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Eckstein, Ernst

H.A.M. 0

Ernst Eckstein
Jurist und Politiker


Geb. 21.2.1897 in Breslau
Gest. 8.5. 1933 im KZ Breslau-Dürrgoy


Bereits als Gymnasiast erlebt der junge Eckstein hautnah den Klassenkampf: neben Söhnen von Berufsoffizieren und höheren Beamten hat es schon ein Bürgerlicher schwer – ein Jude und Proletarier wie Ernst Eckstein erst recht. Seine früh verwitwete Mutter ernährt die Familie als Kochfrau in einer jüdischen Volksküche, wo sie mit ihren beiden Söhnen in einer kärglichen Dachwohnung lebt.


Eckstein studiert nach dem Abitur Jura, macht sich in seiner Heimatstadt als Anwalt der Armen sehr bald einen Namen und engagiert sich sozial-politisch. Nicht zuletzt seiner Initiative ist es zu verdanken, daß in Breslau zwei Wasserkraftwerke errichtet werden.

Der sozialistische Revolutionär, Leiter der Breslauer SPD, Mitglied des Bezirksvorstandes und Stadtverordnete kritisiert auf dem SPD-Parteitag 1931 öffentlich die Tolerierung der Regierung Brüning, wird im September desselben Jahres aus der Sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen und gehört danach zu den führenden Gründungsmitgliedern der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP).


Dr. Ernst Eckstein, Vorsitzender der Bezirksleitung Mittelschlesien und Mitglied des Parteivorstandes, Mitarbeiter in der linksoppositionellen Klassenkamppf-Gruppe – und von den Nationalsozialisten in Breslau mithin „bestgehaßte“ Mann – wird unmittelbar nach dem Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933 verhaftet und im Breslauer Konzentrationslager Dürrgoy inhaftiert. Ernst Eckstein erliegt kurz darauf den Folgen von Mißhandlung und Folter durch die SA. Tausende von Breslauer Arbeitern tragen ihn zu Grabe.


„Seine Beisetzung war die letzte stumme, wenn auch unerhört eindrucksvolle Massenprotestkundgebung gegen den Nationalsozialismus und dessen bereits angetretender Herrschaft. Der Hügel seiner Grabstätte wurde noch wochenlang immer wieder mit frischen Blumen und Kranzgewinden geschmückt, die Mitglieder der Arbeiter-Jugend mit List und unter Gefahren auf den von Schergen beobachteten Friedhof schmuggelten.“

(Herbert Urban in: Der Sozialdemokrat, vom 28.3.1947)


Die Redaktion des EXIL-ARCHIVs bedankt sich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie, für die Unterstützung bei der Recherche und Zurverfügungstellung von Material.


Literatur: 

Hanno Drechsler: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik, SOAK-Verlag, Hannover 1983, ISBN 3-88209-055-3


Links (deutsch):

http://www.fes.de/archiv/_weimar/fa017970.htm

http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/chronik/band2/e235f1089.html

http://www.jungewelt.de/2002/01-12/011.php


International:

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