Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Langer, Marie Lisbeth Glas de

H.A.M. 0

Marie Lisbeth Glas de Langer
Ärztin und Psychoanalytikerin


Geb. 1920 in Wien/ Österreich
Gest. 1987 in Buenos Aires/ Argentinien


„Wenn wir uns darauf beschränken, die soziale Krise nur in Form des (psychischen) Widerstands zu betrachten, dann werden wir die Fehler der Dreißiger Jahre wiederholen!“

(Marie Langer)

Sie war eine der berühmtesten Psychoanalytikerinnen des letzten Jahrhunderts. In den dreißiger Jahren in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung ausgebildet, emigriert die aktive Linke vor den Nationalsozialisten nach Argentinien, um dort mit fünf KollegInnen 1942 die argentinische Vereinigung zu gründen. In den sechziger Jahren beschäftigt sie sich mit der Vermittlung von Psychoanalyse und Marxismus und beteiligt sich in Nicaragua in den achtziger Jahren an der Bewegung Salud Mental.


Bereits als Schülerin in Wien interessiert sich die Tochter wohlhabender assimilierter jüdischer Eltern für das kulturelle und politische Zeitgeschehen. Es folgen Medizinstudium und eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin bei den Freud-Schülern der Zweiten Generation. Richard Sterba, ihr Lehranalytiker, stellt sich Anfang der 30er Jahre schützend vor sie, als Vertreter der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung versuchen, die junge Kommunistin – aufgrund ihrer Teilnahme am politischen antifaschistischen Widerstand und darauffolgender Verhaftung – von der Ausbildung am Wiener Institut auszuschließen.


Kurze Zeit später geht Marie Langer mit ihrem Mann, der ebenfalls Arzt ist, nach Spanien, wo beide während des Bürgerkrieges in der Sanitätsgruppe der 15. Internationalen Brigade am Kampf gegen die Franco-Faschisten teilnehmen. 1938 emigriert das Ehepaar über Uruguay nach Argentinien.


In Buenos Aires gehört Marie („Mimi“) Langer sehr bald zum Freundeskreis um die – ebenfalls aus Nazi-Deutschland emigrierte – Fotografin Grete Stern (in Argentinien u.a. bekannt durch ihre Fotomontagen zu den Themen Psychoanalyse und Träume), in deren Haus in Ramos Meija sich zahlreiche progessive Künstler und Intellektuelle (darunter Jorge Luis Borges, Pablo Neruda, Clément Moreau, Renate Schottelius und Maria Elena Walsh) treffen.

1959 wird Langers medizinisches Examen auch in Lateinamerika endlich anerkannt, und im selben Jahr noch wählt man sie zur Präsidentin der Ascciación Psicoanalitica Argentina, die auch Mitglied der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) ist.


Die politisch engagierte Analytikerin referiert 1971 in ihrer Geburtsstadt Wien beim 27. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß über psychoanálisis y/o revolución social (Psychoanalyse und/ oder soziale Revolution), prangert die Entpolitisierung der Psychoanalyse an und kritisiert dabei auch und vor allem die un-politische Haltung der PsychoanalytikerInnen während der 1930er Jahre.Keine psychoanalytische Fachzeitschrift ist daraufhin bereit, ihren Beitrag zu drucken, lediglich eine kleine österreichische Zeitschrift veröffentlicht ihn in deutscher Übersetzung unter dem Titel Psychoanalyse – in wessen Dienst? (Neues Forum 1971, Heft 213, S. 39-42).

Nach dem Kongreß in Wien tritt Marie Langer aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) aus.


1974 muß sie erneut ins Exil flüchten, diesmal vor den argentinischen Militärs, auf deren Todeslisten auch ihr Name steht. Marie Langer emigriert nach Mexiko. Anfang der 80er Jahre gründet die Kommunistin, Psychoanalytikerin, Feministin und mehrfache Mutter das Equipo Internacionalista de Salud Mental und reist im folgenden Jahrzehnt mit anderen lateinamerikanischen PsychotherapeutInnen regelmässig auch und vor allem ins sandinistische Nicaragua, um GesundheitsarbeiterInnen im Rahmen einer gemeindenahen Form der psychischen Versorgung (Salud Mental Colectiva) auszubilden.

Beinflußt von der italienischen Anti-Psychiatrie entwickelt Langers Team in dieser Zeit u.a. den diagnostischen Begriff der eingefrorenen Trauer: „Es ist wichtig für die Leute, zu erkennen, dass die anhaltende Kriegssituation ihnen psychische Konflikte bringt, dass sie Angst und andere Gefühle verdrängen. Die Therapie in der Gruppe hilft, die Solidarität zu verstärken und Wut und Schmerz sozialisieren zu können.“ (zitiert nach: http://www.medico-international.de/ rundschreiben/ 0204/0204saludmental.asp).


Links (deutsch):

http://www.werkblatt.at/nitzschke/text/uebersigmundfreud.htm

http://www.psiconet.com/tiempo/historias/langer.htm

http://www.medico-international.de/projekte/sozial/ps_hinterg_vernetzung.asp

http://www.werkblatt.at/nitzschke/rez/253-255.htm


International:

Die Kommentare sind deaktiviert.