Olga Marum
Philologin und Psychologin
Geboren am 24.April 1894 Köln
Gestorben im November 1944 in London/GB
„Frau Marum halte ich wegen ihres ausgebreiteten positiven Wissens und ihres Scharfsinns für durchaus fähig, die akademische Laufbahn zu beschreiten“ – aus einem Brief des Kölner Psychologen Johannes Lindworsky (1875 – 1939)
Ausgerechnet der wegen seiner ambivalenten Haltung gegenüber den Nazis kritisierte Seminarleiter Martin Heidegger „kündigte“ – und das „sofort“ – der jungen Wissenschaftlerin Olga Marum. Damit machte der kurz danach zum Rektor der Freiburger Universität gewählte konservative Philosoph der Jüdin einen Strich durch die geplante akademische Laufbahn. Heidegger befand sich auf gesichertem Boden, nämlich auf der angeordneten Erhebung zur Durchführung des Gestzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums.
Aber bekannt ist auch, dass Heidegger nicht nur antisemitische Vorurteile pflegte, sondern auch solche gegenüber Frauen in der Wissenschaft und gegen die Psychologie im Besonderen.
Wären all diese Faktoren nicht zusammewngekommen, wäre es mit Dr. Olga Marum zu einer der ersten Habilitationen einer Frau im Fach Psychologie gekommen.
Olga Marum machte 1912 ihr Abitur an der „Städtischen Studienanstalt der gymnasialen Richtung“ in Köln ab, studierte dann zunächst in Bonn und ab 1918 in München Philosophie, Pädagogik, Physik und Mathematik. Nach ihrer Promotion war sie Mitarbeiterin des Münchener Neurologen und Kinderpsychiaters Max Isserlin in einer Einrichtung für Soldaten, die im Ersten Weltkrieg Hirnschäden erlitten hatten. Danach arbeitete sie ohne feste Anstellung an Instituten in Köln, Wien und Freiburg.
Im Oktober 1929 wurde Dr. Marum Mitarbeiterin von Prof. Dr. Jonas Cohn in Freiburg. In den Jahren 1930 – 1933 unterstützte sie ihn in Übungen und Praktika. Jonas Cohn und dessen Kollege Martin Honecker befürworteten ihre Zulassung zur Habilitation, die jedoch von der Mehrheit der Entscheidungsträger abgelehnt wurde. Aber das letzte Wort lag in dieser Sache bei Heidegger.
Olga Marum aber war nicht nur Frau, sondern hatte auch noch einen Hang zur Selbstironie und eine „spitze Zunge“, jedenfalls nach Meinung ihrer männlichen Kollegen. Ihre Art, sich und ihre Arbeiten nicht zu wichtig zu nehmen, gar in Zweifel zu ziehen, kam bei den „ernsthaften“ Wissenschaftlern nicht immer gut an.
Dass Olga Marum nicht nur selbstbewusste Frau, sondern auch noch Jüdin war, mag der Hauptgrund für die Ablehnung der Zulassung zur Habilitation gewesen sein, denn 1933 wurde sie aus „rassischen“ Gründen entlassen. Deshalb dieses Gesetz. Sie emigrierte daraufhin ein Jahr später nach England, wo sie u.a. in einem Blindenheim und als Graphologin arbeitete. Ihr Leben endete tragisch, denn im November 1944 wurde Olga Marum Opfer eines Fliegerangriffs aus Deutschland, einer deutschen Bombe.
Zusammengestellt von:
Hans Joachim Schneider
Quelle:
Bild:
Todesanzeige aus der New Yorker Exilanten-Zeitung „Aufbau“ vom 16.Januar 1945
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