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Loest, Erich

H.A.M. 0
Erich Loest (Pseudonyme: Bernd Diksen, Waldemar Naß und Hans Walldorf)
Schriftsteller und Verleger

Geb. 24.2.1926 in Mittweida/Sachsen
Gest. 12.09. 2013 in Leipzig

„Die Zeit der Grüßgottonkels ist vorbei, die montags einflogen und freitags die Kurve in Richtung Saarbrücken oder Heidelberg kratzten. Wer heute in Leipzig Position bezogen hat, holt Frau und Kinder nach. Wer drittklassig war und schnellen Aufstieg und flotte Münze erhoffte, ist längst wieder fort. Geblieben und geachtet sind die, ohne die nichts hätte geschafft werden können; Hinrich Lehmann-Grube, Oberbürgermeister in Leipzig, nun in einem helfenden Unruhestand, und die Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und Bernhard Vogel. Erfolge beherrschen die Zeitungsüberschriften, nicht jeden Tag aber gibt es über eine große Menschengruppe neue Schlagzeilen, die der Arbeitslosen auf Dauer. Da bewegt sich wenig, manchmal, gerade jetzt, kommen ein paar Bauarbeiter auf der Minusseite hinzu. Die meisten sind Opfer des Zusammenbruchs ganzer Industriezweige vor zehn und neun Jahren. Sie werden oft als die Opfer der Wende bezeichnet; ich halte das für falsch. Sie sind das Opfer eines Niedergangs zu DDR-Zeiten, als die Fabriken verrotteten und der Raubbau an natürlichen Reserven schreckliche Ausmaße annahm. Als alles aufgebraucht war, gab die Staatsmacht DDR ihren Geist auf.“

(aus: Erich Loest „Träumereien eines Grenzgängers“, S 190)*


Der Sohn eines Kaufmanns wird 1944, nach dem Besuch der Oberschule, zur Wehrmacht eingezogen. Nach Kriegsende arbeitet Loest in der Landwirtschaft und bei den Leuna-Werken. Von 1947 bis 1950 ist er erst Volontär, später Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung und arbeitet von da an als freier Schriftsteller.

Mit seinem Roman Jungen, die übrig bleiben (1950) wird Erich Loest DDR-weit bekannt. Als Vorsitzender des DDR-Schriftstellerverbandes und SED-Mitglied unterstützt Loest zuerst die offizielle Politik, übt jedoch nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 vehemente Kritik an der SED-Führung. Loest wird daraufhin in Untersuchungshaft genommen.


1955/56 studiert er am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig. 1957 wird Loest aus der SED ausgeschlossen und zu siebeneinhalb Jahren Zuchthaus wegen konterrevolutionärer Gruppenbildung verurteilt. Nach seiner Haftentlassung schreibt Erich Loest bis 1975 diverse Romane und Erzählungen und veröffentlicht 1978 den autobiografischen Roman Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene.

1979 wird der Schriftsteller nach offenem Protest gegen Zensurmassnahmen aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen.


1981 erzwingt Erich Loest – ohnmächtig gegenüber der Zensur in der Deutschen Demokratischen Republik – seine Ausreise nach Westdeutschland und veröffentlicht seine Autobiografie Durch die Erde ein Riß. Von 1984-86 amtiert er als Zweiter Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) der Bundesrepublik Deutschland. Nach der Wende 1989 in der DDR wird Loest vom Obersten Gericht rehabilitiert und schreibt – nach Einsicht in seine Stasi-Akte – Anfang der neunziger Jahre mit Froschkonzert und Die Stasi war mein Eckermann oder mein Leben mit der Wanze literarische Innenansichten über die Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).


Als VS-Bundesvorsitzender setzt sich Erich Loest seit 1994 nachhaltig für enge Bezie-hungen zu Polen ein. 1995 wird sein dokumentarischer Roman Nikolaikirche veröffentlicht, in dem er die Ereignisse um die Leipziger Montagsdemonstrationen 1989 schildert. 1996 wird Loest Ehrenbürger der Stadt Leipzig.

1997 erscheint seine autobiografische Schrift Als wir in den Westen kamen. Gedanken eines literarischen Grenzgängers.

Erich Loest lebt und arbeitet in Bonn und Leipzig.


Quelle: *)

Erich Loest: Träumereien eines Grenzgängers Stuttgart / Leipzig: Hohenheim Verlag / Linden-Verlag 2001, ISBN 3-89850-031-4

http://www.stiftung-teubner-leipzig.de/buchtipp-linden-verlag-loest.htm


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LoestErich

http://www.goethe.de/fr/bor/wende/d_l03.htm

http://www.wlb-unna.de/mythoszeitenwende/Inhalt/Die_Akteure/ Erich_Loest/erich_loest.html

http://www.dieberlinermauer.de/kontakt/buechererichl oestamazon/buechererichloestamazon.html

http://www.radiobremen.de/online/loest

http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/1629059-hintergrund-1629131.html

http://www.zeit.de/2004/35/Titel_2fLoest_35

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1995/0913/kultur/0002

http://www.utopie1.de/loest

http://www.net-lexikon.de/Erich-Loest.html

http://www.petersell.de/ddr/31_loest.htm

http://www.eppelmann.de/Reden/rede030409.htm

http://www.paulinerkirche.de/inhalt4.htm

http://www.stasiopfer.de/kontakt.html

http://www.luise-berlin.de/Lesezei/Blz98_01/text05.htm

http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/455881-hintergrund-373168.html

http://www.lesekost.de/kanon/HHL04LOE.htm

http://www.thueringen.de/de/index.asp?unten=http://www.thueringen.de/de/tsk/veranst/tt2003/festakt/loest


International:

http://learning.lib.vt.edu/slav/lit_authors_east_german.html#loest

http://www.babelguides.com/view/work/9144

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