Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Dembitzer, Salamon

H.A.M. 0

Salamon Dembitzer
Schriftsteller und Journalist

Geb. 29.12 1888 in Krakau/ Österreich-Ungarn
Gest. 11.10. 1964 in Lugano/ Schweiz


Salamon DembitzerDer jüdische Autor aus der polnischen Königsstadt Krakau, die damals noch zum Habsburger Reich gehörte, war mit 15 Jahren nach Kassel gekommen. Seine ersten journalistischen Gehversuche unternahm er beim Kasseler Volksblatt. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts schrieb Salamon Dembitzer für linke Tages- und Wochenzeitungen in Wien Amsterdam und Berlin, wo 1930 auch seine erste Novelle erschien: Bummler und Bettler – sie war so etwas wie die Fingerübung für den späteren Romancier.


Im Jahr seiner Emigration von Berlin nach Holland, 1933, erschien Dembitzers Roman Die Geistigen, ein wunderbarer satirischer Schlüsselroman über das Berlin der angeblich Goldenen Zwanziger Jahre. Die damalige Ausgabe ist eine Rarität und selbst in gutsortierten Antiquariaten kaum zu bekommen. Als der Exilant nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen erneut flüchten musste, konnte er nur seine Haut retten und was er am Körper trug, vielleicht noch ein paar Habseligkeiten. Das Buch konnte er nicht mitnehmen – und hätte doch später gern ein solches Exemplar gehabt. Vielleicht, weil es zu unhandlich war „um in der Straßenbahn gelesen zu werden“, wie es in der einzigen kritischen Passage seines ansonsten begeisterten damaligen Rezensenten Albert Vigoleis Thelen hieß.


Die Flucht führte auch diesen Autor über Belgien und Frankreich nach Lissabon, wo so viele Schicksalsgefährten auf die Schiffspassage in die USA hofften und oft lange warten mussten. 1941 konnte er in die Vereinigten Staaten einreisen. Dort erreichte ihn ein Jahr später die Nachricht von der Ermordung seines Bruders und seiner Schwester in einem Konzentrationslager.


Der Ruhelose übersiedelte 1947 von New York nach Sidney. In Australien konnte er noch einige weitere Bücher publizieren, darunter seinen grandiosen Roman über die Flucht aus Europa: Visas for America. Als er endlich zur Ruhe kam, 1958 in der Schweiz, wo bekanntlich manches gemächlicher ist als in Amerika oder auf dem fünften Kontinent, da ließ er auch als Autor die Schreibmaschine in Ruhe und schrieb keinen einzigen Text mehr. 43 Jahre nach seinem Tod aber erschien im Bonner Weidle Verlag eine Neuauflage seines mitreissenden Berlinromans Die Geistigen. Diesmal in einem handlichen Format, lesbar auch in Straßen- U- oder Eisenbahnen.


Autor:

Hajo Jahn


Literatur:

Salamon Dembitz:
– Verlorene Welten (1910)
– Schwarze Blätter (1913)
– Aus engen Gassen (1915)
– Der Osten (1916)
– Über die Liebe (1920)
– Mein Onkel (1922)
– Holländische Erde (1924)
– Nächte im Vondelpark (1924)
– Bummler und Bettler (1930)
– Wohlfahrtsamt: Drama in drei Akten (1930)
– Abrechung (1931)
– Die Geistigen (1934)
– Drama in Ostend (1950)
– Visas for America: A story of an escape (1952)
– Adventure in Prague and Other Stories (1955)

– Die Geistigen (Roman). Herausgegeben
und mit einem Nachwort von Uta Beiküfner
Weidle-Verlag, Bonn 2007,
ISBN: 978-3-938803-00-4

Ulrich Seelman-Eggebert:
Ein jüdisches Dichterschicksal
National-Zeitung Basel, Nr. 443,
27. September 1970


Links (deutsch):

http://www.compactmemory.de/library/seiten.aspx?context=pages&ID_0=15&ID_1=325&ID_2=6571&ID_3=40309&


International:

http://findingaids.cjh.org/?fnm=SalamonDembitzer&pnm=LBI

http://www.geocities.com/prekeris/nyc.html

Die Kommentare sind deaktiviert.