Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Aub, Max

H.A.M. 0
Max Aub
Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur und Übersetzer

Geb. 2.6. 1903 in Paris/ Frankreich
Gest. 23.7. 1972 in Mexiko-Stadt/ Mexiko 


„Was bin ich? Deutscher, Franzose, Spanier, Mexikaner?“

(Max Aub)


Trotz seiner Deutschstämmigkeit (auch die Mutter hatte deutschstämmige Vorfahren) gilt der Sohn des Handelsvertreters Friedrich Aub und der Französin Susanne Mohrenwitz als spanischer Schriftsteller, da er ausschließlich auf Spanisch geschrieben hat. Die ursprüngliche Herkunft der Familie väterlicherseits und Namensgeberin ist die fränkische Kleinstadt Aub, in deren jüdischer Gemeinde sich die Vorfahren von Max Aub bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück­verfolgen lassen.


In Aub, das seit 1404 Stadtrecht besitzt, gab es Jahrhunderte hindurch immer eine jüdische Gemeinde mit Synagoge, Mikwe und einem Friedhof, der noch heute erhalten ist. Hier bestand auch eine Talmud-Hochschule, die jüdische Studenten zu Rabbinern, Richtern und Lehrern ausbildete. Mitte des 18. Jahrhunderts hat ein Abraham Meyer erstmals nach seiner Herkunftsstadt den Namen Aub angenommen. Ihm folgten mit vielen Kindern und Enkeln etliche Träger des Namens Aub, die sich u.a. in Bamberg, Nürnberg und München niederließen. Ein berühmter Münchner Gemeinde-Rabbiner war Hirsch Aub (1796-1876), sein Sohn, Dr. jur. Max Aub (1828-1901) war ein erfolgreicher Notar, Anwalt und liberaler Politiker. Sein Sohn, Friedrich Aub (1875-1951) nannte seinen Sohn nach dem Großvater Max. In Aub ist die jüdische Gemeinde, nachdem viele Mitglieder von 1933 –1939 emigriert sind, untergegangen.


In Paris verlebt Aub eine bürgerliche Kindheit und seine Schulzeit am Collège Rollin. 1914 geraten die beiden ersten Kulturen im Leben von Max Aub in Konflikt: zwischen Frankreich und Deutschland beginnt der Erste Weltkrieg. Der Vater, plötzlich unerwünschter Ausländer, ist zum Glück auf Geschäftsreise in Spanien, wohin die Mutter mit den Kindern nachreist. Aller Besitz bleibt in Paris zurück. In Valencia beginnen die Aubs wieder bei Null.

Bereits der Elfjährige lernt Spanisch und schreibt erste Gedichte, besucht in Valencia die Alliance Française-Schule sowie die Escuela Moderna und macht 1920 auf dem staatlichen Gymnasium das Abitur.


1924, mit Erreichen der Volljährigkeit, nimmt er die spanische Staatsangehörigkeit an. Aus dem Franzosen wird der Spanier Max Aub.

Obgleich ihm von seiner Familie zum Studium geraten wird, bevorzugt der junge Max Aub die finanzielle Unabhängigkeit und entscheidet sich für den Beruf des Handelsvertreters. Der seit Kindertagen begeisterte Leser abonniert zahlreiche internationale Literaturzeitschriften, nutzt seine späteren Geschäftsreisen stets auch dazu, um mit Künstlern und Schriftstellern in Kontakt zu kommen und pflegt in diesen Jahren Freundschaften u.a. mit Intellektuellen wie Jorge Guillén, Gerardo Diego, Federico García Lorca, Enrique Díez-Canedo und Luis Buñuel.


Letzterer beeinflusst Aub zu ersten „experimentellen“ Theaterstücken, welche aber kaum bzw. nie zur Aufführung gelangen(Stand: 2006). 1923 hält er sich in Saragossa auf und wird Augenzeuge des Putsches von Miguel Primo de Rivera. Erlebnisse, die Max Aub in seinem Schlüsselroman La calle de Valverde (Die Valverde-Straße) literarisch verarbeitet, und in dem neben anderen auch die Schriftsteller Vicente Blasco Ibáñez und Miguel de Unamuno beschrieben werden.


