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Trollmann, Johann Wilhelm

H.A.M. 0

Johann Wilhelm Trollmann
Box-Sportler


Geb. 27.12.1907 in Hannover
Gest. 9.2.1943 KZ Neuengamme/ b. Hamburg


Johann Wilhelm TrollmannDer Sinto Johann Wilhelm Trollmann zählte zu den besten Faustkämpfern der Republik. Die Nazis fanden seinen (lange vor Muhammad Ali entwickelten) „tänzelnden“ Kampfstil „undeutsch“ – und ermordeten ihn. Johann Wilhelm Trollmann war einer der größten Boxer der Weimarer Republik.


Am 6. Juni 1933 gewann der schwarzlockige Schwarm der Damen am Boxring die deutsche Profi-Meisterschaft im Halb-schwergewicht. Tragen aber durfte er den Titel nicht. Weil die Nationalsozialisten keinen „Zigeuner“ als Champion duldeten, wurde ihm der Titel wegen „undeutschen Boxens“ vom „Verband deutscher Faustkämpfer“: Ein Opfer einer „Generalsäuberung des Verbandes“ (ZDF-Aspekte) aberkannt. Damals wurden Juden, die damals so genannten Zigeuner (heute:
Sinti und Roma) sowie „Nichtarier“, die „keine nationale Gesinnung nachweisen konnten“, aus allen Titellisten gestrichen. Dabei bot „Rukelie“, so sein Rufname, Faustfechten statt Prügelei (SPIEGEL 49/2003).


Im Jahr 2003 hat der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB),sechzig Jahre nach dem Tod von Trollmann, für die Rehabilitierung gesorgt und zum Deutschen Meister im Halbschwergewicht des Jahres 1933 erklärt. „Rukelie“ war damals nicht geflohen, wie der Verleger Hans Firzlaff in jahrelanger Recherche über Trollmann u.a. herausgefunden hat, weil nicht absehbar war, wieweit die Nazis in der Verfolgung von Minderheiten wie den „Zigeunern“ gehen würden: Erst ab 1935 wurden Sinti und Roma in die „Rassengesetzgebung“ eingeschlossen. Es wird geschätzt, dass 220 000 bis 500 000 von ihnen in ganz Europa ihr Leben lassen mussten. Frank Reuter vom Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma hält den Fall des eleganten Boxers Trollmann für „exemplarisch“ – eine Lebensgeschichte von Ausgrenzung, Demütigung und späterer Tötung. Der ehemalige Weltmeister im Schwergewichtsboxen, der Deutsche Max Schmeling, hat in einem von der ASPEKTE-Redaktion zitierten Brief erklärt: „Ich habe Johann Wilhelm Trollmann selbstverständlich gekannt. Ich habe immer wieder von seinen Erfolgen gehört. Ich habe ihn für einen fairen und ausgezeichneten Sportler gehalten.“


Autor:

Hajo Jahn


Links:

http://www.minderheiten.org/roma/index2.htm?http://www.minderheiten.org/roma/personenregister/personen/trollmann_johann_wilhelm.htm

http://en.wikipedia.org/wiki/Johann_Wilhelm_Trollmann

http://www.das-netzbuch.de/comments.php?id=A1200 _0_1_0_C

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/24/0,1872,2083096,00.html

http://www.woz.ch/wozhomepage/20j00/sinto_box.htm


eMail

—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: ost@berlin.de [mailto:ost@berlin.de]
Gesendet: Montag, 3. August 2009 20:46
An: redaktion@exil-archiv.de
Betreff: Trollmann

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe mit Interesse Ihren Beitrag über Johann Trollmann gelesen, dem
Romaboxer, der so in der Nazizeit gelitten hatte.
Ich war Mitorganisator seiner Rehabilitierung und kann Ihnen sagen, das
entgegen Ihrer Darstellung, der Bund Deutscher Berufsboxer nichts damit
zu tun hatte. Im Gegenteil, man hat bis zuletzt versucht, mich zu
beeinflussen, die Rehabilitierungsbemühungen einzustellen.
Deshalb gibt es auch keinen offiziellen BDB Gürtel. Der Gürtel, den wir
in 4facher Ausführung erstellen ließen, wurde Trollmann posthum
verliehen. Ein weiteres Exemplar erhielt der Zentralrat der Sinti und
Roma in Heidelberg, ein Gürtel ging nach Hannover zu OB Schmalstieg und
ein Exemplar ist im KZ Neuengamme zu sehen. Der BDB nahm noch nicht
einmal offiziell Teil, an dieser denkwürdigen Veranstaltung in unserem
Boxgym in Berlin, im Dezember 2003.

Herzlichst Ihr Mike Cloth

 

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