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Döblin, Alfred

H.A.M. 0

Alfred Döblin
Schriftsteller und Arzt

Geb. 10.8.1878 in Stettin
Gest. 28.6.1957 in Emmendingen (Breisgau)


Er hat den Berlin-Roman geschrieben: Berlin Alexanderplatz. Berühmt weit über den deutschen Sprachraum hinaus. Verfilmt mit Heinrich George 1931 und 1980 von Rainer Werner Fassbinder. Alfred Döblin ist Armenarzt. Er kennt die kleinen Leute, über die er schreibt, hat ein Herz für sie.


Sein Schreibstil ist neu, berühmt für seine Montagetechniken wie aus der jungen Werbebranche. Tausend (!) Studenten hören ihm zu, als er im Audimax der Berliner Uni Unter den Linden über den „Bau des epischen Werkes“ spricht.
Und wie so viele Bürger jüdischer Religion meldet er sich freiwillig im Ersten Weltkrieg, den er bis zum schlimmen Ende als Militärarzt mitmacht. Während der Novemberrevolution sympathisiert er mit der USPD, der Unabhängigen Sozial-demokratischen Partei. In den USA konvertiert der Exilant Döblin zum Katholizismus. Bitter enttäuscht verlässt er wenige Jahre nach seiner Rückkehr Deutschland wegen der Missachtung, die ihm wie fast allen anderen Remigranten entgegenschlägt. Selbst ein Bert Brecht, der ihn zur Übersiedlung ins scheinbar bessere Deutschland, in die antifaschistische DDR bittet, kann ihn nicht halten. Die Biographie von Alfred Döblin bietet Stoff für einen Roman, wie er sie selbst geschrieben hat.


Die echten Berliner kommen aus Schlesien oder Pommern oder Mecklenburg. Wie kaum ein anderer Schriftsteller entwickelt sich der Sohn eines jüdischen Schneidermeisters aus dem mecklenburgischen Stettin, wo er die ersten zehn Jahre verbrachte, zum Berlinologen. In die Hauptstadt war er mit dem Rest der Familie gezogen, nachdem der Vater sie verlassen hatte. In Berlin beginnt er gleichzeitig mit dem Schreiben und dem Medizinstudium. Die Promotion erfolgt in Freiburg 1905, wo er bis 1911 in der Psychiatrie arbeitet, danach als Kassenarzt für Nervenkrankheiten in Berlin. Das laute, subversive Wesen der Berliner, vor allem der gefährliche Witz der Arbeiter haben es ihm angetan.


Berlin Alexanderplatz erschien 1929. Es ist der bis heute bedeutendste deutsche Großstadtroman. Erzählt wird, so heißt es lexikalisch, „die Geschichte eines gutwilligen, aber schwachen kleinen Mannes’, den dunkle, ungreifbare Mächte und Kräfte in ständiger Abhängigkeit halten, bis er am Ende seines Lebens endlich zur Besinnung kommt, seinen alten Menschen’ wegwirft und von nun an seine Vernunft’ zu gebrauchen beschließt. Die als ein Pandämonium geschilderte Großstadt der Weimarer Republik aus Häusergewirr und Menschentrubel, Zeitungs- und Reklamegeschrei, unterirdisch brodelndes Verbrechertum, Schlachthausdunst und Jazzrhythmen, Hurenwinkel und Kaschemmenphilosophie, Zuhälterpack, Flittermoral und strahlender Lichterglanz ist der eigentliche Gegenspieler des ehemaligen Transportarbeiters Biberkopf, der aus dem Zuchthaus kommt und nun beschließt, anständig zu sein’. Ehrlich will er bleiben, wenn er als Straßenhändler und Zeitungsverkäufer am Berliner Alexanderplatz steht, in Bierschwemmen, Tanzlokalen und Zuhälterkaschemmen seine Abende verbringt, und ist doch, ohne es selbst zu wissen, schon verloren. Denn verflucht ist der Mensch, der sich auf Menschen verläßt’, das ist das Leitmotiv des Romans.“


1912 heiratet der junge Arzt Döblin die Medizinstudentin Erna Reiss, vier Söhne gehen aus dieser Verbindung hervor. Einschneidender dürfte für ihn aber die Einführung in die Bohèmeszene Berlins durch Herwarth Walden gewesen sein, dem Ehemann von Else Lasker-Schüler und Herausgeber der expressionistischen Zeitschrift Der Sturm. Schnell wird er zu einem der führenden Vertreter der expressionistischen Literatur mit Erzählungen und Romanen wie Die Ermordung einer Butterblume. Die drei Sprünge des Wang-Lun (1915), Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine (1918) oder Wallenstein (1920).