Aufgrund seiner Sehschwäche wird Aub nicht  Militärdienst eingezogen. 

Am 3. November 1926 heiratet er in Valencia Perpetua Barjau Martin (mit der er drei Töchter haben wird: María Luisa, Elena und Carmen). Ein Jahr später wird er Teilhaber in der Firma seines Vaters. Der immer schon politisch Interessierte tritt 1929 in die sozialistische Partei Spaniens ein und ist – nach Elablierung der Zweiten Republik 1932 – auch auf vielen Veranstaltungen als Redner zu hören.


In dieser Zeit macht er sich auch am Theater einen Namen, reist zusammen mit Medina Echevarriá und García Valdés 1933 in die Sowjetunion, um an einem Theaterfestival teilzunehmen (und vermutlich auch, um dort eigene Stücke vorzustellen).

In den Jahren 1934 und 1936 leitet Max Aub in Valencia das Theater El Búho. Auf diversen  Reisen nach Berlin und Paris kam er dabei u.a. in Kontakt kommt er dabei mit André Malraux, Gustav Regler und Ernest Hemingway in Kontakt. 

Als sich im Juli 1936 Francisco Franco an die Macht putscht, schließt sich Aub der Alianza de escritores antifascistas para la defensa de la cultura (Allianz der antifaschistischen Schriftsteller zur Verteidigung der Kultur) an und gehört im selben Jahr noch zu den verantwortlichen Initiatoren eines internationalen Schriftstellerkongress. Bei dieser Gelegenheit lernt er den spanischen Botschafter in Paris, Luis Arquistaín kennen, der ihn spontan als Kulturattaché an die spanische Botschaft nach Frankreich holt – ein Amt, das er zwar nur von Dezember 1936 bis Juli 1937 bekleidet, in dessen Ausübung er jedoch eines der beeindruckendsten Bilder des 20. Jahrhunderts in Auftrag geben wird: auf Wunsch des Spanischen Staates malt Pablo Picasso (für 150.000 Franc) das Bild Guernica in Erinnerung an die Bombardierung der baskischen Kleinstadt durch Flugzeuge der deutschen Legion Condor während des Spanischen Bürgerkrieges. Auf der Weltausstellung 1937 in Paris präsentiert Max Aub das Bild im spanischen Pavillon zum ersten Mal der Öffentlichkeit.

Zwischen Januar und April 1940 lebt Aub  mit seiner Familie in Frankreich und versucht in dieser Zeit, den gemeinsam mit André Malraux produzierten Film Sierra de Teruel fertig zu stellen. Nach einer sehr emotionalen Diskussion in der Öffentlichkeit, wird er jedoch als Kommunist denunziert, verhaftet und in das bei Vernet gelegene Gefängnis gebracht, nach einigen Wochen ohne Gerichtsverfahren wieder entlassen, jedoch am 2. Juni 1941 wiederum als Kommunist eingesperrt. 

Am Tag seiner zweiten Verhaftung berät er vormittags mit André Malraux Strategien gegen die Agenten der Vichy-Regierung, ißt mit André Gide zu Mittag, schaut zum Tee bei Henri Matisse vorbei und bespricht anschließend mit Louis Aragon dessen jüngste patriotische Lyrik. Auch und vor allem die Freundschaft zu ihnen ist es, die für Aub zunehmend an Gewicht gewinnt.


In Mexiko-City lehrt Aub bis 1951 an der Akademie Film- und Theaterwissenschaft, arbeitet zwischen 1943 und 1953 auch als Drehbuchautor, Regisseur und Übersetzer, leitet daneben einige Jahre einen Radiosender (und gehört vorübergehend auch in der Jury der Filmfestspiele von Cannes). Hier in Mexiko schließt er mit der Zeit Freundschaft mit Alfonso Reyes, Octavio Paz und Carlos Fuentes. 

