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Kubelik, Rafael Jeroným

H.A.M. 0

Rafael Jeroným Kubelík
Dirigent

Geb. 29.06.1914 in Bychory bei Kolin/ Österreich-Ungarn
Gest. 11.08.1996 in Kastanienbaum bei Luzern/ Schweiz


Kubelík wird als sechstes von acht Kindern des tschechischen Violinvirtuosen und Komponisten Jan Kubelík (1880-1940) und der ungarischen Gräfin Marianne Szell geboren.

Sein Vater war als Wunderkind 1892 Schüler des damals eben aus Kiev nach Prag zurückgekehrten Otakar Sevcik geworden, hatte 1898 in Wien debütiert und sich anschließend für einige Jahre hier niedergelassen.


Der kleine Rafael erhält bereits im Prager Elternhaus vielfältige Anregungen: seine Mutter fördert seine Empfänglichkeit für die bildende Kunst und die Literatur, sein Vater überwacht die musikalische Ausbildung, zu der u.a. auch das gemeinsame Musizieren gehört: der Vater, die fünf älteren Schwestern (von denen die ältesten, die Zwillinge Anita und Mary, später eine professionelle Karriere als Geigenduo machen) und Rafael bilden ein respektables Familienensemble.


Am Prager Tschechischen Konservatorium studierte Rafael Kubelík zwischen 1928 und 1934 Violine, Klavier, Komposition und Dirigieren. Während seiner Studienjahre begleitet Rafael Kubelík immer häufiger auch seinen Vater als Pianist auf dessen Konzertreisen durch ganz Europa, aber auch nach Amerika und Australien.


Noch vor Abschluß seines Studiums debutiert er 1933 mit großem Erfolg als Dirigent: zwischen 1936 und 1939 leitet Kubelík die Tschechische Philharmonie als ständiger Gastdirigent. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wechselt er ans das Brünner Nationaltheater, ist aber daneben weiterhin als Klavierpartner seines Vaters aktiv.


Nach dem Tode des Vaters, dem er sein erstes großangelegten Chor-Orchesterwerk (Requiem pro memoria patris) widmet, kehrt er 1941, jetzt allerdings als Chefdirigent, wieder zur Tschechischen Philharmonie nach Prag zurück. Im darauffolgenden Jahr heiratet der Musiker die Geigerin Ludmila Bertlová. Nach der Befreiung seiner Heimat führt Rafael Kubelík das Orchester 1946/47 mit triumphalem Erfolg nach Paris, Genf und Zürich.

Diese Zeit ist auch in seiner kompositorischen Entwicklung besonders fruchtbar. So entstehen 1946 die beiden Opern Cisarovy nové saty (Des Kaisers neue Kleider) und Kvetinky malé Idy (Die Blümchen der kleinen Ida) sowie das zweite und dritte Streichquartett.


1947 wird in Brünn die schon 1943/44 entstandene Oper Veronika (über das biblische Sujet) uraufgeführt. Doch der kommunistische Putsch vom Februar 1948 zerstört Kubelíks Hoffnungen auf eine freie und gedeihliche Weiterentwicklung; seine tiefverwurzelte Aversion gegen jede Art des Totalitarismus verbietet ihm jene abwartende Haltung, die viele seiner Schicksalsgenossen in diesen Jahren einnehmen – noch im Jahr des Umsturzes nutzt er eine Konzertverpflichtung in Edinburgh, um sich mit seiner Familie ins Ausland abzusetzen.


Als gefragter Gastdirigent, vor allem des BBC Orchesters, konzertiert er in der Folgezeit unter anderem auch bei den Musikfestspielen von Venedig und Luzern (wo er nicht lange danach seine zweite Heimat finden soll) und unternimmt Tourneen bis nach Australien, Nord- und Südamerika und in die Sowjetunion. 1950 wird Rafael Kubelík als musikalischer Leiter des Symphonieorchesters nach Chicago berufen, bleibt aber daneben weiterhin auch ständiger Gast bei den wichtigsten europäischen Orchestern.


Eine besondere Beziehung verbindet ihn dem Amsterdamer Concertgebouw-Orchester. Ein Konzert mit den Wiener Philharmonikern in der Züricher Tonhalle im Herbst 1953 bedeutet ihm die Erfüllung eines Jugendtraumes.

