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Tucholsky, Kurt

H.A.M. 0
Kurt Tucholsky (Pseud. Peter Panther, Theobald Tiger, Kaspar Hauser und Ignaz Wrobel)
Journalist und Schriftsteller

Geb. 9.1.1890 in Berlin
Gest. 21.12.1935 in Hindas/ Schweden

1928 in Paris„Der Deutsche fährt nicht wie andere Menschen. Er fährt, um recht zu haben…“

(Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke)


Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns studiert ab 1900 Jura in Berlin und Genf. 1912 erscheint sein Kurzroman Rheinsberg – ein Bilderbuch für Verliebte.

Als Literatur- und Theaterkritiker schreibt Tucholsky ab 1913 für die Schaubühne (ab 1918 Weltbühne), wird 1915 zum Militär einberufen und nimmt am Ersten Weltkrieg teil – eine Erfahrung, die ihn zum überzeugten Pazifisten und Antimilitaristen werden läßt. Der Journalist Tucholsky – seit 1918 Chefredakteur der Berliner Zeitschrift Ulk – schreibt gegen die aus dem Kaisserreich übernommene obrigkeitsstaatliche Einstellung der Weimarer Republik an, gegen alte und neue Nationalisten und rachelüsterne Kriegstreiber. Gemeinsam mit Ossietzky, Gumbel, Vetter u.a. gehört Kurt Tucholsky zu den Gründern des Friedensbundes der Kriegsteilnehmer, der die Nie wieder Krieg-Massenkundgebungen organisiert.


Kleines Gespräch
mit unerwartetem Ausgang

„Der Herrgott saß auf Wolkenkissen
und sah sich seine Erde an.
Was braust herauf? Sieh da, das is’n
Aeroplan.

Ein Offzier grüßt freundlich lächelnd.
‚Gestatten! Schwaben Nummer Vier!‘
– und die Propeller surren fächeln –
‚Wir sind nu hier!‘

Was sagen Sie zu unserm Siege?
Wir brachen spielend den Rekord.
Wozu? Wir brauchen das zum Kriege…‘
‚Zum Krieg? Zum Mord!‘

‚Erlauben Sie, Sie sind zu schwächlich…‘
‚Und wer gab euch das viele Geld -?‘
‚Das Volk! Das Volk war es hauptsächlich
Vom Rhein zum Belt.‘

‚Das Volk? Hat es so krumme Nacken?
Ist denn bei euch das Volk so dumm?‘
Hier lachte Gott aus vollen Backen.
Man kippte um.“

entommen aus: Unser Militär!, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt/ M.)* S. 14


Nach einer kurzen Tätigkeit als Volontär und Privatsekretär in einem Berliner Bankhaus übernimmt Tucholsky 1924 den Pariser Korrespondentenposten für die Vossische Zeitung und die Weltbühne, die sich unter seiner Leitung ab 1926 (nach dem Tod von Siegfried Jacobsohn) von einer reinen Theaterzeitschrift zu einem Organ der linken Intellektuellen entwickelt.


1929 erscheint mit der Textcollage Deutschland, Deutschland über alles (mit Montagen von John Heartfield) ein provokantes „Bilderbuch zur Lage von Staat und Nation“. Als Motto ist dem Band der Satz aus Hölderins Hyperion „So kam ich unter die Deutschen« vorangestellt. Einzigartig in der deutschen Literatur zwischen den Weltkriegen ist an Tucholskys Deutschland-Buch einerseits das Niveau der einzelnen Texte, von denen viele bis heute nichts an politischer Brisanz verloren haben, andererseits die Vielfalt der literarischen Formen, neben Gedichten und Chansons pointierte Bildunterschriften und provokante Fotostories. Sein politischer Baedeker mit der bis heute einzigartigen Kritik an Deutschland endet mit dem Bekenntnis: „Ja, wir lieben dieses Land.“

Kurz darauf verläßt jener „kleine dicke Berliner, der mit der Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten wollte“ (Erich Kästner ) Deutschland und emigriert nach Schweden.

Bei den reichsweiten Bücherverbrennungen in Deutschland werden von den Nazis 1933 auch Tucholskys Werke vernichtet und ihm selber die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt.

Im Dezember 1935 nimmt sich Kurt Tucholsky im schwedischen Exil das Leben.

Am 20. Januar 1936 findet in Paris eine Gedenkfeier des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller statt, auf der u.a. Egon Erwin Kisch, Rudolf Leonhard, Georg Bernhard, Gustav Regler sprechen. Im Juli desselben Jahres wird die Urne mit der Asche von Kurt Tucholsky im schwedischen Mariefred/ Gripsholm beigesetzt


Zitat-Nachweis:
*) Kurt Tucholsky: Unser Militär!
Lizenzausgabe für die Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main, Olten, Wien, mit Genehmigung von Frau Mary Tucholsky und des Rowohlt Verlags GmbH, Reinbek.
Copyright © 1982 für die Anmerkungen und das Nachwort von Richard von Soldenhof by Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main

Kurt Tucholsky >Gesammelte Werke<
Copyright © 1960 by Rowohlt Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg

Kurt Tucholsky >Deutschland, Deutschland über alles<
Copyright © 1964 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.


Literatur: 

Uwe Wiemann: Kurt Tucholsky und die Politisierung des Kabaretts, Paradigmenwechsel oder literarische Mimikry?

Studien zur Germanistik, Bd. 12, Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1397-3


Links (deutsch):

http://www.tucholsky.net

http://rheinsberg.de/tucholsky

http://www.tucholsky-gesellschaft.de/index.htm?KT/Biographie/biographie1.htm

http://www.uni-tuebingen.de/ub/db/index.htm?http://silvanus.ub.uni-tuebingen.de/db/suanz.php?kuerzel=tucholsky

http://www.goethe.de/os/hon/aut/detuch.htm

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/TucholskyKurt

http://www.shoa.de/p_kurt_tucholsky.html

http://www.lpb.bwue.de/publikat/forum6/forum6k.htm

http://rhein-zeitung.de/on/95/11/08/topnews/tucholsky.html

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/177/4173

http://www.textlog.de/tucholsky-kunst-zensur.html

http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/aus_dem_archiv/galerie/00124/index.html


International:

http://www.immi.se/kultur/authors/tyskar/tucholsky.htm

http://www.tidningen-boken.com/2976.htm

http://www.svd.se/dynamiskt/kultur/did_5952582.asp

http://en.wikipedia.org/wiki/Kurt_Tucholsky

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