Ab 1949 publiziert Max Aub seine Zeitschrift Sala de Espera (Wartesaal), in deren 30 Ausgaben der Emigrant immer wieder seine Hoffnung auf Rückkehr nach Spanien zum Ausdruck bringt. 

Als 1951 Aubs Vater in Valencia stirbt, verweigert ihm das Franco-Regime die Einreise nach Spanien. Auch ein kurz zuvor geplantes Treffen mit den Eltern in Frankreich hat sich nicht realisieren lassen, da ihm auch der französische Staat  keine Einreiseerlaubnis erteilt. Im Gegenteil: man droht ihm bei Zuwiderhandlung mit der Verhaftung seiner Eltern, die Aub seit seiner Flucht nicht mehr gesehen hat.  In einem offenen Brief beschwert sich Aub bei Präsidenten Vincent Auriol, allerdings vergeblich.

Erst 1954 darf Max Aub – unter verschiedenen Auflagen – mit einem Touristenvisum in Südfrankreich seine Mutter treffen. Es folgen mehrere Reisen nach Europa. 1958 besucht er die Bundesrepublik Deutschland. 1961 hält er die Laudatio anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an seinen Freund und Kollegen Dámaso Alonso.


Im September 1962 stirbt Aubs Mutter in Valencia. Die spanischen Behörden verweigern ihm erneut die Einreise. Zur Jahreswende 1962/63 hält sich Aub in New York auf, um auf einer Ausstellung des Malers Jusep Torres Campalans zu sprechen: allerdings gibt es diesen Künstler gar nicht – er ist schlichtweg eine Roman-Erfindung Aubs, der auch unter diesem Namen jene Bilder malt, die als  Werk Campalans immer wieder Beachtung finden.

Er hält Vorträge an den Universitäten von Harvard und Yale, bereist 1966 im  Auftrag der UNESCO den Nahen Osten und gründet an der Universität von Jerusalem ein Institut für lateinamerikanische Literatur, an dem er selber von  November 1966 bis Februar 1967 lehrt.

 

Zwischen Dezember 1967 und Februar 1968 hält sich Aub in der kubanischen Haupstadt Havanna auf und ist auf einer Tagung über den antifaschistischen Kongress von 1937 als Zeitzeuge ein der wichtigsten Redner. José Castellet und Jorge Semprún bieten ihm einen Platz in der Jury des lateinamerikanischen Kulturinstituts Casa de la Americasan, den Aub auch gern annimmt. Da zudem seine mit einem Kubaner  verheiratete Tochter Elena auf der Karibikinsel lebt, kommt Max Aub regelmäßig zu Besuch.

1969 reist er zu seiner in London lebende Tochter María Luisa, erleidet einen Herzanfall und muß fast ein Vierteljahr in der Klinik verbringen.  

Erst im August 1969, drei Jahre vor seinem Tod, wird Max Aub durch die spanische Regierung ein Touristenvisum erteilt. Unterstützt von Carlos Barral und Manuel Tuñón de Lara bereist er bis Ende November desselben Jahres das ganze Land. Durch Vermittlung Dámaso Alonsos gelingt es ihm sogar, Teile seiner exzellenten Privatbibliothek wieder zu erlangen, die während des Bürgerkrieges beschlagnahmt und der Universitätsbibliothek in Valencia übereignet worden ist. Allerdings darf er diejenigen Werke, von denen die Bibliothek keine andere Ausgabe besitzt, nicht mitnehmen. 

Seine wohl allzu großen Erwartungen an diese Europa-Reise haben sich – so bezeugen es Briefe von Max Aub – letztlich nicht erfüllt. Das Spanien des Generalissimo Franco ist nicht mehr sein Spanien.


Max Aubs Werke werden zwar schon bald ins Französische übersetzt, aber erst Mitte der 90iger Jahre liegen die ersten Bände seiner deutschsprachigen Werksausgabe vor.