Aus familiären Gründen entschließt sich Kubelík in diesem Jahr, seine amerikanische Stellung aufzugeben, um sich ganz auf das europäische Musikleben zu konzentrieren. In den folgenden Jahren teilt er seine Zeit zwischen Luzern, wo er seinen Wohnsitz genommen hat, und London, wo er seit 1953 als Gastdirigent und von 1955 bis 1958 als musikalischer Direktor der Covent Garden Opera wirkt. In diese Zeit fällt auch die Intensivierung seiner Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern.


Im November 1961 wird Rafael Kubelík als Nachfolger Eugen Jochums Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks in München. In 22 Jahren prägt er wie kein anderer Dirigent  die Eigenart des unter seiner Leitung zu einem weltweit anerkannten Eliteorchester gereiften Klangkörpers.

Auch in dieser Stellung zeichnet sich Kubelík aber nicht nur als feinfühliger Künstler, sondern ebenso als politisch wacher und unbestechlicher Bürger aus: Als die CSU-Mehrheit in Bayern 1972 ein demokratiepolitisch überaus bedenkliches Rundfunkgesetz durchsetzt, macht er mit einer spektakulären Rücktrittsdrohung auf die Gefahr aufmerksam, daß die Anwendung dieses Gesetzes den Bayerischen Rundfunk binnen kurzem zur „Servicewelle der CSU“ degradieren würde.

Gesundheitliche Gründe zwingen den an schmerzhafter Arthritis leidenden Dirigenten, die Wintermonate im heißen, trockenen Klima der kalifornischen Colorado-Wüste zu verbringen, wo er sich in La Quinta, wenige Kilometer südöstlich von Palm Springs niederläßt (jener Ort übrigens, der auch Emigrationsdomizil des Komponisten Ernst Krenek war). Seinen europäischen Wohnsitz hat Kubelík, der 1963 in zweiter Ehe die australische Sopranistin Elsie Morison geheiratet und 1967 die schweizerische Staatsbürgerschaft angenommen hat, nach wie vor in Kastanienbaum bei Luzern.

Mit Erreichen des Pensionsalters legt er 1979 ldie Orchester-Leitung zwar offiziell nieder, bleibt aber aufgrund des überraschenden Todes seines designierten Nachfolgers Kiril Kondrashin im Jahr 1981 bis zur Amtsübernahme durch Sir Colin Davis im September 1983 kommissarisch im Amt. 

In einem festlichen Abschlußkonzert dirigiert Kubelík am 30. Mai 1986 in München noch einmal Mahlers IX. Symphonie. Für ihn sollte es sein letztes Dirigat sein – und es kommt dann doch alles ganz anders:

Vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse des Jahres 1989 läßt Rafael Kubelík sich bewegen, anläßlich des Prager Frühlings 1990 das erste Mal seit seiner Emigration in der alten Heimatstadt aufzutreten. Die Tschechische Philharmonie, für die diese triumphale Heimkehr ihres ehemaligen Chefdirigenten einen Markstein bedeutet, kann ihn dann in den Jahren 1990 und 1991 noch für eine Reihe von Konzerten in Prag sowie auf einer Japantournee des Orchesters gewinnen.

Allen tschechischen Musikfreunden unvergeßlich ist die denkwürdige Aufführung von Smetanas Má vlast (Mein Vaterland) am Tage der ersten freien Wahlen nach dem Sturz des kommunistischen Regimes geblieben, bei der Kubelík auch die mit der Tschechischen Philharmonie vereinigten Philharmonischen Orchester von Brünn und Preßburg leitet. Mit diesen Konzerten an der Spitze der Tschechischen Philharmonie beschließt der große Dirigent seine Lufbahn am gleichen Pult, an dem er sie begonnen hat.


Zusammengestellt von:

 
Hans Joachim Schneider

Links (deutsch): 

http://www.altenbergtrio.at/texte_g.php?useoid=KUB_1988<

http://de.wikipedia.org/wiki/Rafael_Kubelik

http://www.rondomagazin.de/interpreten/k/kubelik.htm

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4114&Alias=wzo&cob=165686&currentpage=2


International:

http://www.kubelik.org/

http://en.wikipedia.org/wiki/Rafael_Kubel%C3%AD

http://www.radio.cz/es/articulo/39927

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