionsgruppe Banat an, einem  1972 als kritische und solidarische Literatengemeinschaft gegründeten Zusammenschluß von Schriftstellern wie Albert Bohn, Werner Kremm, Johann Lippet, Gerhard Ortinau, Anton Setrbling, William Totok, Gerhardt Csejka, Richard Wagner und Ernst Wichner. Im Herbst 1975 werden vier Mitglieder vom rumänischen Geheimdienst Securitate festgenommen und die Aktionsgruppe schließlich aufgelöst.

Obgleich Bosserts Werk in Rumänien mehrfach ausgezeichnet wird – 1979 erhält er den Literaturpreis des Verbandes der Kommunistischen Jugend, 1980 den Kinderbuchpreis Ileana Cosinzeana und 1982 den Übersetzerpreis des Schriftstellerverbandes -, werden nun auch seine   Manuskripte vom Ceausescu-Geheimdienst durchforstet und zensiert, und man versucht systematisch, ihn mundtot zu machen, indem man den regimekritischen Dichter mit Berufs-und Publikationsverbot belegt. 1984, nachdem ein Schlägertrupp ihn krankenhausreif geprügelt hat, beantragt Bossert seine Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland. Weihnachten 1985 schließlich kann er mit seiner Familie in den Westen ausreisen. Zwei Monate später wird der  leblose Körper des erst 33jährigen rumänien-deutschen Schriftstellers unter dem geöffneten Fenster eines Frankfurter Übergangsheimes gefunden.     

Zu Rolf Bosserts literarischem Nachlass zählen sieben Bücher, darunter die Gedichtbände siebensachen und Neuntöter. 1986 erscheint posthum der Lyrikband Auf der Milchstraße wieder kein Licht.    

Quellen:
Das mit *) gekennzeichnete Gedicht wurde der folgenden Website:  http://www.rolfbossert.net/ 

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