Jetzt wird er auch journalistisch tätig als Korrespondent für das Prager Tagblatt, schreibt einen Zukunftsroman unter dem Titel Berge, Meere und Giganten. Fünf Jahre später, 1929, macht ihn Berlin Alexanderplatz zum populärsten Schriftsteller der Weimarer Republik. Während der berühmte Schauspieler Heinrich George, der den Biberkopf in der ersten Verfilmung des Romans 1931 gespielt hat, zum Star der nationalsozialistischen Propagandafilme avanciert, wird der Schriftsteller als Asphaltliterat und wegen seiner jüdischen Herkunft angefeindet.


Schon früh hatte Alfred Döblin schmerzliche Erfahrungen mit den Rechtsextremisten gemacht. In den Wirren des Militär-putsches vom 13. März 1919 unter der Führung von Wilhelm Kapp war die Döblin-Schwester Meta Goldberg ums Leben gekommen. Unter dem Pseudonym Linke Poot schildert und kritisiert er die „blutigen Märztage von Berlin“, klagt über die Haltung der sozialdemokratischen Regierung und verfasst dazu die Roman-Tetralogie November 1918. Eine Deutsche Revolution. Mit der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, deren Leichen in den Landwehrkanal geworfen werden, endet die Handlung.


Ironisch sagte Döblin einmal über sich selbst: „Wenn man meinen Namen kannte, so fügte man Berlin Alexanderplatz hinzu. Aber mein Weg war noch lange nicht beendet.“ Hatte er doch inzwischen auch Theaterstücke wie Die Ehe geschrieben und im neuen Medium Radio an den Improvisierten Erzählungen teilgenommen, den ersten Sendungen, in denen völlig frei und ohne Manuskript gesprochen wurde.

Am 27. Februar 1933 brannte der Reichstag, einen Tag später emigrierten Alfred und Erna Döblin über Zürich nach Paris. Im französischen Exil bleibt er trotz der Schwierigkeiten, in deutscher Sprache zu publizieren, literarisch aktiv und veröffentlicht die Romane Babylonische Wanderung, Pardon wird nicht gegeben und die ersten Teile von Das Land ohne Tod sowie vom bereits erwähnten Revolutionsroman November 1918.


1936 nimmt Döblin die französische Staatsbürgerschaft an, aber die Deutschen überfallen auch Frankreich und so bleibt nichts anderes übrig als wieder zu flüchten: am 3. September 1940 verläßt er auf einem Schiff der Greek Line den Hafen von Lissabon Richtung USA.

Als Oberst und Literaturinspekteur der französischen Militärregierung kehrt Alfred Döblin 1946 nach Deutschland zurück. Er lebt zunächst in Baden-Baden in der französischen Besatzungszone. Dazu gehört auch Mainz, wohin er 1949 übersiedelt. Vier Jahre später verlässt er Nachkriegsdeutschland, bitter enttäuscht von der Behandlung, die Exilanten wie ihm widerfährt, und zieht nach Paris. 1956 erscheint sein letzter Roman Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende.


Autor:

Hajo Jahn


Werke:

1913 – Die Ermordung einer Butterblume (Erzählungen)
1915 – Die drei Sprünge des Wang-lun (Roman)
1918 – Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine (Roman)
1920 – Wallenstein (expressionistischer historischer Roman)
1924 – Berge, Meere und Giganten (Roman,1932
gekürzt u.d.T.: Giganten)
1925 – Reise in Polen (Bericht)
1927 – Manas (Versepos)
1929 – Berlin Alexanderplatz (Roman)
1934 – Babylonische Wandrung (Roman)
1935 – Pardon wird nicht gegeben (Roman)
1938-1950 – November 1918. Eine deutsche Revolution
( Roman in vier Bänden)
1956 – Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende (Roman)


Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_D%C3%B6blin


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/DoeblinAlfred

http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/doeblin

http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/doeblin.htm

http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_einzeln/f_einzeln/fassbinder/fassbinder_a-b/berlin_alexanderplatz.htm

http://www.cinegraph.de/filmtext/filmtext3_1.html

http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/veranstaltungen/vorlesungen/literatur20/Doeblin.pdf

http://www.geo.uni-bonn.de/cgi-bin/kafka?Rubrik=literatur&Punkt=autoren&Unterpunkt=doeblin

http://www.alfred-doeblin.de

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6305&ausgabe=200308

http://www.dla-marbach.de/kallias/hyperkuss/h-119.html

http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Doeblin


International:

http://ark.cdlib.org/ark:/13030/ft1n39n82j

http://www.britannica.com/eb/article?tocId=9030740

http://es.encarta.msn.com/encyclopedia_961519905/Alfred_D%C3%B6blin.html

http://www.editions-verdier.fr/allemagne/auteurs/doblin.htm


 

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