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Veil, Simone

H.A.M. 0
Simone Veil
Juristin und Politikerin

Geb. 13.7. 1927 in Nizza/ Frankreich
Gest. 30.06. 2017 in Paris/ Frankreich

Simone verlebt mit ihren drei Geschwistern Madelaine, Denise und Jean unbeschwerte Kindheits- und Jugendtage  im bürgerlich-republikanischen Elternhaus des jüdischen Architekten André Jacob. Wenige Monate nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges überfällt Hitler-Deutschland im Frühjahr 1940 Frankreich. Die Jacob-Kinder kommen vorübergehend zu Verwandten nach Carcasonne, kehren später aber wieder nach Nizza zurück. Im September 1943 dringen die deutschen Besatzer auch in den Süden Frankreichs vor, Anfang März 1944 schließlich wird die Familie verhaftet. Auch Simones ältere Schwester Denise, die sich  bereits mit 19 Jahren einem Résistance-Netz in Lyon angeschlossen hat, wird festgenommen und ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück transportiert. Ihr Vater und der Bruder Jean kommen in ein littauisches Arbeitslager.

Am 13. April 1944, zwei Wochen nach ihrer Festnahme werden Simone, ihre Mutter und die Schwester Madelaine von Drancy mit dem Transport Nr. 71 ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie zwei Tage später gegen Abend eintreffen. Noch vor der Befreiung des KZs Auschwitz am 27. Januar 1945 durch sowjetische Truppen wird Simone, die die Häftlings-Nummer 78 651 trägt, mit ihrer Mutter und ihrer Schwester auf den „Todesmarsch“ geschickt, der sie in tagelangen Fußmärschen, bei minus 30 Grad und dann in offene Waggons gesperrt, in Richtung der Lager im Westen – Dora, Mauthausen, Buchenwald und Bergen-Belsen – bringen soll. Die meisten Häftlinge  überleben diese Strapazen nicht, sterben durch die Exekutionen der SS, an Hunger und Typhus, so auch Simone Veils Mutter. Sie selber und ihre Schwestern Madeleine und Denise werden als einzige der Familie Jacob die Nazi-Gräuel überleben.

Simone Veil studiert nach dem Krieg Jura und Polititische Wissenschaften am Institut d’etudes politiques de Paris, arbeitet von 1957 bis 1968 im Justizministerium und wird 1969 fachliche Beraterin im Kabinett des Ministerpräsidenten Pleven. 1970 übernimmt sie das Amt der Generalsekretärin des Obersten Richterrates, der höchsten Verwaltungsinstanz der französischen Richter.  Von 1974 bis 1979 gehört sie den Kabinetten von Jacques Chirac und Raymond Barre als Gesundheitsministerin an und macht sich besonders Mitte der 70er Jahre einen Namen, als sie vor der Nationalversammlung das Recht auf Schwangerschaftsabbruch verteidigt. Am 17. Januar 1975 schließlich wird das Gesetz zur Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs verabschiedet, das nach ihrer Urheberin benannte „Loi Veil“. Nach ihrem Ausscheiden aus der Regierung kandidiert Simone Veil 1979 als Spitzenkandidation der UDF (Union pour la Démocratie Française) bei den ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament, dessen Präsidentin sie dann auch (bis 1982) sein wird. In dieser Funktion setzt sie sich nachdrücklich für eine Stärkung der Rolle und der Kompetenzen des Europäischen Parlaments ein. Unter dem gaullistischen Premierminister Édourd Balladur 1993 kehrt Veil als Ministerin für Soziales, Gesundheit und Stadtpolitik für zwei Jahre in die französische Regierung zurück und gehört von 1998 bis 2007 dem französischen Verfassungsrat (Conseil constitutionnel)  an.

Die überzeugte Europäerin und Politikerin wird für ihre Verständigungsarbeit mehrfach ausgezeichnet: 1981 mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen und 2005 mit dem renommierten Prinz-von-Asturien-Preis. 2008 erhält sie  – gemeinsam mit dem ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan – den Nord-Süd-Preis des Europarates für ihren „Beitrag zum Dialog zwischen Menschen verschiedener Länder und Teile dieser Welt“ (zitiert aus: http://www.jusline.at/index.php?cpid=8d9dec3ece36c05c3417a89eec877615&feed=5071)

Quellen:

Links (deutsch):

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