Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Wander, Fred

H.A.M. 0

Fred Wander (eigtl. Fritz Rosenblatt)
Schriftsteller , Fotograf und Journalist


Geb. 5. 1. 1917 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 10. 7. 2006 in Wien/ Österreich


„Kann einer, der bei den Toten war, noch reden, ohne missverstanden zu werden?“

(Fred Wander)


Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Czernowitz besucht die Volks- und Hauptschule und arbeitet bereits mit 14 Jahren als Lehrling in einer Kleiderfabrik, ist während der Weltwirtschaftskrise Laufbursche und Diener; schließlich arbeitslos, verdingt er sich in verschiedenen Ländern Europas als Hilfs- und Gelegenheitsarbeiter (in der Landwirtschaft, als Pferdeknecht, Fliesenleger, im Straßenbau, als Hoteldiener, Anstreicher, Zeichner und Fotograf).


Im Mai 1938 flieht der knapp Einundzwanzigjährige über die Schweiz nach Paris, überlebt in Frankreich mit Unterstützung jüdischer Hilfsorganisationen und schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Bei Kriegsbeginn wird Rosenblatt als „feindlicher Ausländer“ interniert, kann jedoch 1940 ins noch unbesetzte Marseille fliehen. Allerdings wird er wiederum in verschiedenen Lagern interniert. Sein Versuch, im September 1942 in die Schweiz zu fliehen, scheitert: er wird von der Schweizer Polizei mit Ketten an den Händen an die Gestapo ausgeliefert, ins Lager Rivesaltes überstellt und über das Lager Drancy nach Auschwitz deportiert, von dort nach Groß-Rosen und Buchenwald, wo er im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wird. Sein Vater Jakob, die Mutter Berta und und seine Schwester Renée sind im September 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet worden, der Bruder Otto hat in einem Versteck in Frankreich überlebt.


Im Jahr seiner Befreiung noch kehrt Fritz Rosenblatt nach Österreich zurück, lebt zuerst in Salzburg, dann in Wien und arbeitet dort als Zeichner, Fotograf und Reporter, u. a. für das „Tagebuch“ und den „Abend“. 1950 wird sein Familienname amtlich geändert: von nun an heißt er Fritz (und nennt sich selber Fred) Wander. Er tritt der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) bei und übersiedelt Mitte der 50er Jahre in die DDR, wo er als freischaffender Schriftsteller und Publizist/Feuilletonist mit seiner Frau Maxie Wander in Kleinmachow/Ostberlin lebt und arbeitet.


1955 erhält Fred Wander einen Platz im ersten Jahrgang des „Instituts für Literatur Johannes R. Becher“ in Leipzig. Er schreibt Jugendbücher, Theaterstücke und Reiseliteratur (z.T. in Zusammenarbeit mit seiner Frau, der Schriftstellerin Maxie Wander). Für seine autobiografische Lager-Erzählung „Der siebente Brunnen“ erhält Wander 1972 den Heinrich-Mann-Preis. Da seine Bücher in der DDR erscheinen, bleiben sie im deutschsprachigen Ausland lange unbeachtet. Von seinen u. a. im Hanser und S.-Fischer-Verlag wiederaufgelegten Werken sind zur Zeit nur die Erzählung „Ein Zimmer in Paris“ (1975) und der Roman „Hôtel Baalbek“ (1991) lieferbar, beide angesiedelt im Kontext von Wanders französischer Exilerfahrung.
Nach dem Tod von Tochter und Ehefrau kehrt Fred Wander Mitte der achtziger Jahre wieder in seine Geburtsstadt Wien zurück.


Quelle:

Österreichische Exilbibliothek, Wien


Literatur:

Walter Grünzweig / Ursula Seeber (Hg.)
Fred Wander – Leben und Werk
Weidle Verlag, Bonn 2005
ISBN 3-89244-837-x

Fred Wander
Der siebente Brunnen
Wallstein Verlag, Göttingen 2005
ISBN 3-931135-88-8

Fred Wander
Das gute Leben oder Von der Fröhlichkeit im Schrecken
Wallstein Verlag, Göttingen 2006
ISBN 3-89244-855-8

Fred Wander
Hôtel Baalbek
Wallstein Verlag, Göttingen 2007
ISBN 3-8353-0150-0


Links (deutsch):

http://www.literaturtv.at/literaturhaus6/biografie.html

http://www.literaturepochen.at/exil/a5078.html

http://www.sbg.ac.at/ger/kmueller/wandertkgpreis2003.rtf

http://www.literaturepochen.at/exil/multimedia/pdf/wanderinterview.pdf

http://www.literaturepochen.at/exil/l5001.pdf

http://www.bela1996.de/literature/wander.html

http://www.fdk-berlin.de/forum2000/filme/eine-reise.html

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=8310&ausgabe=200507

Die Kommentare sind deaktiviert.