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Schneider-Kainer, Lene

H.A.M. 0

Lene Schneider-Kainer

Malerin und Grafikerin

Geb. 16.05. 1885 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest.15.06. 1971 in Cochabamba/ Bolivien

Die Tochter aus jüdischem Elternhaus lernt bei einem Paris-Besuch ihren späteren Mann, den Münchner Arzt, Maler, Graphiker, Plakatkünstler und Bühnendekorateur Ludwig Kainer kennen und pflegt mit ihm zusammen fortan rege Kontakte zu  Intellektuellen, unter ihnen der Komponist Arnold Schönberg , die Schriftsteller Franz Werfel , Herwarth Walden und dessen Ehefrau, die 1869 in Elberfeld geborene Dichterin Else Lasker-Schüler , von der  Lene Schneider-Kainer 1914/ 15 ein Porträt in Öl anfertigt. Ihr Debut als Künstlerin gibt sie im Jahr 1917 mit einer  großen Einzelpräsentation von fast 50 Ölgemälden und Zeichnungen  in der Galerie Gurlitt und erregt damit erhebliches Aufsehen in der Berliner Kunstwelt.

In den 20er Jahren  macht sich die von der  Kritik hochgelobte Künstlerin vor allem  als Illustratorin grafischer Mappenwerke wie der Hetärengespräche sowohl in Fachkreisen wie auf dem Kunstmarkt sehr bald einen Namen, nicht zuletzt auch als Malerin.

ZeichnungSchneider
Dieses Porträt von Else Lasker-Schüler malte Lene Schneider-Kainer um 1914/15. Es galt lange Zeit als verschollen.

Vor allem lithografische erotische Mappenwerke mit Titel wie “Zehn weibliche Akte“ oder “Vor dem Spiegel“ gehören in den Jahren 1919-1922 zu den künstlerischen Schwerpunkten Schneider-Kainers. Neben Renée Sintenis, Jeanne Mammen und Charlotte Berend-Corinth zählt Lene Schneider-Kainer damit zu den wenigen Künstlerinnen, die sich in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Aktzeichnung verschrieben haben. “Eine Frau, die den weiblichen Akt in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Produktion stellte, galt – selbst im relativ freizügigen Klima der Weimarer Republik – als höchst suspekt. Frauen fungierten in der Aktmalerei traditionellerweise als Modelle und nicht als ausführende Künstlerinnen. Künstlerinnen, die ein so auffälliges Interesse an diesem klassischen Männerthema bekundeten und sich mit dem nackten weiblichen Körper auseinandersetzten, verunsicherten männliche Kritiker in nicht geringem Maße“ (zitiert aus: Sabine Dahmen in: Lukenian, Hetärengespräche, edition ebersbach, 1. Aufl., Dortmund 2000, S. 91)


Nach ihrer Scheidung verläßt die Künstlerin 1926 Berlin, reist durch Marokko und begleitet den damals bekannten Dichter Bernhard Kellermann auf seiner ausgedehnten Asienreise. Ihre gemalten, gezeichneten und fotografierten Impressionen aus dieser Zeit werden regelmässig im Berliner Tageblatt veröffentlicht und nach ihrer Rückkehr in Berlin, Magdeburg, Stuttgart, Kiel, London und Rom präsentiert. 1929/ 30 gehört sie dem Verein der Berliner Künstlerinnen an und erhält 1931den Rom-Preis der Villa Massimo.                             


Noch im Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung verläßt Lene Schneider-Kainer 1933 Hitler-Deutschland und emigriert über Ibiza nach New York. Ihre Bilder werden in den Folgejahren auf Mallorca, in Barcelona, Kopenhagen, New York und Philadelphia ausgestellt. 1954 übersiedelt die Künstlerin nach Bolivien, wo sie ihrem Sohn beim Aufbau einer Textilfabrik behilflich ist. Knapp einen Monat nach ihrem Geburtstag stirbt die heute fast vergessene Künstlerin im Alter von 86 Jahren in ihrer lateinamerikanischen Wahlheimat.  


Quellen:

http://www.berlin.de/sen/frauen/oeff-raum/plakataktion/

Lukenian: Hetärengespräche. MitIllustrationen von Lene Schneider-Kainer und einem Nachwort von Sabine Dahmen. Edition ebersbach, 1. Aufl., Dortmund 2000

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