Aubs Erfahrungen in den französischen Konzentrationslagern, die Ernüchterung angesichts des gescheiterten Kampfes gegen den Faschismus hat er immer wieder literarisch gestaltet, etwa in der Erzählung Das Rabenmanuskript, die in dem Band mit Meistererzählungen Der Mann aus Stroh enthalten ist: In einer Art Fabel lässt er einen Raben namens Jacobo zur Belehrung seiner gefiederten Artgenossen berichten, was er im Lager von Vernet über die Menschen in Erfahrung hat bringen können. Aubs Desillusionierung kleidet sich in schwarzen Humor, wenn er den Vogel ungläubig nachfragen lässt, warum um alles in der Welt die Franzosen, die doch gegen Hitler kämpfen, lauter Antifaschisten inhaftieren?

Der Antifaschist Aub, der im Bürgerkrieg Seite an Seite mit stalinistischen KP-Funktionären gekämpft hat, hadert mit dem Kommunismus und hofft auf einen dritten Weg zwischen den Ideologien: „Es muss noch etwas anderes geben“, lässt er den Raben Jacobo im Schlusssatz resümieren.


Max Aubs Werk ist sehr umfangreich. Neben journalistischen und wissenschaftlichen Arbeiten (darunter eine höchst lesenswerte spanische Literaturgeschichte), 40 Theaterstücken und einem Dutzend Romanen umfasst es ebenso viele Bände mit Erzählungen und Essays. Weshalb ein ungläubig staunender Kollege einmal bemerken konnte: „Ich bekomme jeden Morgen die Zeitung Excelsior und das neue Buch von Max Aub“.

Sein bekanntestes Buch ist wohl der Roman Jusep Torres Campalans. Titelheld ist ein katalanischer Maler, der nach der Jahrhundertwende nach Paris kommt und bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit seinem Freund und Landsmann Pablo Picasso, mit Max Ernst, Georges Braque und anderen an der Entwicklung der kubistischen Malerei entscheidend beteiligt ist. Max Aub hat jenen Jusep Torres Campalans 1956 in der mexikanischen Provinz zufällig kennen gelernt, recherchiert, nachdem er von Pariser Künstlerfreunden erfuhr, welche Bedeutung der verschollen geglaubte Maler einmal gehabt hatte, seinen Lebensweg, sammelt die wenigen bisher über ihn erschienenen kunsthistorischen Artikel und machte seine noch existierenden Bilder ausfindig. Diese Bilder werden auch mit der Prräsentation der Originalausgabe seines Romans 1958 in Mexiko und der Übersetzung 1961 in New York ausgestellt. Aubs Buch enthält alle Ingredienzien einer traditionellen Künstlermonographie: ein Werkverzeichnis mit bibliographischen Hinweisen, dokumentierte Aussagen von Zeitzeugen, einen historischen Abriss als Vorspann zur eigentlichen Biographie etc.


Zusammengestellt von:

Hans Joachim Schneider


Links: (deutsch)

http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Aub

http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?PPN=118646176

http://www.freitag.de/2003/23/03231501.php

http://www.freitag.de/2000/43/00431601.htm

http://www.matices.de/39/maxaub/

http://www.luise-berlin.de/Lesezei/blz99_04/text05.htm

http://www.uni-potsdam.de/u/romanistik/ette/buschmannAubVita.htm

http://www.perlentaucher.de/autoren/645.html

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/165437/

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7891&ausgabe=200503

http://www.zeit.de/2003/23/L-Aub

volume_up.gifhttp://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/24/0,4070,2163832-5,00.html

volume_up.gifhttp://www.hoergold.de/audiobooks/listings/index.htx?f_bid=6e1db8126c5ed9d39366331dd8d20cb6

volume_up.gifhttp://www.hoergold.de/audiobooks/listings/index.htx?f_bid=8a5f7c7a62f81036537d6af91297323d


International:

http://www.maxaub.org/

http://www.matices.de/19/19kaub.htm

http://www.liceus.com/cgi-bin/aco/lit/01/maxaub1.asp

Die Kommentare sind deaktiviert.